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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
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und zugleich von Gott verlassen. Er zitterte. Ohne Mantel war es kalt draußen. Er drehte sich um, weil hinter ihm ein paar Leute herauskamen, und schlug einen Seitenweg ein. Das Gelände war dünn bewaldet, mit mickrigen Birken sowie hier und da ein paar Tannen, zwischen denen sich morastige Wege zogen. Er begegnete zwei Männern, die eifrig ins Gespräch vertieft waren, und etwas weiter einem Dreiergrüppchen. Es waren mehr Leute auf die Idee gekommen, frische Luft zu schnappen, und er sah sie, nachdem er hinten um das Gebäude gegangen war, in kleinen Gruppen überall zwischen dem dürren Gehölz herumlaufen, hin und wieder auch einen allein. Einmal kreuzte sein Weg den Beertas, der mit ernster Miene einem kleinen, dicken Mann zuhörte und ihn im Vorbeigehen mit einem leichten, ironischen Nicken grüßte. Um all den Menschen zu entgehen, ging er den Weg hinunter zur Bushaltestelle und blieb dort stehen. Es war ein stiller Weg. Auf der gegenüberliegenden Seite, auf stacheldrahtumzäunten Weiden, grasten ein paar Schafe. Er stellte fest, dass seine Sohlen ein Loch hatten, und fühlte sich nass, kalt und zutiefst unglücklich.
     
    Als er in den Saal zurückkam, saß Buitenrust Hettema bereits auf seinem Platz. Maarten nickte ihm verlegen zu und setzte sich neben Beertas noch leeren Stuhl.
    „Wir müssen uns mal unterhalten“, sagte Buitenrust Hettema und wandte sich ihm zu. Er sprach jedes Wort sehr deutlich aus, so wie jemand spricht, der sich durch nichts aus der Fassung bringen lässt.
    „Ja“, sagte Maarten. „Sie sind jetzt auch in der Kommission.“
    „Ja, das auch.“ Er wandte sich wieder ab und sah vor sich hin, woraus Maarten den Schluss zog, dass seine Bemerkung falsch gewesen war.
    Beerta kam in die Reihe. Er lächelte geheimnisvoll, als er sich hingesetzt hatte. „Ich habe eine interessante Neuigkeit“, sagte er vergnügt.„Es scheint, dass de Graaf Zandstra überhaupt nicht als Nachfolger haben wollte, sondern dass Zandstra ihn einfach rausgedrängt hat. Das erklärt, warum er jetzt nicht da ist.“
    „Aber de Graaf ist doch viel besser“, sagte Maarten.
    „Ja“, sagte Beerta geheimnisvoll.
    Buitenrust Hettema schien die Bemerkung nicht gehört zu haben. Er blickte mit hochgerecktem Kinn in die Ferne, als sei er mit seinen Gedanken woanders.
     
    So sah Maarten ihn auch in der Pause zwischen den Gruppen sich unterhaltender Menschen stehen, in der Mitte der Halle, eine Tasse Tee in der Hand, die Unterlippe nach vorn geschoben. Durch seine Körpergröße überragte er alle, und um ihn herum war es leer: ein einsamer Mann, doch einer, dem das nichts anhaben konnte. Maarten stand seitlich am Fenster und fragte sich, ob er wegen dieses Gesprächs zu ihm hingehen sollte, doch weil er keine Ahnung hatte, worüber sie reden sollten, blieb er, wo er stand. Ein Mann kam auf ihn zu, in dem er im letzten Moment Overzee erkannte. Overzee erkannte ihn ebenfalls. „O nein“, sagte er, „Sie habe ich schon kennengelernt.“ Er wandte sich ab und zog weiter.
    *
    „Herr Koning“, sagte Slofstra. „Kann ich Sie eben sprechen?“
    „Ja, Herr Slofstra“, antwortete Maarten. Er blieb stehen.
    Meierink blickte träge auf und lauschte.
    „Ich habe meinem Schwager erzählt, dass Frans weggeht, und der sagte: Kannst du die Stelle nicht kriegen?“ Er sah Maarten listig an. „Der Name des Schwagers ist Balk! Doctorandus T. Balk, Referendar bei der Stadt Utrecht. Er hat Ökonomie studiert.“
    Maarten zögerte.
    „Wenn Sie bei Herrn Beerta vielleicht ein gutes Wort für mich einlegen würden.“
    „Aber können Sie das denn?“
    „Aber natürlich. Und sonst frage ich einfach Nijhuis, der hat doch nichts zu tun. Der sitzt den ganzen Tag da und dreht Zigaretten.“
    „Ich werde Herrn Beerta sagen, dass Sie die Stelle gern haben würden“, entschied Maarten.
    „Vielen Dank, mein Herr.“ Er richtete sich auf, als wollte er Haltung annehmen.
     
    „Slofstra möchte gern Veens Stelle haben“, sagte Maarten, als er den Raum betrat.
    Beerta drehte sich langsam um und sah ihn an. „Kann er das denn?“
    „Wenn Fräulein Haan und ich die Briefe schreiben. Die normalen Routinearbeiten kann er.“
    „Er ist ein Roboter“, gab Beerta zu. „Aber ein Roboter kann sehr nützlich sein, zumindest solange andere die Kopfarbeit erledigen.“ Er sah Maarten forschend an, als erwartete er von ihm die Entscheidung.
    „Ich finde, dass ein Büro wie das unsere in erster Linie eine soziale Funktion hat. So ein Mensch

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