Das Büro
Frage überraschte Maarten. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass sein Vater ihn jemals um sein Urteil gebeten hätte.
„Ich würde es nicht tun“, sagte er, bevor er noch richtig darüber nachgedacht hatte.
„Ja, zu dem Schluss bin ich auch gekommen.“
„Es sei denn, dass man ganz hart sein kann und genau das ausspricht, was man über die Menschen denkt.“ Eine leichte Erregung ergriff ihn, die ihn daran hinderte, klar zu denken, er redete aufs Geratewohl. „Aber ich glaube nicht, dass du das kannst.“
„Nein, das kann ich nicht“, gab sein Vater zu. „Ich glaube also, dass ich es nicht mache.“
Sie schwiegen. Es dauerte einen Moment, bis Maartens Begeisterung über die Vertraulichkeit des Gesprächs sich gelegt hatte und er seine Gedanken wieder halbwegs unter Kontrolle hatte. Er beugte sich etwas nach vorn und nahm das oberste Buch vom Stapel. „Was liest du gerade?“ Seine Stimme war noch etwas unsicher.
„Hauptsächlich Krimis. Der, den du da in der Hand hast, ist gut. Du kannst ihn dir ausleihen.“
Maarten lachte. Er legte das Buch wieder zurück. „Vielleicht nach der Rente“, wehrte er ab. „Im Augenblick habe ich dafür keine Zeit.“
*
„Jemand für Herrn Beerta. Übernehmen Sie ihn?“, fragte der Telefonist.
„Koning!“ wiederholte Maarten. Er nahm einen gelben Leihschein vom Stapel und suchte einen Bleistift.
„Karel Ravelli!“
„Tag, Karel.“ Er legte den Zettel wieder weg.
„Ich hatte nach Beerta gefragt.“
„Der ist in Leeuwarden.“
„Was will er
da
nun wieder? Davon hat er mir nichts gesagt!“
„Die Vereinigung der Volkstanzgruppen.“
„Die Vereinigung der Volkstanzgruppen!“, rief Karel aufgeregt. Erlachte laut. „Darum hat er natürlich auch nichts davon gesagt!“ Er lachte erneut ausgelassen.
Maarten schmunzelte. „Ich kann es mir auch nur schwer vorstellen.“
„Sag mal, jetzt, wo ich dich schon mal am Telefon habe: Ihr wolltet mich doch immer mal besuchen kommen, weißt du noch?“
„Ja“, sagte Maarten zögernd.
„Können wir dann nicht sofort einen Termin machen? Oder bist du momentan zu beschäftigt?“ Er lachte erneut. „Das sagt Anton immer, wenn er keine Lust hat.“
„Nein, ich bin nicht zu beschäftigt“, sagte Maarten ohne große Begeisterung.
„Denn sonst kommen wir nie dazu!“
„Nein.“
Sie machten einen Termin. Als er den Hörer aufgelegt hatte, nahm er ihn sofort wieder ab und rief Nicolien an.
„Ich hatte gerade Karel Ravelli am Telefon.“
„Ja?“
„Er wollte sich verabreden.“
„Und was hast du gesagt?“
„Ich habe einen Termin für Freitag gemacht.“
„Ach“, sagte sie verstimmt. „Konntest du dich nicht herausreden?“
„Nein.“
„Ich finde, er ist ein fürchterlicher Mensch.“
„Ja.“
„Und Beerta? Kommt Beerta dann auch?“
„Das nehme ich an.“
„Das ist wenigstens etwas. Beerta finde ich nett.“
*
„Ich bin lange nicht mehr hier gewesen“, sagte Frans scheu. Er trug einen schwarzen Pullover, eine schwarze Cordhose, schwarze Sandalen, schwarze Socken und verbreitete einen starken Schweißgeruch um sich herum. „Das kommt daher“, er zögerte, „weil ich es euch eigentlich immer noch übelnehme, dass ihr mich damals in die Valeriusklinikzurückgeschickt habt.“ Er blickte rasch von Nicolien zu Maarten. „Versteht ihr das?“
„Nein“, sagte Maarten, „das verstehe ich nicht.“ Die Bemerkung weckte seine Aggressionen.
„Oh“, sagte Frans verdattert, „nein, vielleicht ist es auch Unsinn.“ Er blickte rasch zu Nicolien und dann wieder zu Maarten.
„Ich glaube, ich verstehe es schon“, sagte Nicolien.
„Ja?“, fragte Frans hoffnungsvoll.
„Wie hattest du dir das denn vorgestellt?“, fragte Maarten, ihre Bemerkung ignorierend. „Dass du hier für den Rest deines Lebens im Hinterzimmer sitzen würdest und wir jedes Mal an dir vorbei müssten, wenn wir zum Klo gehen oder uns waschen oder Essen kochen wollen? Das hätte dich in den totalen Wahnsinn getrieben, und uns auch.“ Er fand es so verrückt, dass Frans ihm dies übelnahm, dass er seine Wut nur mit Mühe kontrollieren konnte.
„Ja, das ist natürlich so“, sagte Frans schnell, „es ist natürlich Unsinn, es war nur so ein Gedanke. Mein Bruder sagte auch schon, dass es idiotisch wäre.“
Sie schwiegen. Maarten suchte nach einer Pfeife und langte zu seinem Tabak.
„Deswegen bin ich eigentlich auch nicht hier“, sagte Frans hilflos. „Es war eher so, dass ich plötzlich daran
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