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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
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drehte sich mürrisch zu Maarten um. „Du solltest doch wissen, dass ich überhaupt keine Zeit habe, Ausstellungen zu besuchen!“
    „Dann gehen Sie eben nicht.“ Maarten zog den Stuhl unter seinem Schreibtisch hervor, um sich wieder an die Arbeit zu machen.
    „Ich habe genug von all den Ausstellungen! Sie sollen mir eine Einladung schicken! Im Übrigen will ich überhaupt keine Ausstellungen sehen.“
    „Weil Sie da Leute treffen.“
    „Da treffe ich Leute, ja! Und dann weiß jeder, dass ich dort gewesen bin!“
    „Na, dann gehen Sie eben nicht. Es ist eine nette Ausstellung, aber Sie hätten auch zu spät davon erfahren können.“
    „Das ist es ja gerade! Dass es eine nette Ausstellung ist! Dann sagt demnächst jeder: Ach herrje, bist du nicht in der Ausstellung gewesen? Die solltest du aber gesehen haben. Du hältst doch so viel von den Juden.“ Er tippelte zum Tisch und kramte in den Papierstapeln. „Ach, wie ärgerlich.“ Er sah nach draußen. „Und es regnet auch noch! Ich habe überhaupt keine Lust darauf!“ Er stampfte mit dem Fuß auf.
    Maarten gab darauf keine Antwort mehr. Er machte sich an die Arbeit. Fünf Minuten später packte Beerta seine Tasche und verließ den Raum. „Na, dann bis gleich“, sagte er knapp.
     
    Anderthalb Stunden später war er zurück. Er blieb neben Maartens Schreibtisch stehen, die Tasche in der Hand. „Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie etwas
so
genossen!“, sagte er feierlich. „Alle Erinnerungen an früher kamen zurück! Es war herrlich! Ich hätte es dir sehr übel genommen, wenn du mir diese Ausstellung verschwiegen hättest!“ Er sah Maarten streng an. „Und ich nehme es dir sehr übel, dass du nicht mit mehr Nachdruck gesagt hast: Da musst du hin!“
    „Ich duze Sie doch gar nicht.“
    „Dann hättest du sagen müssen: Da müssen
Sie
hin!“
    *
    „Bleiben Sie mal kurz stehen!“ Der Anschnauzer hallte noch in seinem Kopf nach. Als ob er ihr Hund wäre. Natürlich hätte er nicht stehenbleiben sollen. Er hätte sie schlichtweg ignorieren sollen. Doch er
war
stehengeblieben. Gedemütigt und wütend auf sich selbst drehte er sich im Bett um. Er hatte sich so gedemütigt gefühlt, dass er es nicht einmal Nicolien hatte erzählen können. „Bleiben Sie mal kurz stehen!“ Warum war er bloß stehengeblieben? Was für ein Feigling er gewesen war! Das hätte sich sonst niemand gefallen lassen! Das Blut schoss ihm in den Kopf, wenn er an diesen Augenblick zurückdachte. Sie hatte wütend den Raum betreten: weshalb niemand während ihrer Krankheit die eingegangenen Fragebogen kontrolliert habe. Das war an Beerta gerichtet, aber gemeint hatte sie ihn. Als ob
sie
sie nachsehen würde, wenn
er
krank wäre!
Das
hätte er sagen sollen. Doch anstatt es zu sagen oder, noch besser, zu schweigen, hatte er, noch bevor Beerta reagieren konnte, geantwortet, dass er angenommen habe, dass Nijhuis das getan hätte. Als ob das in dem Moment wichtig gewesen wäre. Wobei ihm außerdem hätte klar sein können, dass Nijhuis es nicht getan hatte. Und als er hinausgehen wollte, um Nijhuis danach zu fragen, hatte sie ihn angeschnauzt, ohne ihn anzusehen und ohne ihre Tirade gegen Beerta zu unterbrechen: Bleiben Sie mal kurz stehen! Allein die Erinnerung war unerträglich. Wovor hatte er bloß Angst gehabt? Unhöflich zu sein? Einem solchen Weibsstück gegenüber? Er kam um vor Wut und Selbstverachtung. Was gab einem solchen Weib bloß das Recht dazu, so aufzutreten? Was konnte man von einer Welt erwarten, in der solche Menschen ungestraft ihr Maul aufreißen durften? Der Gedanke, dass diese Menschen ihren Willen bekamen, die Tatsache, dass Beerta schließlich versprochen hatte, beim nächsten Mal darauf zu achten, dass es gemacht würde, war bedrohlich. „Bleiben Sie mal kurz stehen!“ Woher nahm sie die Unverschämtheit? Wer gab ihr das gottverdammte Recht dazu? Ein Weib mit dem Gehirn eines Spatzen! Er versuchte die Erinnerung an den demütigenden Vorfall loszuwerden, indem er den Klängen der Nacht lauschte, doch sogar die wiedererkennbaren Geräusche – die Nachbarn, die betrunken nach Hause kamen und fluchend die Treppe hinaufpolterten, ein Mann, der im Vorbeigehen ans Fenster klopfte, das Heulen eines Hundes,weit weg, auf der gegenüberliegenden Seite der Gracht – schienen bedrohlich. Wie ein Tier, das in seinem Dschungelversteck liegt, so fühlte er sich.
    *
    „Früher kannte ich keine Angst“, sagte Maarten. „Als wir studierten, meine ich. Jetzt fühle ich

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