Das Büro
Er war am Tisch stehengeblieben, mit einer Hand auf der Tischplatte. „Ich will, dass du dich für diesen Posten verantwortlich fühlst!“ Er blinzelte.
„Und wenn es keine Publikationen gibt?“
„Dann gibst du das Geld für etwas anderes aus und lässt dir eine Ausrede einfallen! Aber du streichst den Posten nicht!“
„Aber das ist doch idiotisch!“
„Das ist nicht idiotisch. Damit zeigst du der Kommission, dass es dir ernst ist! Darauf nimmst du zu wenig Rücksicht!“ Er sah Maarten fest in die Augen. „Und dann noch etwas! Wenn Frau Haan zwei zusätzliche Stellen fordert, musst du auch zwei zusätzliche Stellen fordern! Balk hat das kapiert. Auch wenn du selbst glaubst, dass du sie nicht brauchst. Das bist du deiner Abteilung schuldig. Und hilf mir jetzt mal, die Sachen wieder auf den Tisch zu räumen.“ Er wandte sich seinem Schreibtisch zu und begann, die Stapel, die Maarten dort abgelegt hatte, auf den Tisch zurückzuräumen.
Maarten beobachtete ihn, fassungslos. Alles in ihm sträubte sich gegen Beertas Worte, doch er hatte ihnen nichts entgegenzusetzen und fühlte sich im Stich gelassen. Langsam drehte er sich zu seinem Schreibtisch um, hob die Schreibmaschine hoch und trug sie an ihren Platz zurück.
Beerta war stehengeblieben und sah ihn an. „Wenn man die Verantwortung trägt“, sagte er mit unerwarteter Wärme in der Stimme, „muss man nun einmal Entscheidungen treffen, auch wenn sie einem sinnlos vorkommen. Das kannst du mir ruhig glauben.“
*
Er träumte, dass er von einem merkwürdigen, scheuernden Geräusch wach wurde. Als er die Augen öffnete, war es dämmrig. Rund um sein Bett war eine Mauer aus großen Steinen hochgezogen worden. Dahinter hörte er gedämpfte Stimmen. Eine Hand legte einen Stein auf die Wand und vermauerte ihn, wobei erneut dieses scheuernde Geräusch zu hören war. Er wollte sich aufrichten, doch er war wie gelähmt und konnte nur seinen Kopf bewegen. Ein weiterer Stein wurde auf die Mauer gelegt. Er versuchte zu rufen, doch es kam kein Ton heraus. Da wurde er wach. Noch halb im Schlaf hörte er von draußen, aus der Ferne, das Kreischen einer Katze. Es klang ängstlich, herzzerreißend, und ließ ihn sofort hellwach werden. Er richtete sich halb auf und horchte: Das Kreischen eines Tieres in höchsterNot. Einen Augenblick zögerte er, dann schlug er die Bettdecke zurück und stieg aus dem Bett. Nicolien wurde wach. „Was machst du?“, fragte sie schläfrig.
„Eine Katze“, antwortete er gedämpft, während er sich im Dunkeln eilig ankleidete.
„Was, eine Katze?“ Sie richtete sich auf. In diesem Moment hörte sie das Kreischen ebenfalls. „Was kann mit der Katze sein?“, fragte sie erschrocken.
„Ich weiß es nicht“, sagte er angespannt. Er stieg in seine Schuhe, band sich eilig die Schnürsenkel zu, zog seine Lodenjacke von der Gardinenstange, schloss die Tür auf und ging auf die Gracht hinaus, während er die Jacke anzog. Draußen war es totenstill. Das Kreischen hatte aufgehört. Um die Lichter der Laternen hing ein leichter Nebel. Es war kalt. Er hatte keine Ahnung, wie spät es war. Als er so dastand, unschlüssig, und darauf wartete, dass das Kreischen wieder anfangen würde, kam von links, über die Brücke, ganz langsam ein Polizeiauto. Es fuhr im Kriechtempo vorbei und bog rechts in die Egelantiersstraat ein. Danach war es erneut still. Auf gut Glück bog er rechts ab, in die Dunkelheit starrend. An der Ecke sah er die Rücklichter des Polizeiautos im Nebel verschwinden. Er ging an der Gracht entlang bis zu der kleinen Brücke am Ende der Tuinstraat, aufmerksam lauschend, doch in der Stille gab es nur seine Schritte. Er überquerte die Brücke, die unter seinen Füßen ein ungewöhnlich hohles Geräusch von sich gab, und ging weiter bis zur Marnixstraat. Ein Auto fuhr mit hoher Geschwindigkeit vorbei, danach war es wieder still. Er ging an der Westerkade zurück, auf der seinem Haus gegenüberliegenden Seite, bis zu ihrem Ende. Nur Nebel und Stille, keine Katze.
„Und?“, fragte Nicolien gespannt, als er die Wohnung wieder betrat.
„Ich kann nichts finden.“ Er zog sich wieder aus.
„Es klang so beängstigend.“
„Ja, es klang beängstigend.“ Er ärgerte sich.
„Hast du auch überall gesucht?“
„Wo soll man suchen?“, antwortete er gereizt. „Es ist stockdunkel.“ Er kroch wieder ins Bett. „Versuch, wieder zu schlafen.“
„Ich kann nicht mehr schlafen.“
„Versuch es trotzdem.“
Plötzlich hörte er
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