Das Büro
hörte man das Geräusch einer Autohupe, das Röhren eines Motorrads, das quietschende Geräusch einer Fahrradbremse. Er blickte missmutig auf seine Arbeit, nahm seinen Stift, zögerte und sah zur Seite, da die Tür aufging. Frans Veen trat zögernd ein. Er blieb kurz an Maartens Schreibtisch stehen, als wollte er sofort weitergehen. „Ich glaube, du fandest es nicht gut, dass ich gekündigt habe, oder?“, sagte er unsicher.
Maarten wandte seinen Blick ab und sah nach draußen, seine Antwort abwägend. „Es fällt mir schwer, darüber ein Urteil abzugeben.“
„Aber du hast mal gesagt, dass man nicht flüchten soll. Ich dachte, dass du vielleicht glaubst, ich wollte flüchten?“
„Ich finde, dass man nicht flüchten soll“, räumte Maarten ein, „weil es keinen Sinn hat. Man macht es nur noch schlimmer.“
„Und wenn es nun die einzige Möglichkeit ist?“
Maarten gab darauf nicht sofort eine Antwort. Er glaubte nicht, dass Flucht eine Möglichkeit war. „Es hängt davon ab, wovor man flüchtet“, sagte er ausweichend.
„Und wenn man es nicht mehr aushält? Es ist doch schrecklich, sein ganzes weiteres Leben mit Leuten wie Slofstra, Meierink und Balk zu verbringen?“
Maarten lachte. Er sah ihn an. „Ja, das ist schrecklich.“
„Dann kann man besser weggehen, finde ich. Meinst du nicht?“
Maarten schüttelte den Kopf. „Ich weiß es wirklich nicht. Ich finde, dass man nur aus einer Position der Stärke heraus weggehen sollte.“
Es entstand eine unbehagliche Stille. Maarten sah in den Garten hinaus.
Frans Veen zögerte. „Na, dann geh ich mal wieder.“
„Ja“, sagte Maarten.
Als Frans Veen die Tür hinter sich geschlossen hatte, beugte er sich wieder über seine Arbeit und schüttelte kurz missmutig den Kopf, als wollte er mit dieser Bewegung das unbefriedigende Gespräch von sich abschütteln.
1959
Der Bus hielt vor dem Konferenzort. Als sie ausstiegen, wurden sie von einem Mann erwartet, der ein paar Reihen vor ihnen gesessen hatte. Er gab Beerta die Hand. „Tag, Beerta.“ Er hatte ein rot angelaufenes Gesicht mit einem ungepflegten Schnurrbart und trug einen grünen Lodenmantel und eine reichlich verschlissene, karierte Krawatte.
„Tag, Overzee“, antwortete Beerta steif. „Darf ich dir Herrn Koning vorstellen?“
Overzee und Maarten gaben sich die Hand. Balk wurde von einem anderen Mann begleitet, den er im Bus getroffen hatte. Beide gingen, sich angeregt unterhaltend, vor ihnen her. Es war windig, und es regnete ein wenig.
„Das ist schon wieder eine Weile her“, sagte Overzee zu Beerta. Sie folgten Balk, dem unbekannten Mann und drei älteren Frauen, die ebenfalls im Bus gesessen hatten, durch eine nasse Allee zwischen ärmlich wirkenden Birkenbäumchen zum Konferenzort. Overzee und Beerta gingen nebeneinander her, Maarten schräg hinter ihnen.
„Ich habe viel zu tun“, entschuldigte sich Beerta.
Overzee versuchte, sich zu erinnern, wann sie sich das letzte Mal gesehen hatten, doch es gelang ihm nicht.
„Womit bist du gerade beschäftigt?“, unterbrach ihn Beerta.
„Ich arbeite an einem Artikel über das Bevölkerungswachstum bis zum Jahre 2000“, sagte Overzee.
„Sehr interessant“, fand Beerta, ohne eine Spur von Interesse.
„Aber auch beunruhigend. Wenn man die Zahlen sieht, stehen einem die Haare zu Berge.“
„Die Menschen werden immer mehr“, pflichtete Beerta ihm bei.
„Wobei das intellektuelle Niveau ständig sinkt.“ Maarten stellte fest, dass der Kragen seines Mantels ziemlich fettig war. Der Mann machte keinen sehr reinlichen Eindruck.
„Davon ist mir nichts bekannt“, sagte Beerta sparsam.
„Die Zunahme der Anzahl an Schwachsinnigen infolge der Entwicklung der medizinischen Forschung ist beunruhigend“, sagte Overzee mit großer Entschiedenheit.
„Es gibt viele Schwachsinnige“, gab Beerta mit ironischem Unterton zu.
Balk und seinem Gesprächspartner war es endlich gelungen, die drei älteren Damen zu überholen, und sie eilten, in ihre Unterhaltung vertieft, vor ihnen her zu dem Gebäude, das hinter einer Biegung am Ende der Allee sichtbar geworden war. Beerta, Overzee und Maarten gingen nun dicht hinter den Damen her.
„Früher wurden sie kastriert“, sagte Overzee laut und blickte zur Seite, „oder umgebracht.“
„Das ist vorbei“, warnte Beerta. „Und ich würde dafür auch nicht gern die Verantwortung übernehmen.“
„Ich habe einen Freund“, sagte Overzee, „der lebt in Den Bosch, und der hat erzählt,
Weitere Kostenlose Bücher