Das Büro
Nachfolger“, antwortete Maarten.
„Warum Balk?“, fragte sein Vater missmutig. „Warum nicht du?“
„Weil ich dafür nicht geeignet bin.“
„Unsinn. Wer sagt das?“
„
Ich
sage das. Ich mag nicht einmal dran denken. Ich könnte das nicht.“
„Natürlich könntest du das. Dein Bruder kann das auch, der ist ein ausgezeichneter Direktor.“
„Ich bin nicht mein Bruder.“
„Aber du könntest es genauso gut wie dein Bruder. Ich wüsste nicht, warum du das nicht können solltest.“
„Weil ich nicht mit Menschen umgehen kann. Genau wie mein Vater“, fügte er boshaft hinzu.
„Quatsch. Dein Vater kann sehr gut mit Menschen umgehen.“
„Mein Eindruck ist ein anderer.“
Sein Vater schmunzelte, ein schiefes Lächeln. „Dein Bruder macht seine Sache übrigens verdammt gut. Vorige Woche musste er für sein Institut nach England, und nächste Woche reist er nach Jugoslawien, und er hat regelmäßig ausländische Gäste. So macht er ein verdammt gutes Institut daraus.“
Maarten nickte. Er trank seinen Kaffee aus und sah nach draußen, den Leuten nach, die am Erker vorbeigingen.
„Habt Ihr eigentlich schon Fernsehen?“, fragte sein Vater.
„Nein“, antwortete Maarten.
„Ich habe im Fernsehen neulich einen Film über Adoptionen gesehen.“ Seine Stimme war plötzlich heiser, er räusperte sich. „Es gibt eine Organisation, die sich darauf spezialisiert hat.“ Er räusperte sich wieder. „Die machen das sehr sorgfältig. Es sind griechische Kinder, und diese Organisation überprüft genau, woher sie kommen.“
Maarten reagierte nicht. Er wandte den Blick von seinem Vater ab und dem Damrak zu.
„Wenn es dich interessiert, will ich mich gern nach der Adresse erkundigen“, sagte sein Vater, erneut heiser.
Maarten verstand, worum es ging. „Nein, das interessiert mich nicht“, sagte er und sah seinen Vater wieder an.
Sie schwiegen.
Maarten sah zu den Passanten hinüber. Die gutgemeinte, doch saudumme Bemerkung hatte ihn traurig gemacht. Als sein Vater auch weiterhin schwieg, sah er ihn an. Er sah einen kleinen, traurigen Mann, der ihm wie ein Fremder vorkam. Sein Vater. Wie geht es Mutter, wollte er fragen, aus dem Bedürfnis heraus, den Kontakt wiederherzustellen, doch ihm fiel gerade noch rechtzeitig ein, dass seine Mutter bereits zehn Jahre tot war.
Als er ins Büro zurückkam und um die Ecke des Flurs bog, standen Bart Asjes und de Gruiter noch genauso an der Tür zum ersten Raumund unterhielten sich, wie er sie dort eine Dreiviertelstunde zuvor zurückgelassen hatte, um mit seinem Vater Kaffee trinken zu gehen. Es irritierte ihn über die Maßen. Er ging an ihnen vorbei und öffnete die Tür zum zweiten Raum. Dort konnte er seinen Ärger nicht mehr unterdrücken. „Pass bloß auf“, sagte er zu Bart, „Herr de Gruiter ist der größte Schwätzer des gesamten Kontinents.“
Sie erschraken. Bart erstarrte. „Das ist keine sehr nette Bemerkung“, sagte er.
„Nein“, sagte de Gruiter.
„Das war auch nicht meine Absicht“, sagte Maarten mit einem gemeinen Lachen. Er betrat das Zimmer und schloss mit ungeheurer Genugtuung die Tür hinter sich.
„Wie war’s mit deinem Vater?“, fragte Beerta.
„Ausgezeichnet“, antwortete Maarten.
Vielleicht hörte Beerta an seinem Tonfall, dass er verstimmt war, denn er drehte sich um und sah ihn über seine Brille hinweg an. „Hat er noch etwas über deinen Aufsatz gesagt?“
„Den habe ich ihn nicht lesen lassen. Er bekommt ihn, wenn er gedruckt ist. Außerdem weiß ich schon, was er dazu sagen wird.“
„Was denn?“
„Dass er genial ist. Mein Vater findet alles genial, was seine Söhne tun. Das Einzige, was er beanstandet, ist, dass ich so wenig reise und so wenig Leute treffe. Das kann mein Bruder besser. Der reist für sein Institut durch ganz Europa.“
„Aber du hast ihm doch erzählt, dass du neulich in der Achterhoek gewesen bist und dort mit einem Bauern gesprochen hast?“, fragte Beerta.
*
„Im Zimmer nebenan sieht es aus wie bei den Gammlern“, sagte Beerta amüsiert, als er hereinkam.
„Ich nehme an, dass Sie damit nicht auf Bart Asjes zielen“, sagte Maarten.
„Nein, Ad Muller.“ Er blieb bei seinem Schreibtisch stehen, drehte sich um, spitzte die Lippen und sah Maarten ironisch an. „Und dannist da auch noch so ein blonder Junge“, er strich kurz an seinem Gesicht entlang, „ist das vielleicht ein Assistent von dir?“
„Nein, das ist ein Besucher.“
„Ein Besucher!“ Er zog die
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