Das Büro
van Mierisstraat gemütlicher?“, fragte Maarten Sartorius.
„Na ja, da war es älter.“ Er nickte bedächtig.
„Aber hier ist es auch alt“, sagte Maarten und zeigte auf das Hauptbüro.
„Ich meine auch mehr die Baracke“, verdeutlichte Sartorius.
„Aber die Arbeit ist dieselbe geblieben“, sagte Maarten.
„Ja, ja“, sagte Serlé.
„Ja, die Arbeit ist dieselbe geblieben“, sagte Sartorius ruhig. „Zum Glück.“ Er setzte sich hin, nahm seinen Stift, zog den Hemdsärmel etwas hoch, so dass sein Handgelenk freies Spiel bekam, sah seitlich auf das Buch, das aufgeschlagen neben ihm lag, und begann langsam, doch schwungvoll, den Text abzuschreiben. Serlé sah auch in sein Buch, während er nervös an seinem Stift fingerte, weil er sich offenbar durch Maartens Anwesenheit gestört fühlte.
Maarten blieb noch einen Moment stehen. „Nun, dann werde ich mal wieder gehen“, sagte er. „Wir werden uns jetzt ja häufiger sehen.“
„Ja, Wiedersehen, Herr Koning“, sagte Sartorius, ohne aufzublicken.
„Wiedersehen, mein Herr“, sagte Serlé.
Maarten schloss die Tür hinter sich und öffnete die auf der gegenüberliegenden Seite des Flurs. An einem kleinen Tisch saß ein junger Mann Ende zwanzig, der argwöhnisch aufblickte. Er hatte ein neurotisches, etwas hysterisches Gesicht.
„Ich heiße Koning“, sagte Maarten. Er kam einen Schritt näher und streckte die Hand aus.
„Freek Matser.“ Er gab ihm schlaff die Hand, ohne von seinem Stuhl aufzustehen. Sein Gesicht und seine Haltung hatten etwas Abwehrendes, so als misstraue er Maarten.
„Ich arbeite hier“, erläuterte Maarten. „Bei der Volkskultur.“
„Ja, das habe ich schon gehört.“ Er hatte einen kleinen, gekränkt wirkenden Mund mit einer schmollenden Unterlippe.
„Sie studieren Musikwissenschaft?“
„Ja, wenn Sie es so nennen wollen.“ Er kicherte kurz, es klang mehr wie ein Schluchzen, während er sich abwandte und den Mund hinter seiner Hand verbarg. „Tut mir leid“, sagte er, sich wieder beherrschend.
„Wie soll ich es dann nennen?“, fragte Maarten erstaunt und mit leichtem Unbehagen.
„Nein, nennen Sie es ruhig so.“ Er riss die Augen für einen Moment weit auf.
„Was beinhaltet es eigentlich?“, fragte Maarten, der nach einem Gesprächsthema suchte.
„Gute Frage.“ Er kicherte erneut kurz. „Wüsste ich es nur!“
„Aber es führt doch auf einen Beruf hin?“
„Das sollte man meinen, aber je länger ich mich damit beschäftige, umso mehr beginne ich d-daran zu zweifeln.“
Erst jetzt fiel Maarten auf, dass er stotterte. „Natürlich mit Ausnahme der Arbeit hier“, sagte er.
„Ja, die Arbeit hier“, sagte der junge Mann, „aber ich mag nicht daran d-denken, dass ich d-diese Arbeit mein ganzes Leben lang machen müsste.“
„Ich bin in der Baracke gewesen“, sagte Maarten, als er wieder ins Zimmer trat.
„Und?“, fragte Beerta, ohne sich umzudrehen.
„Hieronymus Bosch.“
„Hieronymus Bosch“, sagte Beerta amüsiert. Er drehte sich um und sah Maarten über seine Brille hinweg an. „Das ist nicht der Geringsten einer …“ Er wandte seinen Blick von Maarten ab, bevor dieser antworten konnte, weil die Tür aufging. Fräulein Haan trat ein,gefolgt von einem langen, hageren jungen Mann in einem braunen Anzug. „Anton“, sagte sie aufgeregt, „darf ich dir kurz mein Tausendpfötchen vorstellen?“
Beerta legte seine Brille hin, schob den Stuhl nach hinten und stand auf. Er streckte die Hand aus.
„Wim Bosman“, sagte der junge Mann. Er beugte sich etwas vor, als wolle er sich für seine Länge entschuldigen.
„Beerta“, sagte Beerta amüsiert. „Sie haben also tausend Pfötchen?“
„Fürs Erste habe ich nur zwei“, sagte der junge Mann schmunzelnd und hob seine Hände in die Höhe, „aber hoffentlich wachse ich in meiner Arbeit.“
Er war ein wenig vornübergebeugt stehengeblieben, was ihm etwas Unterwürfiges gab.
„Sie haben auf jeden Fall vier“, sagte Fräulein Haan ausgelassen.
„Die beiden anderen sind keine Pfötchen, sondern Füße. Mit denen kann ich nur ausweichen“, scherzte der junge Mann.
Fräulein Haan lachte schallend. „Und das ist Herr Koning“, sagte sie und wandte sich lachend Maarten zu. „Herr Koning ist Leiter der Abteilung Volkskultur.“
*
„Ist eigentlich schon eine Entscheidung über Beertas Nachfolge gefallen?“, fragte sein Vater.
Sie saßen während Maartens Mittagspause in De Rode Leeuw.
„Ja, Balk wird sein
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