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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
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schloss sie dann. „Ich fürchte, dass es nicht gutgeht. Er muss hier weg.“
    „Warum weg?“
    „Weil es so nicht weitergeht. Ich würde ihm wirklich gerne helfen,aber er verschließt sich.“ Er setzte sich und ordnete seine Papiere. „Er verschließt sich.“
    Maarten erinnerte sich, was Veen dazu gesagt hatte, doch er schwieg. „Soll ich rausgehen?“
    „Nein, du kannst sitzen bleiben, es sei denn natürlich, er will mich unter vier Augen sprechen, aber das nehme ich nicht an.“
    Es klopfte schüchtern an der Tür. Sie öffnete sich, und Veen betrat den Raum. Er blieb verlegen stehen.
    Beerta drehte sich auf seinem Stuhl um. „Ich dachte, du wärst hinter mir hergekommen. Komm mal etwas näher.“
    „Nein, ich war – ich hatte“, sagte Veen nervös.
    „Nimm einen Stuhl und setz dich“, sagte Beerta freundlich.
    Veen setzte sich zwischen sie, mit dem Rücken zu Maarten.
    „Nun erzähl mal, was los ist.“
    „Ich wollte eigentlich sagen, dass ich hier aufhören möchte.“
    „Aufhören?“, fragte Beerta erstaunt. „Gefällt es dir denn hier nicht?“
    „Ja, schon.“ Er schwieg.
    „Warum willst du dann weg?“
    Veen gab darauf keine Antwort.
    „Weißt du nicht, warum du hier weg willst?“
    „Doch. Ich möchte hier einfach weg. Es muss ein Ende haben.“
    „Was muss ein Ende haben?“
    „Das …“, er zögerte, „eigentlich alles.“
    Maarten sah über die Schulter. Beerta blickte Veen starr an. Er blinzelte nervös.
    Es wurde still.
    „Du willst also hier weg“, sagte Beerta.
    „Ja.“
    „Was willst du dann tun?“
    „Auf eine andere … irgendwo anders leben.“
    „Eine andere Arbeit.“
    „Das ist notwendig, ja.“
    „Möchtest du etwa mehr verdienen?“
    „Nein, nein, das ist nicht das Problem.“
    „Was ist denn dann das Problem?“
    „Ich weiß es nicht. Ganz verschwinden.“
    „Ganz verschwinden?“
    „Dann wäre dieses ganze Elend vorbei, oder nicht?“
    Es entstand erneut eine Pause. Maarten stellte sich vor, wie Beerta Veen beobachtete, mit einer Mischung aus Staunen und Ironie.
    „Hast du darüber schon mal mit einem Psychiater gesprochen?“, fragte Beerta, „oder mit einem Pfarrer?“
    „Nein.“
    „Warum nicht?“
    „Das schien mir nicht so angebracht.“ Er schwieg einen Moment. „Glauben Sie nicht?“, fragte er dann unsicher.
    „Es sind sehr kluge Leute darunter. Wissenschaftlich gebildete Leute.“
    „Ja, ich meine, nein. Ich weiß es nicht. Ich glaube nicht, dass die mir helfen können.“
    „Du möchtest also schon, dass man dir hilft?“
    „Vielleicht schon, oder nein, eigentlich doch lieber nicht.“
    Es wurde erneut still.
    „Gut“, sagte Beerta daraufhin. „Du willst also aufhören. Wann willst du aufhören?“
    „So bald wie möglich. Das heißt, wenn das geht.“
    „Das geht. Ich werde es weitergeben. Ich finde es schade für das Büro. Vielleicht auch schade für dich, aber ich kann dich nun mal nicht zurückhalten. Dann geh.“
    Veen stand auf und schob seinen Stuhl unter den Tisch. Er sah aus, als ob er in Tränen ausbrechen wollte, und mied Maartens Blick, als er den Raum verließ.
    „Das ist doch wirklich nicht normal“, sagte Beerta, als Veen die Tür hinter sich geschlossen hatte. „Es ist nicht normal.“
    „Er ist durcheinander“, befand Maarten.
    „Ja, das kann man wohl sagen. Aber man kann uns doch nun wirklich nichts vorwerfen. Wir haben doch alles getan, um ihm zu helfen.“ Er sah Maarten an, als sei er sich nicht sicher, ob Maarten diese Auffassung teilte.
    „Jeder ist für sich selbst verantwortlich.“
    „Ja“, sagte Beerta. „Jeder ist für sich selbst verantwortlich. Aber man will doch auch helfen, wenn jemand in Schwierigkeiten steckt.“
    *
    Beerta war etwas früher gegangen, ohne zu sagen, wohin. Maarten war allein im Zimmer. Das Fenster stand offen. Draußen war es neblig. Es gab nur wenig Wind. Ab und zu bewegte sich der Strauch vor dem Fenster. Die kahlen Äste der Japanischen Kirsche, die etwas weiter entfernt stand, schwangen sanft hin und her. Am Boden und auf dem Rasen liefen Stare und hüpften Spatzen umher, um nach Körnern und Käfern zu suchen. Aus dem angrenzenden Raum hörte man die Stimmen von Nijhuis und Wiegel. In Fräulein Haans Zimmer klirrte de Bruin mit den Tassen. Er lauschte regungslos. Auf der gegenüberliegenden Seite, im Hauptgebäude, waren die Lampen an, unten, im Zimmer von van der Haar, ein Kronleuchter, darüber, im ersten Stock, eine große, gelbe Kugel. Von der Straße her

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