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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
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gab Maarten zu. Weil Frans außerhalb des Lichtkegels auf der anderen Seite des Tisches saß, konnte er sein Gesicht nur vage erkennen. Dennoch spürte er, wie so oft, wenn er sein Gesicht betrachtete, einen leichten Widerwillen.
    „Glaubt ihr eigentlich, dass ich ihm so etwas erzählen sollte?“ Er blickte rasch in Richtung Nicolien.
    „Nun“, sagte sie zögernd und lachte, „das würde ich lieber nicht tun.“
    „Warum solltest du das erzählen?“, fragte Maarten, etwas irritiert.
    „Weil ich finde, dass man für so einen Traum verantwortlich ist“, er sah erneut Nicolien an, „aber das findet ihr wohl nicht?“
    „Nein, sicher nicht“, sagte Nicolien.
    „Stell dir vor“, sagte Maarten, „was das geben würde.“
    „Ich habe auch schon mal von
dir
geträumt“, gestand Frans.
    Maarten nickte, auf der Hut. Er fragte nicht, was er denn geträumt habe.
    „Dass wir mit den Armen um die Schultern des andern die Treppe hinabgeschwebt sind.“ Er lachte verlegen und sah dann rasch zu Nicolien.
    Nicolien lachte.
    „Ein komischer Traum“, fand Maarten.
    „Ja, das fand ich auch.“ Er wurde rot. „Aber ja, seit Freud wissen wir natürlich, was das bedeutet.“ Er sah erneut zu Nicolien hinüber.
    „Ja“, sagte Maarten vage. Er fühlte sich unbehaglich.
    Frans stand mit einer verlegenen Bewegung seines Körpers auf. „Sollen wir dann jetzt den Käse und den Wein probieren? Ich habe einen Elsässer und einen Côtes du Rhône. Welchen soll ich nehmen?“
    „Welchen Käse hast du?“, fragte Maarten.
    „O ja, natürlich, das hätte ich dazusagen müssen. Ein Stück Brie und ein Stückchen Ziegenkäse, aber der Côtes du Rhône ist jetzt vielleicht zu kalt? Denn der steht in der Küche.“
    „Den Elsässer“, entschied Maarten.
    „Dann nehme ich die Tassen jetzt mit.“ Er griff nach Maartens Tasse.
    „Du kannst die Untertassen vielleicht stehen lassen“, fand Nicolien.
    „Ja?“ Er zögerte. „Nein, das finde ich eigentlich nicht so hygienisch.“ Er ging mit den Tassen in die Küche und kam kurze Zeit später mit dem Käse, einem Paket Toastbrot, drei kleinen Tellern und drei Messern zurück. Anschließend holte er eine Flasche Wein und drei Gläser. Sie sahen zu, während er den Wein entkorkte und danach endlos die Gläser mit einem Tuch polierte, wobei er sie ab und zu gegen das Licht der Lampe hielt, um zu sehen, ob sie sauber waren.
    Maarten betrachtete kritisch das Glas, das er bekommen hatte. „Hier ist noch ein Fleck.“ Er gab das Glas zurück und zeigte auf den Fleck.
    „Hey, was soll das denn?“, sagte Nicolien verstimmt.
    Frans wurde rot.
    „Ach, gib nur her“, sagte Maarten verlegen und nahm das Glas zurück, „es war nur ein Scherz.“
    „Aber kein netter“, fand Nicolien.
    „Nein“, gab Maarten zu.
    „Ich kann das schon aushalten, lasst nur“, sagte Frans lächelnd. Seine Hand bebte ein wenig, als er einschenkte. Anschließend verteilte er den Käse auf die drei Teller, ängstlich besorgt, ihn nicht mit den Händen zu berühren, was ihm jedoch nur zum Teil gelang.
    Maarten nahm einen Schluck. „Verdammt lecker“, sagte er, um seine Bemerkung wiedergutzumachen.
    „Der Verkäufer sagte, dass es ein sehr guter wäre“, sagte Frans.
    Sie tranken schweigend ihren Wein und aßen vom Käse. In der Stille hörte man lediglich das Knistern der Flamme im Ölofen.
    „Ich habe in Wolfheze Tagebuch geführt“, sagte Frans zögernd. „Soll ich euch etwas daraus vorlesen?“
     
    Als sie aufstanden, war es spät. Maarten drehte sich halb um und sah noch einmal zum Kaminsims. „Warum hast du eigentlich ein Streichholz unter das Glas gelegt?“
    „Ach, das“, sagte Frans. „Ja. Wir wollen doch auch gern atmen? Würdest du dort keine Beklemmungen kriegen?“
     
    „Es war toll, was er vorgelesen hat, nicht wahr?“, sagte sie, als sie in der Kälte über den stillen Platz nach Hause gingen.
    „Ja“, sagte er. „Nur, wenn er über seinen Körper schreibt, spüre ich Widerwillen, so wie beim Polieren der Weingläser, diese übertriebene Reinlichkeit, die kann ich nicht ertragen.“
    „Ach, so ist er nun einmal. Das solltest du gar nicht beachten. Ich fand es übrigens überhaupt nicht nett, dass du eine Bemerkung darüber gemacht hast.“
    „Nein, das war nicht nett“, gab er noch einmal zu.
    „Warum hast du es dann gesagt?“, fragte sie verstimmt. „Vielleicht, um zu sticheln?“
    „Ich glaube schon. Und um meinen Ärger abzureagieren.“
    „Das finde ich

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