Das Büro
schüttelte leicht ihren Kopf, als sei sie nicht mit dem einverstanden, was Fräulein Haan sagte. Aus dem Bedürfnis heraus, dem etwas entgegenzusetzen, beugte Maarten sich seitlich zu Hendrik hinüber. „Der Mann da links“, flüsterte er, „der mit dem Ritterorden. Ähnelt der deinem Vater?“ Hendrik, der gerade versuchte, seinen Bleistift senkrecht hinzustellen, blickte träge in die angegebene Richtung und schüttelte langsam den Kopf. Maarten hatte den Blick bereits abgewandt und musterte die anderen Anwesenden. Sie waren alle da: der schon etwas ältere, unverheiratete Bauersmann mit seinem leicht hysterisch wirkenden Gesicht und dem schiefgewachsenen Hals, der Lehrer, der vor langer Zeit durch das Staatsexamen für das Lehramt anGrundschulen gefallen war und nun durch das Ausfüllen der Fragebogen für die Wissenschaftler des Büros nach Anerkennung suchte, die Mutter mit ihrer unverheirateten Tochter, die ihre Arbeit übernehmen sollte, die ältlichen Ehepaare, die nicht hatten nein sagen können, als man sie um ihre Mitarbeit gebeten hatte, und die eigentlich auch stolz darauf waren, sowie der Mann, der einen Artikel über die Geschichte seines Geburtsortes oder seiner Familie geschrieben hatte und jetzt im Dorf als gelehrt galt. Während Maarten sich in die phantasierten Lebensläufe vertiefte, ging sein Widerwille in Mitleid über. Er betrachtete Fräulein Haan, lauschte missmutig der Wichtigtuerei und Selbstzufriedenheit, die ihrer gesamten Zurschaustellung von Herzlichkeit und Geselligkeit zugrunde lag, und glaubte zu verstehen, wie die Welt tatsächlich war. Schlecht also. Sein Blick schweifte zu den vorderen Tischen, an denen Buitenrust Hettema und van der Land saßen. Buitenrust Hettema saß aufrecht da, mit hochgezogenen Augenbrauen und vorgeschobener Unterlippe, und hörte zu, als hätte er noch nie in seinem Leben etwas so Belangloses mitgemacht. Van der Land lauschte fromm, die Pfeife locker im Mund. Maarten fragte sich, was sie davon hielten. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sie sich amüsierten.
„Wie fanden Sie den Nachmittag?“, fragte er Buitenrust Hettema, als sie in kleinen Gruppen auf dem Rückweg zum Bahnhof waren.
„Ich fand es sehr interessant“, versicherte Buitenrust Hettema.
Van der Land nahm die Pfeife aus dem Mund. „Vor allem, was du über das Sammeln von Erzählungen erzählt hast.“ Er beugte sich nach vorn und zeigte mit der Pfeife auf Maarten. „Ich habe gar nicht gewusst, dass sich bei uns im Land noch so viele von diesen Erzählungen finden lassen.“ Er schüttelte den Kopf, wobei sich seine Wangen und der Mund mitbewegten.
„Ich auch nicht“, sagte Maarten.
„Und in dieser Qualität!“, sagte van der Land nachdrücklich.
„Ja, es sind schöne Geschichten dabei“, gab Maarten zu. Er wandte sich wieder Buitenrust Hettema zu, der zwischen ihnen ging. „Fanden Sie es wirklich interessant?“
Buitenrust Hettema sah ein wenig überheblich auf ihn herunter. „Warum sollte ich es nicht interessant finden?“
„Ich hätte mir auch vorstellen können, dass es für Sie ein verlorener Nachmittag gewesen wäre.“
„Wie kommst du denn darauf?“, fragte Buitenrust Hettema erstaunt.
„Das ist deine Bescheidenheit“, meinte van der Land und beugte sich erneut nach vorn. „Man kann sich nun mal nicht vorstellen, dass ein anderer das, was man tut, interessant findet. Das geht mir auch so.“
„Es ist eher so, dass ich mich vor den Korrespondenten schäme.“ Er begann sich unglücklich zu fühlen.
„Das verstehe ich nicht“, sagte Buitenrust Hettema.
„Die Korrespondenten haben keinen Grund zum Klagen“, meinte van der Land. „Allein schon, was ihr, du über die Erzählungen und Ansing über das Pflügen, erzählt habt, hat den Nachmittag zu einem Gewinn gemacht. Übrigens, Fräulein Haan und Balk fand ich auch sehr gut.“
Maarten lachte, aber nicht von Herzen. „Dann können wir ja von Glück sagen“, meinte er.
*
„Du hast bei Buitenrust Hettema keinen guten Eindruck hinterlassen“, sagte Beerta, sobald Maarten am Montagmorgen den Raum betreten hatte. Er stand an seinem Schreibtisch und sah Maarten fest in die Augen.
„Wieso?“, fragte Maarten. Er blieb stehen.
„Du hast gesagt, du könntest dir vorstellen, dass es für ihn ein verlorener Nachmittag gewesen wäre. Er fand, das sei eine zynische Bemerkung gewesen.“
„Zynisch?“ Er spürte, wie das Blut in seinen Kopf stieg. „Weil ich mich über diese Wichtigtuerei
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