Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
Vom Netzwerk:
in die Kirche geht, was macht ihr dann an so einem Silvesterabend, wenn ich fragen darf?“, fragte Beerta.
    „Wir haben mit meiner Schwiegermutter
Mensch ärgere dich nicht
gespielt, Krapfen gegessen und Glühwein getrunken. Ich habe verloren.“ Er tippte ein Schlagwort auf die Karteikarte, drückte auf den Tabulator und schrieb anschließend die Jahreszahl.
    Beerta lächelte. „Karel und ich haben Silvester zusammen mit einem Grüppchen Künstler gefeiert, die alle ein Verhältnis miteinander haben. Erst waren wir im De Kring, und als wir alle schon ein bisschen betrunken waren, sind wir mit zwei Autos zu mir nach Hause gefahren und haben da noch bis drei Uhr weitergemacht.“
    „War Overbosch auch dabei?“
    „Overbosch war nicht dabei. Wohl aber eine sehr sinnliche Frau, so eine mit großen Brüsten, die sie ständig an mich drückte“, er machte eine etwas feminin wirkende Bewegung und schmunzelte, „eine noch sehr jung aussehende Frau, aber doch schon mit einem erwachsenen Sohn, die Frau eines Psychiaters.“
    „Die müsste es doch besser wissen.“
    „Vielleicht wusste sie es auch besser“, sagte Beerta amüsiert. Er wippte auf den Zehen und ließ sich dann langsam auf die Hacken zurücksinken, „aber das war ihr dann nicht anzumerken.“
    Es klopfte leise an der Tür. Beerta sah an Maarten vorbei und hob die Augenbrauen. Die Tür öffnete sich, Frau Moederman trat ein. „Entschuldigen Sie, meine Herren“, sie sah von Beerta zu Maarten, als suche sie jemanden, „aber ich wollte Ihnen noch eben ein Frohes Neues Jahr wünschen.“
    Beerta richtete sich ein wenig auf und nickte. „Das dürfen Sie, Frau Moederman“, sagte er gönnerhaft. „Das schätze ich sehr.“
    *
    Maarten träumte, dass er sich mit Hendrik, Fräulein Haan und Beerta in einer Sitzung befand. Es kam zu einer Meinungsverschiedenheitbezüglich der Übersetzung eines technischen Begriffs. Hendrik schlug
französisches Dreieck
vor, doch Fräulein Haan beharrte auf
Carambolage
. Hendrik wollte sich dem nicht beugen. „Es
ist
ein französisches Dreieck!“, sagte er und richtete sich auf. „Und damit Schluss!“ Sein Auftreten brachte Maarten in Verlegenheit. Es behagte ihm nicht, dass man sich stritt, und er schämte sich dafür. Doch er fand auch, dass er Hendrik nicht im Stich lassen durfte, und nahm es sich selbst übel, dass er zögerte. „Ich gebe Henrik Recht“, sagte er schließlich. – „Aber warum darf ich eigentlich nie Recht bekommen, wenn ich Recht habe“, sagte Fräulein Haan, „ihr seid immer gegen mich.“ Es schien, als würde sie anfangen zu weinen. Das machte Beerta unsicher. „Ich schlage vor, zum nächsten Punkt zu kommen“, sagte er. Das irritierte Maarten. „Wenn Sie
französisches Dreieck
auch besser finden, ist die Sache entschieden“, sagte er, böse werdend. „Wenn Sie beides gleich gut finden, ebenfalls! Sie haben die Entscheidung in der Hand!“ Doch Beerta hatte nicht den Mut, sie zu treffen.
    *
    Neben der obersten Klingel war ein Kärtchen mit seinem Namen befestigt:
Frans Veen
. Darunter stand etwas kleiner:
E.N.V.E.
Maarten drückte dreimal kurz auf die Klingel. Sie warteten. Aus dem Fenster neben der Tür fiel Licht durch den Spalt der Vorhänge. Es gab einen kleinen Vorgarten mit Kies, begrenzt von einem niedrigen Zaun. Frans’ Fahrrad lehnte an der Fensterbank. „Er muss da sein“, sagte Maarten. Im selben Moment ging hinter der kleinen Scheibe in der Tür das Licht an, und die Tür sprang auf. Sie betraten das Treppenhaus. „Maarten und Nicolien!“, rief er nach oben. Von dort kam eine Antwort, unverständlich. Sie stiegen eine schmale, steile und ausgetretene Treppe hinauf. Im ersten Stock befand sich ein kleiner Flur mit einem Kokosläufer und einem Kinderfahrrad in der Ecke, dahinter begann eine neue Treppe.
    Frans stand oben an der vierten Treppe in der Tür, doch sobald er sie sah, verschwand er und kam erst wieder zum Vorschein, als sie keuchend den Absatz vor seiner Tür erreicht hatten.
    „Ha“, sagte er.
    „Was bedeutet E.N.V.E.?“, fragte Maarten.
    „Nichts.“
    Maarten lachte.
    „Jeder ist doch irgendwo Mitglied“, erläuterte Frans, wie um sich zu entschuldigen. „Findest du nicht?“
    „Wir nicht“, sagte Maarten. „Na ja, beim Tierschutzverein natürlich, und bei unserem Rundfunksender.“ Er ging an Frans vorbei in den kleinen Flur.
    „Schau, das haben wir für dich mitgebracht, einen Genever“, sagte Nicolien hinter ihm. „Oder darfst du das noch

Weitere Kostenlose Bücher