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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
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willst deinen Urlaub doch wohl nicht wegen eines solchen Scheißkongresses verschieben?“
    Er gab keine Antwort und wandte seine Aufmerksamkeit dem Essen zu.
    „Antworte!“, sagte sie drohend. „Du willst deinen Urlaub doch wohl nicht wegen eines solchen Scheißkongresses verschieben?“
    „Ich verschiebe ihn nicht“, sagte er beherrscht. „Der Kongress ist am vierzehnten zu Ende, also können wir am vierzehnten in den Urlaub fahren!“
    „Am vierzehnten in den Urlaub? Wir können doch nicht am vierzehnten in den Urlaub fahren, wenn der Kongress erst am vierzehnten zu Ende ist!“
    „Weil der Kongress in Brüssel ist.“
    „Und was ist mit mir? Soll ich etwa allein mit den Rucksäcken nach Brüssel fahren? Ich denke ja gar nicht daran! Wie kommst du bloß auf eine solche Schnapsidee!“
    Er blickte angespannt vor sich auf den Teller. „Ich hatte vorschlagen wollen, dass du mit zu diesem Kongress fährst.“
    „Ich?“, fragte sie entrüstet. „Ich mit zu diesem Kongress? Ich denke ja gar nicht daran! Ich und zu einem solchen Unsinn mitfahren!“
    „Du bist auch eingeladen.“
    „Ich und eingeladen?“ Sie lachte. „Na, dann kennen sie mich noch nicht! Stell dir nur vor! Die Frau des Herrn Wissenschaftlers! Und dann soll ich sicher auch noch mit all diesen Arschlöchern reden! Das glaubst du doch wohl selbst nicht! Du glaubst doch wohl nicht, dass ich das tun würde? Du kennst mich doch!“
    „Ja, ich kenne dich“, sagte er beherrscht.
    „Na also!“, sagte sie zornig. „Red dann nicht so idiotisches Zeug!“
    *
    „So, Junge“, sagte sein Vater.
    „Tag, Vater“, sagte er. Er stellte das Tonbandgerät in die Vorhalle, hängte seine Jacke an die Garderobe und folgte seinem Vater in dessen Zimmer. Draußen war es noch hell, im Haus begann es bereits zu dämmern. Das Grün der Sträucher und Bäume im Garten hatte in diesem späten Frühjahrslicht etwas Unwirkliches. Die Zweige wiegten sich im Abendwind. Es war ganz still, als wäre niemand im Zimmer. Er nahm in der Sitzecke Platz, bei den Gartentüren. „Was hast du gerade gemacht?“
    „Ich habe einen Apfel gegessen.“ Auf dem Tisch stand ein Teller mit Apfelschalen, einem Obstmesser und einem Stückchen Apfel. Neben dem Teller lag eine aufgeschlagene Zeitung. Auf dem Tisch standen, neben einem Stapel Bücher, ein Aschenbecher, Pfeifen und ein Tabaksbeutel.

„Hast du schon etwas gegessen?“, fragte sein Vater.
    „Im Bahnhofsrestaurant in Amersfoort. Ich habe einen Mitarbeiter besucht, der Erzählungen sammelt.“
    Sein Vater schnitt eine Scheibe von dem Apfelstück ab. „Willst du dir eine Pfeife stopfen?“ Er reichte Maarten seinen Tabaksbeutel.
    Maarten holte die Pfeife aus der Jackentasche und begann, sie sorgfältig zu stopfen, während sein Vater den Apfel aß.
    Als er ihn aufgegessen hatte, stand er auf und brachte den Teller durch eine offenstehende Tür im hinteren Teil des Zimmers in die kleine Küche. Maarten hörte das Auf- und Zuklappen des Abfalleimerdeckels und danach Wasser aus einem Hahn strömen. „Willst du eine Tasse Kaffee?“, fragte sein Vater aus der Küche.
    „Kannst du das denn?“
    „Natürlich kann ich das. Ich habe jetzt eine Maschine.“
    Maarten lauschte den Geräuschen in der Küche. Er hörte, wie sein Vater die Tassen auf die Spüle stellte, einen Löffel auf eine Untertasse legte, das Röcheln der Maschine. Kurz darauf kam er mit zwei Tassen herein. „Ich habe keine Milch.“
    „Das macht nichts.“ Er nahm die Tasse entgegen und merkte, dass die Hand seines Vaters ein wenig zitterte. Das rührte ihn, doch es hatte auch etwas Bedrohliches. „Bekommst du ab und zu noch Besuch?“, fragte er.
    „Nicht so oft.“ Er suchte sich eine Pfeife aus und begann sie zu stopfen.
    „Auch nicht von der Arbeit?“
    „Gerda und ihr Mann waren kürzlich mal hier. Das sind nette Leute. Und ich habe natürlich auch noch Kontakt zu Gijs. Gijs ist ein prima Junge.“
    „Und selber gehst du auch nicht.“
    „Das soll man als alter Mann niemals tun. Man hält die Leute nur von der Arbeit ab. Und ich kann mich gut allein unterhalten.“
    Sie schwiegen und rauchten. Maarten folgte mit den Augen dem Rauch, den er ausblies und der sich im Raum auflöste. Das Zusammensein mit seinem Vater hatte immer etwas Beklemmendes, doch er wusste nicht, wie er diese Beklemmung durchbrechen sollte.
    „Ein Verleger hat mich gefragt, ob ich nicht meine Memoiren schreiben wolle“, sagte sein Vater. „Was hältst du davon?“
    Die

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