Das Büro
verbergen. Wenn er daran gezweifelt haben sollte, ob er mit Bart den richtigen Mann eingestellt hatte, wurden die Zweifel nun zerstreut, da sich herausstellte, dass er ab und zu im Polder wanderte. „Kennst du die Hollandse Kade?“, fragte er.
„Ja, natürlich.“
„Und den kleinen Deich am Bijleveld?“
„Gegenüber von der Mühle? Ja, natürlich kenne ich den. Dort bin ich einmal von einem Hund angegriffen worden, dem meine Anwesenheit dortselbst offenbar nicht so zusagte.“ Er lachte bei der Erinnerung. „Manche Leute leben in der Annahme, dass sie mit Hilfe eines Hundes den Durchgang versperren müssen.“
„Und was hast du dann gemacht?“
„Ich bin zu dem Herrn hingegangen und habe ihm gesagt, dass sich so etwas nicht gehört“, er lachte amüsiert, „aber meine Hose war trotzdem ziemlich ramponiert.“
„Und wie hat der reagiert?“
„Wie so ein Mensch eben reagiert: als ob der Hund nicht mich, sondern ich den Hund gebissen hätte. Ich habe die Unterhaltung daraufhin lieber beendet.“
Sie lachten.
„Sind Sie dort am Wochenende gewandert?“, fragte Ad.
„Nein, am Wochenende habe ich einen Spaziergang am Ijsselmeer gemacht“, antwortete Maarten. Er wandte sich Bart zu. „Bist du schon mal am Deich entlang von Muiderberg Richtung Naarden gelaufen?“
„Ja, sogar mehrmals. Da ist Zutritt verboten.“
„Weißt du, dass man eine große Straße um Naarden herum bauen will? Alles wird da kaputtgemacht.“
„Am Meer entlang?“, fragte Bart erschrocken.
„Am Meer entlang! Naarden wird vom Meer abgeschnitten.“
„Oooh.“ Er verbarg sein Gesicht in den Händen und blieb kurz so sitzen, bevor er wieder aufsah. „Glaubst du mir, wenn ich dir sage, dass mir davon speiübel wird?“, sagte er.
*
Beerta stand von seinem Schreibtisch auf und blieb bei dem von Maarten stehen. „Du interessierst dich doch so für Träume?“
Maarten sah auf.
Beerta spitzte schmunzelnd die Lippen. Er zwinkerte. „Heute Nacht habe ich geträumt, dass ich mit Johan Polak, dem Verleger, bei Loenen war“, er genoss, was jetzt kommen würde, „und Loenen mit einer Art Haustier im Bett lag, einer Art Salamander, oder einem Otter, das weiß ich nicht genau, aber in jedem Fall mit etwas Glitschigem“ – Maarten hob skeptisch die Augenbrauen – „und das Biest lag auf ihm, so“, er machte eine vage, flache Bewegung mit der Hand, „aber als wir in sein Schlafzimmer kamen, lief das Tier weg“, er wartete einen Moment und nickte, „und ich rief noch: ‚Johan! Halt es fest, denn sonst läuft das Biest weg, und das wird Dirk gar nicht gefallen‘“, er kicherte, „und Johan sagte: ‚Ja, Herr Beerta‘ – aber da war das Tier schon im Fluss verschwunden.“ Er schob die Schultern etwas zurück, als fasse er sich ein Herz, „Und da habe ich es eben selbst verfolgt,und als ich an den Fluss kam, kroch das Tier heraus, aber da war es kein Tier mehr, sondern ein bildhübscher Knabe“, er kicherte wieder, „wenn auch mit etwas Animalischem, ein bisschen ungeformt noch, wie bei den Bauernjungen, aber wirklich bildhübsch!“ Er wippte auf den Zehen, sein Gesicht war rot geworden.
„Aha“, sagte Maarten.
„Und wenn man das nun einem Psychiater erzählen würde“, er wandte sich ab, „dann würde der lauter interessante Dinge darin entdecken.“ Er setzte sich wieder an den Schreibtisch.
„Aber das machen Sie nicht.“
Beerta drehte sich lächelnd um. „Ich werde mich hüten.“
*
„Du hast schon gehört, dass de Gruiter geht?“, fragte Beerta.
„Ich habe gehört, dass er das vorhatte“, antwortete Maarten.
„De Gruiter geht in die Bibliothek.“ Er legte die Brille neben sich und drehte sich um. „Er findet, dass er hier, für jemanden mit seinen Qualitäten, zu wenig verdient.“ Er sah Maarten an, als erwarte er eine Reaktion.
„Ja, das findet er.“
„Das sagt Dé Haan auch immer. Die findet auch, dass sie viel zu wenig verdient. Findest du das auch?“
„Nein, das ist Unsinn“, sagte Maarten missmutig. „Wir verdienen mehr als genug.“
„Ja, das finde ich auch. Aber ich habe den Eindruck, dass die jüngere Generation darüber doch anders denkt. Karel sagt auch immer, dass er zu wenig verdient, obwohl er als Professor doch ein ganz ordentliches Gehalt bekommt. Geld. Ich bitte nie um Geld. Wenn es für die Wissenschaft ist, dann mache ich es einfach. Habe ich dir schon mal erzählt, dass mein Steuerberater das nicht versteht?“ Er sah Maarten ernst an – Beertas Ernst
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