Das Büro
haben.“
„Du bist entsetzlich kindisch.“
„Niemanden! Auch keine Ratte!“
„Ich wusste gar nicht, dass du so kindisch sein kannst.“
Er schwieg. Die Ratte lief über die Bücher, die sich über ihren Köpfen befanden.
„Jetzt läuft sie über die Bücher“, sagte er. „Gleich fällt sie auf dein Bett.“
Sie sprang auf. „Wo ist sie?“ Sie sah wild um sich.
Die Ratte verschwand auf der anderen Seite der Betten in der Dunkelheit.
„Jetzt ist sie in der Abstellkammer“, sagte er mit unterdrückter Genugtuung.
Sie legte sich wieder hin. „Dann lass sie bloß da. Da kann sie keinen Schaden anrichten. Und jetzt schlaf! Du kannst einen richtig in Panik versetzen.“
*
„Ich habe dich Samstag vermisst“, sagte Beerta streng. „Und du hast mich auch nicht benachrichtigt, wie wir es vereinbart hatten.“
Veen stand ihm mit rotem Kopf gegenüber. „Nein, das kam, das war, weil …“ Er fasste sich ein Herz. „Ich habe Samstag verschlafen.“
„Verschlafen?“, sagte Beerta erstaunt, als ob er so etwas noch nie zuvor gehört hätte.
Veen blickte rasch seitwärts zu Maarten, als ob er Hilfe suchte. „Ja“, sagte er hilflos.
Beerta wippte auf den Zehenspitzen, die Hände auf dem Rücken. „Und da war es zu spät, um noch herzukommen?“
„Ja, das heißt …“, er zögerte, „ich wurde wach, und da dachte ich: Jetzt lässt es sich doch nicht wiedergutmachen, und da habe ich erst mal ein Bad genommen.“
„Ein Bad!“
„Ja.“ Er sah erneut zu Maarten.
„Und da dachtest du, dass du genug getan hättest.“
„Ja, nein“, er korrigierte sich eilig, „ich meine natürlich nein.“
„Das würde ich auch sagen.“ Er betrachtete Veen ironisch.
„Ich hatte vor, Samstagnachmittag und -abend dazubleiben und zuarbeiten“, er stolperte über seine Worte, „aber dann war die Tür verschlossen, und da dachte ich, dass der Arbeitstag noch anfangen würde, aber es war schon vorbei.“ Er sah erneut zu Maarten.
„Und dann bist du wieder nach Hause gegangen.“
„Nein, denn ich dachte erst, dass der Arbeitstag noch anfangen würde, also ich dachte: Ich geh mal eben um den Block. Und dann war da auch noch eine Uhr, aber es waren keine Zeiger mehr dran, also da habe ich meine Schwägerin angerufen und sie gefragt, was wir für einen Tag hätten und wie spät es wäre, und die sagte dann, dass es Samstag wäre, zehn vor zwei.“ Es kam gestammelt und verwirrt aus ihm heraus. „Und dann bin ich ein Stück mit dem Fahrrad gefahren.“
Beerta hörte mit sichtbarer Ironie zu. „Und jetzt? Weißt du denn jetzt, dass heute Montag ist?“
„Ja, jetzt ist alles wieder in Ordnung. Der Tagesablauf war ein bisschen durcheinander.“
„Gut.“
„Kann ich es nacharbeiten?“
„Du darfst es nacharbeiten, aber nicht nachts.“
„Warum nicht nachts?“, fragte Veen erschrocken.
„Weil die Nacht zum Schlafen da ist. Das dürftest du nach dieser Erfahrung doch wissen.“
„Ja.“ Er zögerte. „Darf ich jetzt wieder an die Arbeit?“
„Du kannst wieder an die Arbeit gehen.“
Veen ging zur Tür, um den Raum zu verlassen, besann sich jedoch und drehte sich wieder um. „Da ist noch etwas.“
Beerta sah ihn an. „Was denn?“
„Wären Sie einverstanden, wenn ich mir einen Hund zulegen würde?“
„Einen Hund? Dafür brauchst du mich doch nicht um Erlaubnis zu fragen.“
„Ich meine, dass ich ihn zur Arbeit mitbringe?“
Beerta sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Solange ich da bin, kommt mir hier kein Hund rein.“
„Oh“, er sah rasch zu Maarten. „Nein, ich dachte …“ Er beendete seinen Satz nicht und verließ den Raum.
„Ein Hund!“, sagte Beerta, als Veen draußen war. „Wie ist der Mensch bloß auf
die
Idee gekommen? Und das, wo ich eine Heidenangst vor Hunden habe.“
„Er glaubt, dass es gegen die Einsamkeit hilft“, sagte Maarten.
„Wenn er einsam ist, soll er sich eine Frau suchen. Es gibt Frauen genug.“
„Nicht für jeden.“
„Unsinn“, sagte Beerta missmutig. „Da findet sich immer irgendeine tüchtige Frau, die sich das Los eines solchen Burschen zu Herzen nimmt. Er muss sich nur etwas darum bemühen.“
Die Tür ging auf, Fräulein Haan kam herein. Sie hatte ein Buch in der Hand. „Dieser Slofstra, den du uns hier angebracht hast“, sagte sie entrüstet, „hast du über den eigentlich vorher Referenzen eingeholt?“
Beerta drehte sich in seinem Stuhl um und sah sie an. „Ich bin mit Slofstra sehr zufrieden.“
„Ach,
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