Das Büro
Kommissionsmitglieder inzwischen erhalten hätten, und teilte mit, dass die Arbeiten am Atlas, dank der Anstellung von Herrn Koning, im letzten Jahr große Fortschritte gemacht hätten, so dass man dem ersten Band Ende des Jahres beziehungsweise spätestens Anfang des kommenden Jahres entgegensehen dürfe. Dass mit Jan Vanhamme, dem flämischen Redaktionsmitglied, eine Übereinkunft bezüglich der Kommentare erzielt worden sei, habe ihm dabei noch die meiste Genugtuung bereitet, und auch in diesem Punkt sei der Beitrag von Herrn Koning von großer Bedeutung gewesen. Zur zeitlichen Planung für den nächsten Band sagte er nur, dass man beabsichtige, die Informationen in erhöhtemTempo einzuholen. Über
Ons Tijdschrift,
die flämisch-niederländische Zeitschrift, deren Redaktion er gemeinsam mit Professor Pieters leite, könne er noch berichten, dass seit der letzten Redaktionssitzung wieder vier Ausgaben erschienen seien und die Zahl der Abonnenten um zwei auf 249 gestiegen sei, davon 81 in den Niederlanden.
„Die Frage ist natürlich, ob die sie auch alle lesen“, bemerkte die Vorsitzende.
„Das ist die Frage“, gab Beerta lächelnd zu, „aber das gilt für alle Zeitschriften. Sogar für
De Gids.“
„War's das?“, fragte die Vorsitzende nach.
„Das war es, Frau Vorsitzende“, sagte Beerta.
„Gut, wem von Ihnen darf ich das Wort erteilen?“
Die darauf folgende Stille wurde von Herrn Piermans genutzt, um aufzustehen und sich nochmals zu entschuldigen, dass er nun wegmüsse, woraufhin er die Sitzung verließ. Gleich darauf trat Frau Hillebrink ein, um eine zweite Tasse Tee einzuschenken und die Vorhänge zu schließen.
„Die einzige Bemerkung, die ich dazu habe, ist, dass ich dem Schriftführer ein Kompliment machen möchte für die Aktivität, die er im vergangenen Jahr an den Tag gelegt hat“, sagte Professor van Straten. „Es freut mich dabei besonders, dass der erste Band des Atlasses jetzt erscheinen wird. Das ist wohl einen Glückwunsch wert.“
„Vielen Dank“, sagte Beerta mit einem Nicken.
„Ich schließe mich dem gerne an“, sagte Professor Hillebrink und richtete sich ein wenig auf. Er machte den Eindruck, als fiele ihm das Sprechen schwer.
„Wir schließen uns dem alle an“, sagte die Vorsitzende in einem etwas ungeschickten Versuch, ihm zu helfen.
„Aber ich habe doch noch einen Wunsch“, sagte Hillebrink. „Ich würde es für außerordentlich wichtig halten, wenn das Büro auch einmal eine Untersuchung über die Kultur der Zigeuner durchführen würde. Infolge des Krieges sind nur noch wenige Zigeuner übrig geblieben. Ehe man sich's versieht, ist es zu spät, und das wäre schade, weil damit für immer ein Schatz an Informationen verloren zu gehen droht.“
„Das ist tatsächlich eine gravierende Lücke“, gab Beerta in ernstem Ton zu.
Maarten erschrak. Ihm war unbegreiflich, dass Beerta den Vorschlag nicht mit dem Argument zurückwies, dass sein Auftrag in der Erforschung der niederländischen Kultur bestehe, und sah dieses neue Untersuchungsprojekt geradewegs auf sich zukommen. Einen Moment war er versucht zu protestieren, doch er bezwang sich. Er sah zu Beerta, als könne er ihn zur Ordnung rufen.
„Ich nehme deshalb den Vorschlag von Professor Hillebrink sehr ernst, Frau Vorsitzende“, sagte Beerta, „und schlage vor, dass ich in den kommenden Monaten die Möglichkeiten untersuche und darüber auf der nächsten Sitzung berichte.“
„Wie konnten Sie bloß zusagen, dass wir eine Untersuchung über die Zigeunerkultur machen“, sagte Maarten, sobald Kaatje Kater ausgestiegen war und sich der Zug wieder in Bewegung gesetzt hatte. „Das können wir doch überhaupt nicht.“
„Das können wir natürlich sehr wohl.“
„Mit Fragebogen? Die Zigeuner warten wahrscheinlich bloß darauf, die sprechen vermutlich nicht einmal Niederländisch.“
„Dazu wird mir schon etwas einfallen.“ Er sah Maarten ernst an. „Lass dir eines von mir gesagt sein, mein Junge: Du darfst einen Vorschlag der Kommission niemals ablehnen, wenn er auch noch so unsinnig ist.“ Er wartete einen Moment. „Und Hillebrink wird schließlich nicht ewig leben. Nächstes Jahr sind wir schon ein Stück weiter.“
Die Ratte
Er konnte nicht schlafen. Die Aussicht bedrückte ihn, sein ganzes weiteres Leben zwischen den Leuten vom Büro eingeschlossen zu sein, die allmählich auch noch in sein Haus eindringen würden, so dass es nirgendwo mehr einen Platz gäbe, an dem er sicher war.
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