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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
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hat mal nachgefragt, aber wir haben Pech. Die können uns vertraglich verpflichten. Und Dekker sagt, dass er auf das Geld nicht verzichten kann. Na, ich könnte gut drauf verzichten. Meine Ehre ist mir noch immer mehr wert als die lumpigen fünfzig Gulden. Und das werde ich van der Haar auch sagen. Dafür hat man sich jetzt dreizehn Jahre krummgelegt. Nie ist was verschwunden. Jeden Morgen bin ich vor den anderen da, um es schön warm zu machen. Dafür krieg ich keinen Cent. Ist mir egal, mach ich gern, aber dann müssen sie mir nicht mit sowas kommen.“
    „Ich würde es mir nicht so zu Herzen nehmen.“
    „Du hast gut reden, dir ist es nicht passiert. Aber ich werde es ihm sagen!“
    „Stell dich dann ein bisschen weiter rechts hin“, sagte Maarten, „dann kann ich dich sehen.“
     
    Später am Nachmittag sah er sie zu viert aus dem Hauptbüro durch den Garten in Richtung des Büros schlendern: Gerbrandy und Dekker in gelben Kitteln, de Bruin in seinem alten, gestopften Pullover und der Tischler halb in Leder. Es regnete ein wenig, und es wehte ein starker Wind. Bevor sie das Büro betraten, bückte sich Dekker noch kurz, um eine Pflanze zu betrachten. Wenig später kamen sie herein. Der Tischler, ein schon etwas älterer Mann mit einer Glatze, schritt voran. Er grüßte. Gerbrandy und Dekker murmelten etwas, de Bruin sagte nichts. „Und hier“, sagte der Tischler. Die anderen folgten ihm zu der Ecke hinter Beertas Schreibtisch und blickten schweigend auf die angegebene Stelle. Beerta hatte aufgehört zu arbeiten und sah zu. „Das ist dann der zehnte“, sagte Gerbrandy trübsinnig.
     
    „Und?“, fragte Maarten, als er um fünf Uhr an de Bruins Verschlag vorbeikam, um das Büro zu verlassen.
    „Ich hab es ihm gesagt“, sagte de Bruin träge, „aber er sagt: De Bruin, du musst mir glauben, das ist keine Frage von Trauen oder Nicht-Trauen, aber ich bin dem Staat gegenüber verantwortlich. Er hatte die Unterlagen schon fertig, um mich zwingen zu können. Das hatte ich von Gerbrandy. Ich sag: Herr van der Haar, möchte der Staat denn etwa, dass wir uns den Hals brechen? Denn du wirst es nicht glauben, aber da war ein Schlüssel dabei, da musste man auf eine kleine Leiter steigen und mit einer Hand die Leiter festhalten, während man mit der anderen den Schlüssel umdreht, und das auch noch mit diesem Ding vor dem Bauch! Er sagt: De Bruin, sagt er, ich werde sofort den Auftrag geben, dass das geändert wird! Das ist doch auch zu verrückt! Auf so einer Leiter! Und dann vielleicht auch noch mit einer Hand den Schlüssel umdrehen! Das geht gar nicht! Auch wenn man es wollte!“
    *
    „Ich habe mir doch überlegt, mal mit dem Bruder von Veen zu reden“, sagte Beerta. „Ich finde, dass wir den Jungen nicht so einfach seinem Schicksal überlassen können.“
    „Ich wusste nicht, dass er einen Bruder hat“, sagte Maarten.
    „Er hat einen Bruder. Und an dem hängt er sehr.“
    „Und glauben Sie, dass er wegen des Bruders seine Meinung ändern könnte?“
    „Das weiß ich nicht. Aber ich will es trotzdem versuchen. Er darf nur nicht wissen, dass ich den Bruder anrufe, und jetzt habe ich mir überlegt, dass ich ihn anrufe und frage, ob Frans Veen da ist, und wenn er dann
Ja
sagt, lege ich den Hörer auf, ohne meinen Namen zu nennen. Und wenn er nicht da ist, verabrede ich mich mit ihm. Was hältst du davon?“
    „Und was wollen Sie dem Bruder sagen?“, fragte Maarten skeptisch.
    „Ich werde ihm sagen, dass er seinen Bruder überzeugen soll, etwas sozialer zu werden, denn er ist nicht sozial! Der Bruder ist es schon! Er hat also ein Vorbild.“
    Maarten lachte.
    „Du bist anderer Meinung?“, fragte Beerta etwas verstimmt.
    „Ja, aber ich finde es nett.“
    Beertas Gesicht erstarrte. „Ich habe nicht die Absicht, nett zu sein“, sagte er steif. „Ich fühle mich verantwortlich!“
    „Dann finde ich es verantwortlich“, verbesserte sich Maarten lachend.
    *
    „Haben Sie schon die Ausstellung über die Amsterdamer Juden im Historischen Kabinett gesehen?“, fragte Maarten. Das Historische Kabinett befand sich schräg gegenüber dem Hauptbüro, und er hatte seine Mittagspause genutzt, um die Ausstellung zu besuchen.
    „Nein“, antwortete Beerta, bei der Arbeit. Er sah nicht auf. „Muss ich das denn?“
    „Ja. Es ist eine gute Ausstellung.“
    „Ach“, er legte den Stift weg, „warum erzählst du mir das jetzt? Ich habe überhaupt keine Lust, die Ausstellung zu besuchen.“ Er standauf und

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