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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
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zu Maarten um, „aber ich weiß nicht, ob das so klug ist. Ich sehe schwarz.“
    *
    „Ich habe mir ein paar Stichpunkte zu Dingen gemacht, über die ich gern nähere Auskunft hätte“, sagte Bart.
    „Schieß los“, sagte Beerta.
    Sie saßen zu dritt in der Sitzgruppe. Bart hatte ein Papier aus der Tasche geholt, auf dem er in der Mitte eine Linie gezogen hatte. In der linken Spalte standen eine Reihe durchnummerierter, blau und rot unterstrichener Fragen.
    „Punkt eins.“ Er las die Frage vor. „Wenn ich diese Stelle annehmen würde, in welchem Rang würde ich dann angestellt?“
    „Zurzeit wird jeder als wissenschaftlicher Beamter eingestellt“, antworteteBeerta. Er hatte die Ellbogen auf die Lehnen seines Stuhls gestützt, die Fingerspitzen berührten sich.
    Bart schrieb die Antwort in die rechte Spalte und legte dafür das Blatt auf den Tisch. „Punkt zwei“, fuhr er fort und nahm das Papier wieder hoch. „Wie viele Dienstjahre umfasst dieser Rang?“
    „Das weiß ich nicht aus dem Kopf. Das solltest du im Hauptbüro nachfragen.“
    Bart machte ein Fragezeichen und schrieb dahinter:
Hauptbüro
. „Punkt drei. Wie hoch ist das Bruttogehalt, das ich bekäme, falls ich eingestellt würde, und wie hoch das Nettogehalt?“
    „Dafür musst du dich auch an das Hauptbüro wenden.“ Maarten hörte an seiner Stimme, dass er langsam ärgerlich wurde, und begann sich ebenfalls unbehaglich zu fühlen. Er fand es nicht besonders klug von Bart, derart ausführlich auf solche Details einzugehen.
    „Punkt vier. Welcher Linie folgt man hier in Bezug auf Beförderungen?“
    Insgesamt hatte er ungefähr zwanzig Punkte, von denen Beerta fast keinen vollständig beantworten konnte und auf die er mit wachsender Irritation reagierte. Die Punkte bezogen sich auf die Arbeitsbedingungen, die Urlaubsregelung, die Pensionsansprüche, den Krankenkassenbeitrag, die Kündigungsregelungen und die Festanstellung sowie das Recht, gegebenenfalls Arbeit abzulehnen. Als er endlich fertig war, war Beertas Verärgerung so groß geworden, dass er sie kaum noch verbergen konnte.
    „Ist das alles?“, fragte er sarkastisch.
    „Ja, das ist alles.“ Bart bemerkte den Sarkasmus nicht. „Ich danke Ihnen vielmals, dass Sie sich die Mühe gemacht haben, meine Fragen zu beantworten.“
    „Und was tust du jetzt?“
    „Ich würde gern hier anfangen“, antwortete Bart zu Maartens Überraschung – als sei all die Fragerei nicht mehr als ein Ritual gewesen.
    „Das ist doch furchtbar“, sagte Beerta, als Bart den Raum verlassen hatte. „Es lässt sich wohl kaum behaupten, dass der Junge noch ganz normal ist.“
    „Ich glaube, dass er von seinem Vater instruiert worden ist“, sagte Maarten beschwichtigend.
    „Und selbst dann … Ich mag nicht daran denken, mit dem Burschen zusammenarbeiten zu müssen. Er irritiert mich über die Maßen. Ich würde noch einmal darüber nachdenken. Jetzt kannst du noch einen Rückzieher machen.“
    „Ich will keinen Rückzieher machen“, sagte Maarten. „Jemand, der so präzise ist, kann uns nur Vorteile bringen.“ Doch in dem Moment war er sich dessen weniger sicher, als er vorgab.
    *
    „Aber du brauchst doch nicht noch jemanden einzustellen?“, sagte Nicolien. „Du kannst doch auch allein weitermachen? Ich verstehe nicht, warum du das tust. Das ist doch nichts, jemanden zu haben, für den man Beschäftigung suchen muss? Was halst du dir damit bloß auf?“
    „Ich brauche ihm keine Beschäftigung zu suchen. Er soll mir doch gerade Arbeit abnehmen. Man stelle sich vor, ich müsste ihm Arbeit besorgen. Das wäre natürlich idiotisch.“
    „Aber warum muss er dir denn Arbeit abnehmen? Es ist doch Unsinn, womit du dort beschäftigt bist?“
    „Ja, es ist Unsinn.“
    „Warum muss er dir dann Arbeit abnehmen? Wenn es Unsinn ist, braucht es dir doch nicht abgenommen zu werden?“
    „Das ist doch Quatsch“, sagte er verärgert. „Es ist zwar Unsinn, aber ich bin trotzdem dafür verantwortlich, dass es gemacht wird.“
    „Na, dann wird eben weniger gemacht.“
    „Das geht nicht!“
    „Warum geht das denn nicht?“
    „Weil es nun einmal nicht geht! Wenn Balk und Fräulein Haan ihre Abteilung vergrößern, muss ich meine Abteilung auch vergrößern!“
    „Na, das ist gut!“, sagte sie entrüstet. „Wenn sie in einem großen Haus wohnen wollen, musst du sicher auch in einem großen Haus wohnen. Nein, ich wohne eigentlich lieber in einem kleinen Haus, aber ich muss nun einmal in einem großen Haus

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