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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
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habe?“
    „Soweit ich dich kenne, hast du Takt“, antwortete Beerta amüsiert. „Es würde mich sehr wundern, wenn du das nicht könntest.“
    „Das will ich aber auch meinen.“ Seine Stimme hatte einen frechen Unterton, der im Widerspruch zu der Unterwürfigkeit zu stehen schien, mit der er Beerta sonst begegnete.
    Das Gespräch hatte Maarten so irritiert, dass er aufstand und den Raum verließ. Fräulein Bavelaar saß an ihrem Schreibtisch. Er blieb bei ihr stehen. „Was ist das für ein Mann, der jetzt gerade drin ist?“
    „Das ist Wigbold.“ Sie suchte mit einer Hand in einem Stapel Briefe auf der Ecke ihres Schreibtisches, in der anderen Hand hielt sie eine Zigarette. „Der arbeitet gegenüber, im Magazin.“ Sie gab ihm den Brief und sah zu, während er ihn las.
Sehr geehrter Herr Beerta. Hiermit hat der Unterzeichner die Ehre, sich um die Stellung eines Hausmeisters an Ihrem Büro zu bewerben. Ich verfüge über die Eigenschaften, die Sie in der Stellenanzeige fordern, sowie über gute Zeugnisse, und ich finde mich selbst sehr geeignet. Hochachtungsvoll, Henk Wigbold
. Er legte den Brief hin.
    „Beerta kennt ihn“, sagte er.
    „Wirklich?“, fragte sie erschrocken. „Er wird diesen Mann doch wohl nicht nehmen?“
    „Ich hoffe es nicht.“
    „Das soll er bloß nicht! Er muss den Mann von heute Morgen nehmen! Der war nett!“
    „Ja. Der hier ist ein Scharlatan.“
    „Aber können Sie denn da nichts unternehmen? Denn mit diesem Mann kriegen wir Schwierigkeiten.“
    „Zweifellos.“ Ihr Urteil überraschte ihn und nahm sie für ihn ein.
    Als er in sein Zimmer zurückging, kam Henk Wigbold gerade heraus. Maarten ließ ihn vorbei. Der Mann grüßte ihn nicht.
    „Das wird der neue Hausmeister“, sagte Beerta zufrieden, als Maarten den Raum betrat.
    „Der Mann ist ein Betrüger“, sagte Maarten verstimmt, „den sollten wir nicht nehmen.“
    „Wie kommst du denn darauf?“, sagte Beerta erstaunt und sah Maarten mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Ich finde, es ist ein sehr netter Mann.“
    „Der Mann von heute Morgen war nett. Den müssen Sie nehmen.“
    Beerta wurde ernst. „Der Mann von heute Morgen wohnt noch bei seiner Mutter, und mit solchen Leuten kriege ich immer Schwierigkeiten, denn die hängen sich an mich. Das kann ich nicht leiden.“
    „Aber Sie gehen nächsten Monat weg.“
    „Ich werde doch weiterhin hier herkommen? Und außerdem kenne ich Wigbold schon sehr lange und weiß, was ich an ihm habe. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.“
    „Das beeindruckt mich nicht“, sagte Maarten übellaunig.
    „Und er hat mir jahrelang die Haare geschnitten, bevor er im Hauptbüro angefangen hat.“
    „Das beeindruckt mich auch nicht. Der Mann ist ein Scharlatan.“
    „Es tut mir leid“, sagte Beerta störrisch, „aber du überzeugst mich nicht. Ich habe großes Vertrauen in diesen Mann, und ich werde ihn nehmen!“
    „Dann informiere ich Balk.“
    „Informiere Balk nur“, sagte Beerta verstimmt.
    „Gut.“ Er verließ das Zimmer wieder. „Er nimmt ihn“, sagte er zu Fräulein Bavelaar, als er an ihrem Schreibtisch vorbeikam.
    „Wirklich?“, fragte sie erschrocken.
    Er betrat den Flur und ging in die Turnhalle. Balk war nicht da, sein Schreibtisch war verschwunden. „Wo ist Balk?“, fragte er Meierink.
    Meierink sah träge auf. „Der hat sein neues Zimmer schon bezogen. Willst du ihn sprechen?“
    Maarten ging weiter zur Baracke, in der Balk einen der beiden leerstehenden Räume zum Direktorenzimmer erklärt hatte. Er saß dortan seinem Schreibtisch und arbeitete. An den Wänden stapelten sich Bücher. Es gab dort noch keine Regale.
    „Jaap!“, sagte Maarten.
    Balk sah hoch.
    „Beerta will für de Bruin einen Mann einstellen, den wir uns nicht aufhalsen sollten.“ Er war plötzlich aufgeregt. „Der Mann ist ein Scharlatan! Wir müssen etwas dagegen unternehmen.“
    Balk blickte ihn an, als hätte er ihn noch nie gesehen. Dann zuckte er mit den Achseln und beugte sich wieder über die Arbeit.
    „Was hat Balk gesagt?“, fragte Beerta amüsiert.
    „Balk wäscht seine Hände in Unschuld“, antwortete Maarten, noch verdattert von der Reaktion. Er wusste nicht, wie er sie sich erklären sollte, ob als Geringschätzung oder als Ohnmacht.
    „Balk wird ein sehr guter Direktor“, meinte Beerta mit verhaltener Genugtuung.
    *
    „Sie haben nicht nur die Wissenschaft mit einer großen Zahl an Aufsätzen, Schriften, Büchern, Nachschlagewerken und Buchreihen

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