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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
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Tag wir haben. Wenn ich nicht mehr weiß, welchen Tag wir haben, darfst du mich in eine Einrichtung bringen. … Heute haben wir Freitag. … Aber kannst du das Auto denn nicht ein paar Tage stehen lassen? … Aber wenn der Mann dich nun mal nicht früher empfangen kann? … Ja, aber wenn er dich nun nicht früher empfangen kann? …Er wird wahrscheinlich viel zu tun haben, ja. Jeder hat viel zu tun. … Ja, ich auch. Darüber brauchst du gar nicht zu lachen. … Aber was willst du denn dagegen unternehmen? … Ein Brett? … Nein, davon habe ich noch nie gehört. … Ich werde ihn fragen, aber es würde mich nicht wundern, wenn er auch noch nie davon gehört hätte. … Und was für ein Brett soll das dann sein? … Aber haben wir nicht noch so ein Brett im Keller? … Na ja, einigermaßen passend. … Und was so ein Brett wieder kosten wird! … Nein, deine Gesundheit geht vor. … Gut. Nun, dann mach es nur. Aber sei vorsichtig. … Tschühüss.“ Er legte den Hörer auf die Gabel und drehte sich zu Maarten um. „Hast du schon mal gehört, dass Menschen, die es am Rücken haben, auf einem Brett schlafen müssen?“
    „Ja, natürlich“, sagte Maarten. „Meine Mutter musste auch auf einem Brett schlafen, als sie Probleme mit ihrem Rücken hatte.“
    „Das ist dann sicher etwas Neues. Ich habe noch nie davon gehört.“
    „Hat Karel es im Rücken?“
    Beerta nickte ernst. „Karel hat einen Bandscheibenvorfall. Das glaubt er zumindest. Und das Ärgerliche ist, dass er vor allem Probleme beim Autofahren hat.“
    „Und deshalb muss er auf einem Brett schlafen?“
    „Nein, denn mit dem Schlafen hat er keine Probleme. Er will jetzt ein Brett ins Auto legen, um darauf zu sitzen, weil der Orthopäde ihn erst am Mittwoch empfangen kann, und so lange will er nicht warten.“
    Maarten schmunzelte, doch als Beerta seine Augenbrauen ironisch hob, zwang er sich, ernst zu sein. „Er hat doch eine Ente?“, fragte er, um seinem Ernst Rückhalt zu verleihen.
    „Karel hat einen Opel.“
    „Voriges Jahr, als wir diesen Ausflug gemacht haben, hatte er doch eine Ente?“
    „Voriges Jahr hatte er eine Ente, aber weil die bald überall zu sehen waren, hat er sie gegen einen Simca eingetauscht, und weil er mit dem Mann, der ihm den Simca verkauft hatte, Streit bekam, ich weiß nicht worüber, irgend etwas mit dem Service, hat er ihn wiederum in einenVW umgetauscht, und in diesem VW hat er Rückenschmerzen bekommen.“
    „Und dann hat er einen Opel gekauft.“
    Beerta nickte. „Es war ein bisschen komplizierter, denn er hat es erst noch mit einem neuen Sitz versucht und dann wieder mit dem alten, aber darauf läuft es wohl hinaus, ja.“
    „Großer Gott“, sagte Maarten mit unterdrückter Schadenfreude, „da wird er ja schwer gestraft.“
    „Wie meinst du das? Karel arbeitet hart.“
    „Das bezweifle ich nicht, aber wenn der eigene Großvater kein Auto gehabt hat, darf man selber auch keines haben.“
    Die Antwort amüsierte Beerta. „Du bist doch ein altmodischer Mensch“, fand er. „Wenn der Fortschritt von dir abhinge, würde die Welt es nicht weit bringen.“
    *
    Sie kamen aus dem Polder, auf einem schmalen Weg. Es herrschte frisches Frühlingswetter. Vor ihnen lagen die Sportplätze mit wehenden Fahnen und Fußballern. Dahinter befand sich die Straße, auf der die Autos glitzerten und glänzten. Sonntagnachmittag. Leute standen als Zuschauer am Rand der Sportplätze oder spazierten in ihren Sonntagsanzügen auf der Straße. Alle waren zufrieden und glücklich, soweit das in einer Zivilisation möglich ist, in der es keine Unglücklichen mehr gibt. Alle Menschen sind zu Kindern geworden, dachte er, so war es früher.
    *
    Sie verließen die Kirche zwischen den anderen Besuchern, nach dem Ende der
Matthäus-Passion
. Sobald er draußen war, empfand er ein Gefühl der Befreiung: der hohe, dunkle Himmel über den kleinen Häusern, der plattgetretene, verwahrloste Platz hinter der Kirche, mit dem schiefen, rostigen Zaun. Die Leute vor ihnen wandten sich nach links, sie selbst gingen nach rechts, auf einem schmalen Weg, der rund um die Kirche führte, zwischen dem hohen Seitengiebel und den niedrigen Häusern, in denen ein paar Fenster erleuchtet waren.Niemand, der ihnen folgte. Dass ihnen niemand folgte, dass er hier den Weg kannte, die Stille, das hell erleuchtete Fenster, das alles zusammen verlieh ihm ein Glücksgefühl.
    *
    Beim Überqueren des Voorburgwal musste er mitten auf der Fahrbahn die Linie zwei abwarten,

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