Das Büro
bereits kodierter Fragebogen und Karteikästen um sie herum. „Sind schon viele Fragebogen eingegangen?“, fragte er.
„Bestimmt schon hundert, schätze ich.“ Sie suchte, während ihr Kopf leicht wackelte, in einem Karteikasten herum, stellte eine Karte hoch, zog die Karte, die sich davor befand, heraus und schrieb die Codenummer der Karte in das Feld oben rechts auf dem Fragebogen. Dann hakte sie den Bogen auf der Karte ab. „Wollen Sie schon mal ein paar sehen?“
„Nein, das mache ich später.“
Sie öffnete einen anderen Kasten und suchte erneut eine Karteikarte, diesmal für einen zweiten Fragebogen, den sie aus dem Umschlag gezogen hatte.
„Die ersten Fragebogen sind übrigens nicht die besten“, sagte er. „Die besten kommen noch.“
„Oh, aber es sind sehr gute Fragebogen dabei! Ich finde es immer schade, dass ich so wenig Zeit habe, mich darin zu vertiefen.“ Sie hakte den Bogen auf der Karteikarte ab und steckte sie zurück in den Kasten.
Maarten nahm einen Fragebogen von einem der Stapel, die sieschon bearbeitet hatte, und schlug ihn auf. „Ich traue dem nicht. Leute, die vor Neujahr ihre Fragebogen einschicken, haben Klarschiff machen wollen, wohingegen Leute, die danach kommen, sich vorgenommen haben, ihr Leben zu bessern. Achten Sie nur einmal darauf.“
Frau Moederman schmunzelte. „Ach, Herr Koning.“
„Nehmen Sie sich das denn am Silvesterabend nicht vor?“ Er sah sie ironisch an.
„In meinem Alter macht man das nicht mehr.“
„Und Sie, Herr Slofstra?“, fragte Maarten über ihren Kopf hinweg.
„Ich werde mich hüten!“, antwortete Slofstra.
„Aber Sie essen doch wenigstens Krapfen?“
„Kein Stück!“
„Warum nicht?“
„Meine Frau findet, dass ich zu dick werde!“
Maarten sah Meierink an, der reglos neben ihm saß und las. „Esst ihr Krapfen, Geert?“
Meierink blickte träge auf. „Was?“
„Ob ihr Krapfen esst.“
„Wir gehen immer zu unseren Verwandten.“
„Und dann singt ihr
Uren, dagen, maanden, jaren
“, stellte Maarten fest.
Meierink lachte dümmlich. „Ihr vielleicht.“
„Ich bin nicht evangelisch-reformiert.“
„Aber
wenn
Sie reformiert wären, würden Sie es sicher auch nicht tun“, sagte Frau Moederman.
„Warum nicht?“
„Weil Sie ein zu nüchterner Mensch dafür sind.“
„Nüchtern?“, fragte Maarten erstaunt. „Ich bin überhaupt nicht nüchtern. Ich höre mir jeden Abend um halb elf das
Ave Verum
an, und das finde ich herrlich! Das treibt mir die Tränen in die Augen!“
„Nein, das finden Sie überhaupt nicht herrlich“, sagte Frau Moederman freundlich, „das sagen Sie nur so! Sie sind ein Spötter.“
Maarten hörte lachend und ein bisschen verlegen zu. „Aber ich finde es wirklich schön.“
Frau Moederman schüttelte den Kopf. „Nein, das sagen Sie zwar, aber Sie meinen es nicht so.“
„Spötterhäuser brennen nicht“, sagte Slofstra laut.
„Eine komische Redewendung“, fand Maarten.
„Das hat meine Mutter immer gesagt.“
„Meine Schwiegermutter auch. Aber soweit ich weiß, brennen sie sogar besonders gut!“
„Möglich“, sagte Slofstra desinteressiert. „Sie werden das besser wissen.“
1963
De Gruiter verließ den Raum. Maarten setzte sich wieder an die Schreibmaschine. Beerta blieb vor dem Ofen stehen, die Hände auf dem Rücken, und sah Maarten an. „Bei wem habt ihr am Silvesterabend unter der Kanzel gesessen?“, fragte er mit einiger Ironie.
„Bei niemandem“, antwortete Maarten missmutig.
„Bei niemandem?“ Er hob die Augenbrauen. „Ich dachte, ihr geht am Silvesterabend immer in die Kirche.“
„Das haben wir ein einziges Mal gemacht, um meinen Schwiegereltern einen Gefallen zu tun, aber der Pfarrer war ein solcher Scharlatan, dass wir das nie wieder gemacht haben.“
„Dann solltest du doch mal zu Overbosch gehen. Overbosch ist kein Scharlatan.“
„Sind Sie bei Overbosch gewesen?“, fragte Maarten, um dem Gespräch eine andere Wendung zu geben.
„Ich bin jetzt in der Weihnachtszeit vier Mal bei Overbosch gewesen und fand es jedes Mal aufs Neue sch-spannend. Es hat mich sehr erbaut.“
„Was muss ich mir denn darunter vorstellen?“, fragte Maarten skeptisch.
„Ich bring dir gern mal ein Gemeindeblatt mit, in dem etwas von ihm steht“, versprach Beerta. „Overbosch ist intelligent.“
Maarten reagierte nicht darauf. Er spannte eine Karteikarte in die Schreibmaschine und zog das Buch, das daneben lag, etwas näher zu sich heran.
„Wenn ihr nicht
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