Das Büro
etwas zur Vorgeschichte sagen.“ Er blickte auf. Der Mann sah ihn aufmerksam an. Er hatte einen Schreibblock auf den Schoß gelegt und machte eine Notiz. Sein Gesicht gefiel Maarten. Ein integerer, intelligenter Mann. Das beruhigte ihn halbwegs.„Wir machen einen Atlas“, sagte er. „Dafür kartieren wir Kulturphänomene, unter anderem traditionelle Erzählmotive, hinter denen sich alter Volksglaube verbirgt. Die Idee ist, dass diese Motive beziehungsweise Glaubensvorstellungen eine bestimmte Verbreitung haben, und diese Verbreitungsgrenzen auch die Grenzen einer historischen Kulturlandschaft darstellen. Bis jetzt haben wir solche Erzählmotive mit Hilfe von Fragebogen gesammelt, aber das liefert zu wenig Resultate. In Flandern hat man es mit Interviewern gemacht, dann bekommt man das Zehn- oder Zwanzigfache. Mit dem Antrag verfolgen wir das Ziel, auch hier Interviewer einsetzen zu können.“
Der Mann hatte interessiert zugehört. Als Maarten schwieg, plötzlich desorientiert, machte er sich eine Notiz. „Können Sie mir so eine Karte zeigen?“
„Herr Koning hat gerade einen außerordentlich interessanten Aufsatz über das Aufhängen der Nachgeburt des Pferdes geschrieben“, sagte Beerta, während Maarten aufstand, um eine Karte zu holen.
„So interessant ist er nicht“, sagte Maarten, „denn ich kann die Ergebnisse nicht erklären.“ Er zog seine Schreibtischschublade auf und holte die erste Ausgabe des Atlas heraus. „Und außerdem ist es kein Beispiel für Erzählforschung.“ Er kam mit der Karte der Wichtelmännchen zurück und legte sie vor Buisman auf den Tisch. „Das hier ist so ein Beispiel.“
Buisman beugte sich interessiert über die Karte und ließ seinen Blick vom Kartenbild zur Legende wandern, um die Bedeutung der verschiedenen Zeichen zu entziffern. Maarten folgte seinem Blick. Beerta sah aus einiger Entfernung zu.
„Können Sie mir auch so eine Kulturlandschaft zeigen?“, fragte Buisman.
„Nein. Ich bin erst ein einziges Mal auf eine Kulturgrenze gestoßen, bei der Nachgeburt des Pferdes, und selbst da sind noch einige Fragen offen.“
Buisman machte sich eine Notiz. „Und warum glauben Sie, dass es Ihnen gelingt, wenn Sie mehr Daten haben?“
„Das glaube ich nicht, das hoffe ich. Es kann gut sein, dass es ein Chaos bleibt, bloß ein etwas größeres.“ Er lachte. „Vielleicht wird essogar nicht einmal größer, wenn sich zeigt, dass sich überhaupt keine Erzählungen mehr finden lassen, auch nicht mit Interviewern.“
„Herr Koning sieht immer gern schwarz“, mischte sich Beerta ein. „Die reiche Ernte in Flandern lässt mich fest darauf vertrauen, dass wir hier auch Erfolg haben werden, und auf keinen Fall dürfen wir in unserem Land hinterherhinken.“
Buisman machte erneut eine Notiz. „Und wie wollen Sie an die Interviewer kommen?“, fragte er Maarten.
„In erster Linie über unsere festen Korrespondenten.“
Während sie die technischen und finanziellen Details des Unternehmens durchgingen, fühlte er sich allmählich entspannter, und als de Bruin mit dem Kaffee kam, war er voll und ganz in seinem Element.
„Unser Hausmeister macht den Kaffee mit dem Buisman-Extrakt“, bemerkte er, als de Bruin den Raum verlassen hatte und Buisman seine Tasse zu sich heranzog. Er lachte.
„Mit denen bin ich in der Tat verwandt“, sagte Buisman lächelnd.
Sie tranken ihren Kaffee. Buisman sah sich um. „Sie haben es hier ruhig.“
Beerta lächelte. „Die Ruhe ist nur Schein. Wir haben viel zu tun.“
„Ist es nicht anstrengend, so schnell ein Urteil über ganz unterschiedliche Forschungsvorhaben abgeben zu müssen?“, fragte Maarten.
„Ja“, sagte Buisman, „das ist sehr anstrengend, aber es ist auch interessant, weil man so vielen verschiedenen Menschen begegnet.“
„Darum beneide ich Sie vor allem“, sagte Beerta.
Fräulein Haan saß in einem hübschen Kleid hinter ihrem Schreibtisch und wartete, bis sie gerufen wurde.
„Herr Beerta fragt, ob Sie kommen können“, sagte Maarten, als er den Raum betrat.
Sie stand sofort auf, nahm eine Mappe, die auf ihrem Schreibtisch bereitlag, und ging, ohne etwas zu sagen, durch die offenstehende Tür in Beertas Zimmer. Sie machte einen angespannten Eindruck.
Maarten ging weiter bis zu dem Tisch, wo Ansing saß und arbeitete, und setzte sich ihm gegenüber. Er wirkte abwesend.
Ansing legte seinen Farbstift zur Seite und richtete sich auf. Er war damit beschäftigt, eine Karte zu zeichnen.
Maarten zog
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