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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
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komm. Der Mann hat die Intelligenz eines Kindes!“ Sie legte das Buch aufgeschlagen auf Beertas Schreibtisch. „Ich hatte ihn gebeten, das Buch aufzuschneiden, und was tut er? Er setzt seinen Stempel vorne hinein!“
    „Er stempelt gern“, gab Beerta mit einem Blick auf das Buch zu.
    „Aber das geht hier doch nicht!“
    „Dann musst du es ihm verbieten.“
    „Aber so jemanden können wir hier doch nicht gebrauchen!“
    „Wir können ihn sehr gut gebrauchen, denn er kopiert fehlerfrei, und er hat auch schon mal Druckfahnen von mir nachgesehen.“
    „Und dann bist du zufrieden! Alles Weitere interessiert dich nicht! Na, es würde mich nicht wundern, wenn der IQ des Mannes nicht höher als fünfzig wäre.“
    „Reicht das denn nicht?“, fragte Beerta mit einem ironischen Unterton. „Fünfzig scheint mir schon eine ganze Menge zu sein. Ich wäre froh, wenn ich sie hätte.“
    „Ach was“, sagte sie irritiert.
    „Was glaubst du denn, wie viel es sein muss?“
    „Unsereiner hat einen IQ von hundertzwanzig. Das weißt du ganz genau. Spiel jetzt bloß nicht den Dummen.“
    „Davon weiß ich nichts. Hast du es messen lassen?“
    „Ach, hör doch auf!“ Sie riss das Buch wieder an sich. „Sei doch wenigstens
einmal
ernst!“ Zornig verließ sie den Raum.
    Beerta wandte sich amüsiert ab und beugte sich wieder über seine Arbeit. „Ich glaube, dass ich mit einem IQ von fünfzig schon sehr zufrieden wäre“, sagte er. „Aber ich traue mich nicht, ihn messen zu lassen.“
    *
    Die Arbeit von Frans Veen bestand in der Pflege der Korrespondentenkontakte. Dies beinhaltete, dass er gegen Ende des Jahres für den Versand der neuen Fragebogen aus den drei Abteilungen, des von Wiegel verfassten Mitteilungsblatts und der Neujahrsglückwünsche verantwortlich war. Außerdem musste er darauf achten, dass die Korrespondenten die Fragebogen im Laufe des Jahres ausgefüllt wieder zurückschickten. Mit Letzterem sowie mit der Beantwortung der Korrespondentenfragen war ziemlich viel Arbeit verbunden, während die Versendungsaktion im Dezember jedes Jahr aufs Neue für Hochbetrieb sorgte, weil entweder die Fragebogen oder das Blättchen oder beide zu spät vom Drucker kamen und Beerta darauf bestand, dass sie vor Weihnachten bei den Leuten im Briefkasten liegen sollten. Als Veen in der Woche vor Weihnachten unter Zeitdruck kam, wurde ihm Slofstra zugewiesen. Das brachte jedoch kaum Entlastung.
    „Schaffst du es?“, fragte Maarten. Er war an Veens Schreibtisch stehengeblieben und sah ihm zu.
    „Ich fürchte nicht“, antwortete Veen ohne aufzublicken. Er machte einen gehetzten, nervösen Eindruck. Seine Haut war fleckig. Er nahm einen Umschlag vom Stapel, schrieb, auf der Ecke seines Schreibtisches, eine Adresse von einem Kärtchen aus dem Karteikasten ab, schob routiniert drei Fragebogen, eine Ausgabe des Mitteilungsblatts und die Neujahrsglückwünsche, die in fünf Stapeln vor ihm lagen, in den Umschlag und legte diesen auf Slofstras Schreibtisch. Der hatte sich einen Schwamm und ein Seifenschälchen besorgt und befeuchtete, bis in die letzte Ecke, den Kleberand des Umschlags. Danach klebte er den Umschlag sorgfältig zu und legte ihn neben sich auf den Stapel.
    „Wie viele schaffst du davon pro Stunde?“, erkundigte sich Maarten.
    „Und Slofstra macht die Sache dicht – hi, ha, ho“, sang Slofstra.
    „Dreißig bis vierzig“, antwortete Veen.
    Maarten rechnete aus, dass er dann sicher noch drei Tage zu tun haben würde. Er sah zum Regal, hinter dem Hein damit beschäftigt war, die Druckfahnen des ersten Bandes des Atlas für Volkskultur zu korrigieren. „Sollen Hein und ich dir helfen?“, schlug er vor. Er suchte nach einem Platz. Hinter ihm saß Meierink mit dem aufgeschlagenen
Graafschapsbode
vor sich, seine Brille auf der Nasenspitze. In der Ecke am Fenster hatte Balk angefangen, laut zu lesen.
    „Ich will euch gerne helfen“, rief Hein großmütig von seinem Platz hinter dem Regal.
    Da es im ersten Raum keinen Platz gab, zogen sie zu viert an den großen Tisch in Fräulein Haans Zimmer um, in dem sich zu dem Zeitpunkt lediglich van Ieperen aufhielt. Als sie es sich bequem gemacht hatten, kam er kichernd näher.
    „Wer zuschaut, muss mit anpacken“, warnte Maarten mit unterdrücktem Ärger. Er steckte die Fragebogen, das Mitteilungsblatt und die Neujahrsglückwünsche in die Umschläge, die von Veen und Hein de Boer beschriftet wurden, und schob sie Slofstra zu.
    „Ich werde mich hüten“, kicherte

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