Das Büro
nicht?“
„Danke. Natürlich darf ich das, ich nehme keine Tabletten mehr.“
„Sehr gut“, fand Maarten.
Vorne links war eine kleine Küche. Aus dem angrenzenden Zimmer kam Licht. Der Flur wurde durch eine kleine Lampe aus gefärbtem Glas schwach beleuchtet. Eine schräg stehende Leiter führte zu einer Dachluke. An der rückwärtigen Wand, neben der Tür zur Wohnstube, stand ein Schränkchen mit einer altmodischen Pendeluhr darauf.
„Wollt ihr vielleicht eure Mäntel ausziehen?“, fragte Frans unsicher.
„Ja, das hatten wir vor“, sagte Maarten. In dem Aplomb, mit dem er es sagte, erkannte er zu seinem eigenen Missfallen seinen Vater. „Es ist kalt“, fügte er hinzu, um die Bemerkung abzuschwächen.
„Ja, die Wasserleitung ist zugefroren.“ Er nahm Nicolien den Mantel ab, entfernte seinen von der Leiter und hängte ihre Mäntel an dessen Platz, als wolle er vermeiden, dass sie miteinander in Berührung kämen.
„Und wie machst du das jetzt?“, fragte Maarten, als er das Zimmer betrat.
„Ich kann unten Wasser holen. Das sind nette Leute.“
„Wie lästig“, sagte Nicolien. Sie lachte.
„Bei dem Kinderfahrrad“, stellte Maarten fest.
„Nein, ein Stockwerk höher.“
Es war ein kleines Zimmer, nicht sehr viel mehr als drei mal drei Meter, mit weißen Wänden und einem weißen Kaminsims sowie grünen Vorhängen vor den Fenstern. Im Raum befanden sich ein Holztisch mit drei Peddigrohrstühlen, eine Schreibtischlampe und einÖlofen. Seitlich, im Halbdunkel, stand ein kleiner Tisch mit den Überresten eines Radios, in dem Lämpchen leuchteten.
„Wollt ihr Kaffee?“, fragte Frans nervös.
„Gern“, sagte Maarten und drehte sich zu ihm um.
„Ja, gern“, sagte Nicolien.
„Ich habe auch noch Käse und Wein“, sagte Frans unsicher.
„Den gibt es anschließend“, entschied Maarten, und er erkannte darin abermals seinen Vater wieder.
Während Frans den Raum verließ, setzte Nicolien sich in den Korbstuhl neben dem Ölofen. Maarten blieb stehen, die Hände in der Tasche. Die Wände waren nahezu kahl. Der einzige Wandschmuck bestand aus der Reproduktion eines Frauenporträts. Ihre Augen waren mit einem Streifen Papier überklebt. Auf dem Kaminsims lag ein Apfel, daneben ein ausgestopfter Handschuh, dessen Finger nach oben zeigten, dahinter stand das Foto eines Tigers. Auf der anderen Seite des Kaminsimses lag, unter einem Glas, ein Marienkäfer aus Wolle. Das Glas wurde durch ein Streichholz etwas angehoben. Während er es betrachtete, spürte er an seinen Beinen die Wärme des Ölofens. „Warum hat die Frau einen Papierstreifen vor den Augen?“, fragte er, als Frans mit den Tassen ins Zimmer kam.
„Weil sie mich zu viel angesehen hat.“ Er stellte die Tassen ab.
„Warum hast du sie denn aufgehängt?“
Frans wurde rot. „Ich glaube, weil ich auch gern eine Frau haben möchte. Meinst du nicht?“
Maarten setzte sich in den Sessel auf der anderen Seite des Ofens und nahm seine Tasse in den Schoß. Hinter der kleinen Scheibe im Ofen flackerte die Flamme und jagte ihren Lichtschein über den Fußboden, auf dem, über Platten aus brauner Presspappe, eine chinesische Matte lag. „Eine tolle Wohnung“, sagte er. „Verdammt ruhig.“
„Ja“, sagte Nicolien.
„Findest du?“, fragte Frans. „Ja, ich finde das eigentlich auch.“
„Und deine Arbeit?“, wollte Maarten wissen.
„Die ist eigentlich auch toll“, er lachte ein wenig, „na ja, du verstehst, was ich meine.“
„Käfer!“
„Ja, und natürlich das, was dazugehört.“
Maarten sah ihn fragend an.
„Ich meine die menschlichen Beziehungen.“
Maarten nickte, ohne es zu verstehen.
Sie schwiegen.
„Seht ihr noch manchmal diesen Freund, den ich damals bei euch getroffen habe?“, fragte Frans zögernd.
„Klaas?“, fragte Maarten.
„Er ist erst kürzlich wieder dagewesen, nicht wahr?“, sagte Nicolien zu Maarten.
„Ich fand den Besuch eigentlich nicht besonders angenehm.“
„Warum nicht?“, fragte Maarten erstaunt.
„So, wie er mich angesehen hat.“
Maarten schüttelte den Kopf.
„Oh, findest du das nicht?“
„Nein.“ Er sah Nicolien an. „Hast du etwas davon gemerkt?“
„Er kann manchmal schon eigenartig schauen“, fand sie.
„Vielleicht habe ich es mir nur eingebildet“, sagte Frans hastig. „Aber ich habe geträumt, dass er hinter mir her war und mich vergewaltigen wollte. Ich fand das sehr unangenehm.“
„Das hört sich für mich nach keinem schönen Traum an“,
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