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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
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van Ieperen mit einer weichen Bewegung seiner Knie. „Ich schone lieber meine Gesundheit.“ Er zog sich wieder zurück.
    „Das ist die befriedigendste Arbeit, die es gibt“, fand Maarten. „Alles andere ist Mumpitz.“
    Hein musste herzlich darüber lachen. Veen lächelte matt.
    Die hintere Tür des Raums ging auf, und Wiegel kam mit einem Stapel Bücher vorbei. „Helft einander, dann hilft euch Gott“, sagte er mit einem spöttischen Lachen und verschwand in Beertas Zimmer.
    „Dieser Wiegel“, sagte van Ieperen hinter seinem Zeichentisch. Er kicherte nervös.
    „Die Kunst besteht darin, es in einer einzigen fließenden Bewegung zu tun“, sagte Maarten, „Um-schlag“, er legte mit einer ausholenden Bewegung einen Umschlag vor sich auf den Tisch, „eins – zwei – drei – vier – fünf“, sammelte die Fragebogen, das Mitteilungsblattund die Neujahrsglückwünsche zusammen, „rein-stek-ken“, steckte alles zusammen hinein, „ausgleiten lassen“, und schob den Umschlag Slofstra zu.
    „Ach, du lieber Nikolaus, kommst nun auch in unser Haus“, sang Slofstra. Der Stapel mit den Umschlägen, die er noch zukleben musste, wuchs sichtbar, jetzt, da sich das Tempo erhöht hatte, doch es schien ihm nichts auszumachen.
    „Es ist eine Art Schwimmen“, sagte Maarten zufrieden. „Aber Nikolaus ist vorbei“, sagte er beiläufig zu Slofstra. „Jetzt ist die Zeit der Weihnachtslieder.“
    „So sieht es eher aus wie stricken“, fand Frans Veen.
    Hein de Boer hatte großen Spaß daran.
    „Es klingt wie stricken, aber es ist schwimmen“, beharrte Maarten. „Schau nur.“
    Frans Veen hielt kurz im Schreiben inne und sah zu.
    „Es ist eine fließende Bewegung“, demonstrierte Maarten. „Die Kunst besteht bloß darin, den Umschlag in dieser Bewegung in dem Augenblick aufzubekommen, in dem man die Sachen hineinschiebt. So!“
    „Danke, lieber Nikolaus“, sang Slofstra unbeirrt, als der Umschlag auf seinen Stapel kam.
    Frans Veen probierte es auch. Hein de Boer und Maarten beobachteten aufmerksam seine Bewegungen. Wiegel verließ Beertas Zimmer und ging mit einem spöttischen Lächeln hinter ihnen vorbei zurück in seinen Raum. Frans Veen legte den Umschlag mit gebremstem Schwung vor sich hin, zog eine Karte aus dem Karteisystem, legte sie daneben, nahm seinen Stift und begann zu schreiben. „Es stockt beim Schreiben“, stellte er verlegen fest.
    „Du musst auch den Namen in einer fließenden Bewegung zu Papier bringen“, sagte Maarten, „als ob es
ein
Buchstabe wäre.“
    Es gelang Veen nicht.
    „Im Gesamtrhythmus, als Kadenz“, sagte Maarten, als er es erneut probierte.
    „Es ist mehr flattern als schwimmen“, fand Veen. „Außerdem ist jeder Name anders.“
    „Wie ein Vogel im Käfig“, stellte Maarten fest.
    Veen grinste. Er wusste die Anspielung zu schätzen.
    „Ein Vögelchen, das konnt’ nicht kacken, da es saß auf seinen Hacken“, tönte Slofstra laut.
    Es irritierte Maarten. „Warum sagen Sie das jetzt?“, wollte er wissen.
    „Es ist in meinem Kopf und will raus!“, antwortete Slofstra.
    Beerta verließ, mit der Tasche in der Hand, sein Zimmer. „Oh, hier bist du“, sagte er. „Ich hatte mich schon gefragt, wo du steckst.“ Er blieb stehen und sah ironisch zu.
    „Sie dürfen gerne helfen“, lud Maarten ihn ein.
    „Ich muss zu einer Sitzung“, antwortete Beerta. „Sonst würde ich es bestimmt tun.“
    Nijhuis kam herein und blieb ebenfalls stehen, um zuzusehen. Als Beerta sich abwandte und weiterging, zog er, auf der Frans Veen gegenüberliegenden Seite, einen Stuhl unter dem Tisch hervor. „Gib mir auch einen Stapel“, sagte er. Es klang halb wie eine Bitte, halb wie ein Befehl.
    *
    In den Tagen zwischen Weihnachten und Neujahr war es still im Büro. Balk, Meierink, Hein de Boer und Slofstra hatten Urlaub genommen, Fräulein Haan war krank. Im ersten Raum war nur Frans Veen, im zweiten van Ieperen sowie ein Herr de Roode, der in den Schulferien an seiner Dissertation arbeitete. Beerta kam etwas später. Er ließ die Tür hinter sich einen Spaltbreit auf, so als würde er sich sofort wieder entfernen, und ging zu seinem Schreibtisch. „Veen will mich sprechen“, sagte er. „Ich fürchte, dass es ihm nicht gut geht. Weißt du etwas davon?“ Er sah sich zu Maarten um.
    „Nein“, sagte Maarten.
    „Etwas ist mit diesem Jungen“, sagte Beerta, während er seine Tasche auspackte. „Er verbirgt etwas.“ Er ging zurück zur Tür, schaute in den zweiten Raum, und

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