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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
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Bavelaar auf.
    „Nein, die sind für Sie“, sagte Maarten. Er sah sie an. „Sie sind Fräulein Bavelaar?“
    „Ja.“ Sie hatte etwas Argwöhnisches, ein mageres, todmüdes Gesicht, am Mundstück ihrer Zigarette haftete Lippenstift.
    „Ich bin Koning“, er streckte die Hand aus, „ich sitze bei Herrn Beerta im Zimmer.“
    „Angenehm, Fräulein Bavelaar.“ Sie machte eine Bewegung, als wolle sie aufstehen, ließ sich jedoch sofort wieder zurücksinken.
    „Sie sind hier als Ersatz für Nijhuis?“
    „Ja, das heißt, ich bin hier nur vorübergehend. Ich hoffe, dass Nijhuis die Arbeit bald wieder übernehmen kann.“ Sie hatte eine raue, etwas schrille Stimme, und man hörte einen leichten Dialekt heraus. Der Argwohn wich nicht von ihrem Gesicht, als habe sie gelernt, dass man niemandem vertrauen könne. Die Zigarettenstummel im Aschenbecher waren hinter dem Mundstück umgeknickt, überall befand sich Lippenstift.
    „Fräulein Bavelaar macht die Buchhaltung“, sagte Slofstra, „weil Nijhuis ein Chaos veranstaltet hat.“
    „Na ja … ein Chaos“, sagte sie. „Nijhuis ist krank, so dürfen Sie nicht über ihn reden, Herr Slofstra.“
    „Tue ich auch nicht“, beschwichtigte Slofstra. „Ich meine es nicht böse.“
    „Ist es kein Chaos?“, fragte Maarten amüsiert.
    „Ach, es geht“, sagte sie abwehrend. „Und Nijhuis kann nichts dafür. Oder? Es ist doch auch so schlimm genug?“
    „Ja“, gab Maarten zu. Er wusste nicht recht, wie er das Gespräch beenden sollte, und sah zu Slofstra. „Kommen Sie voran?“
    „Ich schon!“
    „Schön.“ Er wandte sich ab und ging, ohne weiter nachzudenken, zu Balk. Als er an dessen Schreibtisch stehenblieb, sah Balk auf. „Erinnerst du dich noch, dass du dir seinerzeit Geld von mir geliehen hast?“
    Balks Gesicht verzog sich, irritiert.
    „Ich hätte es gern zurück, denn ich brauche es“, fügte er unnötigerweise hinzu.
    Balk griff in seine Innentasche. „Wie viel?“
    „Zweihundert Gulden.“
    Balk zog eine Brieftasche hervor, holte zweihundert Gulden heraus und gab sie Maarten. „Bitte“, sagte er und beugte sich wieder über seine Arbeit.
    *
    „Hast du gesehen, dass der
Bakker
hier für zwanzig Gulden angeboten wird?“, sagte Beerta, während er vom Schreibtisch aufstand.
    „Im Katalog von Wever“, sagte Maarten und sah hoch.
    „Danach suche ich schon seit Jahren. Zwanzig Gulden! Das ist wirklich spottbillig!“ Er streckte seine Hand zum Telefon aus.
    „Stoutjesdijk hat ihn schon gekauft“, informierte ihn Maarten.
    Beerta zog die Hand zurück und sah ihn fassungslos an. „Stoutjesdijk?“
    „Ich habe ihn darauf hingewiesen.“
    „Aber dann hättest du doch erst an mich denken müssen?“
    „Sie waren in Middelburg, und ich wusste nicht, dass Sie nach dem Buch suchen.“
    „Natürlich habe ich nach dem Buch gesucht! Es ist ein sehr seltenes Buch! Das Buch hätte
ich
haben wollen.“
    „Jetzt hat Stoutjesdijk es eben.“ Er wollte sich wieder an die Arbeit machen.
    „Nein, warte mal! Erst musst du mir einmal erklären, wofür Stoutjesdijk das Buch braucht.“
    Maarten sah wieder auf. „Stoutjesdijk denkt darüber nach, eine Doktorarbeit über Volksheilkunde zu schreiben, und deshalb hat er mich gebeten, auf den
Bakker
zu achten. Das habe ich getan. Dass Sie auch danach suchen, habe ich nicht gewusst.“
    „Das nehme ich dir sehr übel!“, sagte Beerta verärgert.
    *
    „Aber ich will überhaupt keine neuen Tapeten“, sagte Beerta ins Telefon, „ich bin sehr zufrieden mit dem, was dort jetzt hängt. … Nein, Karel, meine Mutter hat da nie gewohnt. … Nein, auch nicht von Harm. … Ja, Harm ist tot, aber seine Tapeten sind noch gut. … Und dann soll ich sicher auch einen neuen Teppich kaufen. … Siehst du! Nun, ich denke nicht daran! … Gut, lass uns noch mal darüber reden, aber glaube bloß nicht, dass ich es tue. … Was ist das für ein Brief? … Mach ihn dann mal auf. … Lies mal vor. … Ja, Herr Dekker? … Ich lege auf. Karel? Ich ruf dich gleich zurück.“ Er legte den Hörer auf. „Da ist ein Anruf für dich.“ Er blieb neben dem Apparat stehen und sah Maarten an. Das Telefon klingelte.
    Maarten stand auf und nahm den Hörer von der Gabel. „Koning!“
    „Tag!“
    „Tag.“
    „Wenn du zum Markt gehst, kannst du dann sechs Zitronen und eine Knoblauchknolle mitbringen?“
    „Gut. Ist das alles?“
    „Ja. Hast du gehört? Sechs Zitronen und eine Knoblauchknolle!“
    „Ja, ich habe es gehört.“
    „Gut,

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