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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
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kleines Mädchen. Vor dem Fenster hängen Gardinen mit eingewebten kleinen Kreuzen. Die Kreuze sind unregelmäßig verteilt. Die Absicht dahinter ist nicht klar. Hinter den Gardinen liegt ein verregneter Garten mit Margeriten, Ringelblumen und Gemüse. Vor dem Fenster Gitter. Ein nettes Café. Noch eine Stunde bis zum Essen. Aus der Küche hört man Tanzmusik und das Klappern von Töpfen und Löffeln. Eine Frau redet monoton. Es riecht gut. Zwiebeln. Ein Mann ist hereingekommen. Er sitzt hinter uns an einem knarrenden Tisch, lesend oder schreibend. N. fingert an der Zeitung herum, die sie wahrscheinlich schon zum fünften Mal liest. Ein zweiter Mann. Er grüßt, wechselt ein paar Worte mit dem ersten und geht weiter in die Küche, wo er ein Gespräch beginnt. Das Gespräch wird von der Stimme des Nachrichtensprechers übertönt. Es ist kalt. Es regnet noch immer. Was lässt diese Cafés so hohl wirken? Der Boden mit Holzplanken? Die Leere? Die Nachrichten werden von einer Fanfare unterbrochen. Ferien werden zum Teil auch durch das Vergnügen geprägt, sich nach seinem Zuhause zu sehnen, nach dem Ofen und der eigenen Lampe, der eigenen Zeitung, den eigenen Sesseln und nach den zurückliegenden Ferien. Sacrée vie de vie.
    Noch eine Dreiviertelstunde. Das Klo ist in der Garage. Dort steht einTretauto, und es liegt ein Haufen Gerümpel herum. Das Klo ist ein Loch im Boden, von dem man wie der geölte Blitz wegrennen muss, wenn man abgezogen hat. Es fällt mir auf, dass ich in diesen Ferien, verglichen mit den vorigen, nur wenig beobachte. Oder bilde ich mir das ein? Liegt es am Land? Oder habe ich mich mehr zum Touristen entwickelt? Bin mehr mit mir selbst beschäftigt und weniger an der Umgebung interessiert? Ich habe die Neigung, Letzteres zu denken. Zunehmende Isolierung, Beklemmungen, Schmerzen in der Brust, und so weiter. Seit vier Jahren kenne ich das Gefühl nicht mehr, frei und selbständig zu sein. Stattdessen eine fortwährende, ängstliche Hast, so als ob ich vor etwas fliehen muss. Da ich nicht weiß, wovor, weiß ich auch nicht, wie. Es ist alles sehr logisch. Die Folge ist ein zunehmendes Bedürfnis, zu Hause zu sein, in einer Umgebung, die so klein und so übersichtlich wie möglich ist. Niemanden sehen, nichts erleben, was die Situation verkompliziert, und dann die Dinge in aller Ruhe betrachten.
    *
    In der Türöffnung von de Bruins Verschlags stand ein kleiner Mann in einem schlecht sitzenden braunen Anzug.
    Maarten blieb stehen. „Ist de Bruin nicht da?“
    „De Bruin liecht im Krankenhaus“, sagte der Mann. „Ich bin der Vertreter.“
    Maarten streckte zögernd die Hand aus. „Ich bin Koning. Ich arbeite hier.“
    „Hindriks“, sagte der Mann. „Angenehm.“ Es war ein schon etwas älterer Mann, mit Froschgesicht und großen Tränensäcken unter den Augen.
    „Was hat de Bruin?“
    „Das kann ich Sie nich sagen. Ich bin auch gerade erst gekommen. Woll’n Se vielleich’n Kaffee? Ich hab gerade aufgesetzt.“
    „Später gerne.“ Er lächelte, um nicht unfreundlich zu wirken, und ging hintenherum in sein Zimmer.
    „Schönen Urlaub gehabt?“, fragte van Ieperen.
    „Ich sehne mich schon nach dem nächsten“, antwortete Maarten.
    Van Ieperen kicherte.
    Beerta saß bereits am Schreibtisch.
    „Tag, Herr Beerta“, sagte Maarten. „Ich habe gehört, dass de Bruin im Krankenhaus liegt?“
    „De Bruin liegt im Krankenhaus“, bestätigte Beerta. Er drehte sich um. „Wie war’s?“
    „Gut. Was hat er?“
    „De Bruin hatte einen Herzinfarkt.“
    „Einen Herzinfarkt? Dabei spielt er doch regelmäßig Fußball?“
    „Das scheint nichts zu nützen. Ich bin zumindest wieder einmal froh, dass ich nicht Fußball spiele.“
    „Hat er ihn denn beim Fußballspielen bekommen?“
    „Nein, hier, während der Arbeit.“
    „Dann liegt es also an der Arbeit.“
    „Vom Arbeiten bekommt man keinen Herzinfarkt.“
    Maarten lachte. „Das wäre erst noch zu beweisen.“
    „Etwas anderes“, er stellte seinen Stuhl schräg, um Maarten ansehen zu können. „Ich habe ein Gespräch mit Springvloed gehabt. Springvloed zufolge kann Bart problemlos bis zum Ende des Jahres sein Studium abschließen. Wir müssen also noch einmal mit ihm sprechen.“
    Maarten hatte seinen Stuhl zurückgeschoben und setzte sich hin. Er reagierte nicht sofort.
    „Was meinst du?“
    „Gut“, sagte Maarten widerwillig. „Sobald er kommt, werde ich ihn fragen.“
    „Wir können es nicht verantworten, dass die Stelle noch

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