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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
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während er mechanisch nach den Streichhölzern suchte.
    „Findet ihr das falsch?“ Er blickte scheu zu Nicolien und von ihr zu Maarten.
    „Nein, ich finde das sehr gut“, sagte Maarten. „Ich verstehe nur den Psychiater nicht.“
    „Du findest, er hätte mich dabehalten müssen?“
    „Nein, dass er so unsicher ist.“
    „Ich glaube, dass sie sich da auch keinen Rat wissen. Glaubst du nicht? Ich habe ihnen geschrieben, dass ich mich jetzt selbst um mich kümmern werde.“
    Maarten nickte. „Sehr gut.“ Er nahm seinen Pfeifenstopfer und drückte den Tabak in den Kopf. „Und jetzt?“
    „Jetzt bin ich wieder bei meinen Eltern.“ Er lachte verlegen. „Aber ich kriege wahrscheinlich eine Wohnung und vielleicht auch eine Stelle“, er sah wieder zu Nicolien, „in einem Institut in der Nähe des Artis-Zoos.“
    „Was musst du da machen?“, fragte Maarten.
    „Käfer zeichnen“, er sah erneut Nicolien an. „Ich finde das interessant, ihr nicht?“
    „Wie hast du das denn geschafft?“, fragte Maarten erstaunt.
    „Über den Sozialdienst. Mein Vater ist Freimaurer“, fügte er mit einem entschuldigenden Lachen hinzu, „und der Direktor auch.“
    „Hast du denn schon mal Käfer gezeichnet?“, fragte Klaas.
    Frans blickte rasch zur Seite. „Nein“, er sah wieder zu Maarten, als suche er Unterstützung.
    „Onkel Klaas ist bei der Naturfreundejugend gewesen“, erklärte Maarten. „Der interessiert sich für Käfer.“
    „Oh.“ Es war deutlich, dass die Anwesenheit Klaas’ ihn beunruhigte. „Ich war auch bei der Naturfreundejugend.“
    Klaas sah ihn mit einem Lächeln an. „Aber du interessierst dich nicht für Käfer.“
    „Doch, schon.“
    Sie schwiegen.
    Maarten steckte wieder seine Pfeife an und suchte nach einem Thema, doch bevor er eines gefunden hatte, stand Klaas auf. Maarten sah ihn an. „Gehst du?“
    „Ja, ich werde mal gehen.“
    Maarten stand auch auf.
    „Ich finde selbst raus.“ Er reichte Frans die Hand. „Auf Wiedersehen.“ Das verwirrte Frans erneut. Er wurde rot und stand auch auf. „Ja“, sagte er, während er Klaas verlegen die Hand schüttelte.
    *
    „Das erzähle ich natürlich jedes Mal“, sagte Beerta mit einem charmanten Lächeln, „aber heute meine ich es auch wirklich.“ Er stand aufrecht hinter dem Tisch, eine Hand mit den Knöcheln locker aufgestützt. Maarten sah sich im Saal um. Außer Buitenrust Hettema und van der Land, die sich einen der vorderen Tische ausgesucht hatten, saßen dort etwa zwanzig Korrespondenten unregelmäßig an den Tischen in dem viel zu großen Raum verteilt. Ein Mann lachte und sagte etwas zu seiner dicken, in ein Blümchenkleid verpackten Frau. Ganz hinten, an einem Tisch bei der Tür und weit entfernt von den anderen, saß Slofstra, seinen Kopf etwas erhoben und die Unterlippe vorgestreckt, so als würde er eine Zigarre rauchen. Doch Slofstra rauchte nicht.
    „Und dann gebe ich das Wort jetzt an Doktor Haan“, sagte Beerta. Seine Worte verursachten bei Maarten eine Welle des Unbehagens. Beerta setzte sich, Fräulein Haan stand auf und ging zum Rednerpult auf der anderen Seite des Vorstandstisches, an dem Balk, Meierink und Frau Moederman saßen. Unter den Blicken, die auf sie gerichtet waren, bewegte sie sich mädchenhaft ungelenk, und als sie vom Rednerpult aus in den Saal hineinsah, war ihr Gesicht auf der Maarten zugewandten Seite zu einem Lächeln erstarrt. „Liebe Freunde“, sagte sie. „Ich darf doch wohl ‚Liebe Freunde‘ sagen? Denn die meisten von Ihnen kenne ich schon so lange …“ Das Fenster hinter ihr ging auf einen Innenhof hinaus. Die untere Hälfte des Dachs vom Hinterhaus wurde von der Sonne beschienen, mit einem blauen Himmel darüber. Draußen war es frisch und herbstlich. Er dachte kurz mit Heimweh an den endlosen Raum nördlich von Amsterdam an einem herbstlichen Samstagnachmittag: das grüne Land, den gelben Schilfkragen um die Seen herum, den Deich, das glitzernde Wasser des Ijsselmeers – doch im nächsten Moment brachte ihn der Anblick der mühsam zusammengetrommelten, traurigen Gruppe von Leuten in diesem stickigen Saal und die Stimme von Fräulein Haan, die sich bis aufs Äußerste abmühte, herzlich und gesellig zu klingen, in die Wirklichkeit zurück. Mit Widerwillen betrachtete er einen stämmigen, autoritären Mann an einem der Tische beim Fenster. Der Mann trug einen dreiteiligen grauen Anzug, im Knopfloch steckte ein kleiner Orden. Seine Frau saß ein wenig schüchtern neben ihm und

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