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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
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bis später.“
    „Bis später.“ Er legte den Hörer wieder auf.
    „War das Nicolien?“, fragte Beerta.
    „Ja.“ Er ging zu seinem Platz zurück. „Ich muss etwas für sie einkaufen.“
    „Aber das gehört sich doch nicht, dass deswegen ein Gespräch von mir unterbrochen wird!“ Seine Stimme klang zornig.
    „Nein“, gab Maarten zu, „aber das konnte sie nicht wissen.“
    Beerta hatte den Hörer von der Gabel genommen und wählte eine Nummer. Maarten konnte es am anderen Ende der Leitung klingeln hören und erkannte die Stimme des Telefonisten, als dieser das Gespräch annahm. „Herr Dekker!“, sagte Beerta entrüstet. „Sie haben gerade ein Telefonat von mir wegen eines privaten Gesprächs zwischen Herrn und Frau Koning unterbrochen! Aus welchem Grund haben Sie das getan? … Damit habe ich nichts zu schaffen. Sie wissen, dass ich es dem Personal verboten habe, private Telefongespräche zu führen! … Dann können Sie fragen, ob es dringend ist, und wenn es nicht dringend ist, sagen Sie, dass ich es verboten habe! … Das ist dann also abgemacht! …“ Er legte den Hörer verärgert auf und nahm ihn sofort wieder ab. An den ruckartigen Bewegungen, mit denen er die Nummer wählte, war zu erkennen, dass er wütend war. Er wartete. Am anderen Ende wurde der Hörer abgenommen. „Ja, Karel“, sagte Beerta knapp, „da bin ich wieder. Wir wurden unterbrochen!“
    *
    „Ich habe noch mal darüber nachgedacht“, sagte Beerta zwei Tage später, legte seine Brille hin und stand auf, „aber ich finde es doch nicht in Ordnung, dass du Stoutjesdijk den
Bakker
hast kaufen lassen.“ Er sah Maarten herrisch an.
    Maarten hatte den Stuhl bereits nach hinten gezogen, um sich hinzusetzen. Er blieb stehen, mit der Hand an der Lehne, und erwiderte den Blick. „Das verstehe ich nicht.“
    „Wenn du ihn schon nicht für mich kaufen wolltest, hättest du ihn für das Büro kaufen müssen. Du bist hier für das Büro angestellt und nicht für Stoutjesdijk.“
    „Das Büro hat ihn schon.“
    „Dann hättest du ihn für das Hauptbüro kaufen sollen! So ein seltenes Buch hättest du dir für diesen Preis nicht durch die Lappengehen lassen dürfen! Ich hätte ohne Weiteres dreißig Gulden dafür bezahlt!“
    „Wir kaufen nie etwas für das Hauptbüro, und dass Sie das Buch haben wollten, wusste ich nicht.“
    „Das hättest du aber wissen
können
!“, fiel ihm Beerta ins Wort.
    „Und auch wenn ich es gewusst hätte, hätte ich es Stoutjesdijk gegeben“, sagte Maarten zornig, „denn er braucht es dringend, und bei Ihnen ist es nur bibliophiles Interesse.“
    „Das hast du nicht zu beurteilen!“, sagte Beerta wütend. „Ich bin hier der Direktor! Du hast dich nach mir zu richten!“
    „Dass Sie der Direktor sind, interessiert mich in diesem Fall kein bisschen! Es geht hier nicht um das Büro, sondern um Ihr Privatinteresse, und ich sehe keinen Grund, warum das Interesse von Stoutjesdijk weniger wichtig sein soll!“
    „Dann sage ich es dir jetzt!“ Er stampfte mit dem Fuß auf, rot vor Wut. „Und damit Schluss!“
    Maarten reagierte nicht darauf. Er zog den Stuhl zurück und setzte sich. Als er mechanisch zu einer Karteikarte griff, zitterte seine Hand vor unterdrückter Wut.
    Beerta setzte sich wieder an den Schreibtisch, stand jedoch sofort wieder auf, steckte ein paar Papiere in seine Tasche und ging hinter Maarten vorbei zur Tür. „Ich gehe in die Bibliothek“, sagte er knapp, ohne zur Seite zu sehen.
    *
    Als er am späten Nachmittag nach Hause ging, waren die Lampen in Fräulein Haans Zimmer bereits ausgeschaltet. Im Hauptgebäude brannte noch Licht. Es fiel in vagen Rechtecken auf die dünne Schicht Schnee und beschien Fräulein Haans Schreibtisch und van Ieperens Zeichentisch, der wie jeden Abend mit braunem Packpapier abgedeckt worden war. Auch im ersten Raum und im Flur war es bereits dunkel, doch durch den Spalt der Tür zur Turnhalle fiel noch Licht. Er öffnete sie und sah hinein. Im Halbdunkel lagen auf dem frisch verlegten Linoleum neue Regalbretter und Gestelle. Davor stand ein Sägebock, inmitten von Sägemehl und Holzresten. An der seitlichenWand war ein Teil des Rahmens für ein Bücherregal aufgebaut worden. Ganz hinten, an einem Schreibtisch, mit dem Gesicht zur Tür, saß Stoutjesdijk unter dem Licht einer Bürolampe und schrieb. Er sah auf, als Maarten eintrat.
    „Du bist noch da?“, fragte Maarten. Seine Stimme klang hohl in dem hohen, leeren Raum.
    „Ich komme gleich mit“,

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