Das Büro
spöttisch an. Hol dann mal ein paar Kilo Kartoffeln für mich, sagte er, und koch mir mein Essen. – Das habe ich nicht gemeint, sagte ich. Das werde ich natürlich nicht tun. Diese Antwort schien den Mann zu interessieren, denn er hob seinen Kopf etwas und sah mich an. Dann wurde ich wach.“ Er schwieg und sah sie an, während er das Heft vor sich auf den Tisch legte.
„Ein toller Traum“, sagte Henriette.
„Hast du das wirklich geträumt?“, fragte Klaas ungläubig.
„Ja.“ Er lächelte. „Aber warum träumt man so etwas?“
Auf diese Frage hatten sie keine Antwort.
„Vor einer Weile sagte mein Vater zu mir: Was du jetzt machen musst, ist eine Doktorarbeit schreiben. Ich fand das verdammt bedrohlich. Dass der eigene Vater einen so schlecht kennt, dass er so etwas sagt.“
„
Das
ist die Erklärung“, sagte Henriette.
„Ich glaube auch, dass das die Erklärung ist“, sagte Maarten. „Wenn der eigene Vater dich nicht versteht, was kann man dann von anderen Menschen erwarten. Unheil. Bedrohung. Ich kriege nur deswegen keins auf die Birne, weil ich schweige und böse aus der Wäsche schaue. Sie kennen meine Schwäche nicht. Wie der Mann in dem Traum. Aber ich habe keine Kraft. Ich habe verdammte Angst vor den Menschen. Ich fühle mich eigentlich nur wohl bei einer Beerdigung, wenn die Rollen verteilt sind und meine Rolle klar ist.“
„Nimmst du dich selbst nicht viel zu wichtig?“, fragte Klaas.
Maarten sah ihn an. „Wenn ich mich selbst nicht wichtig nehme, wer tut es dann?“
„Früher habe ich geträumt“, sagte Henriette abrupt, „dass ich mit Paul auf Korallenfelsen kletterte und durch einen Feldstecher auf hohe, weiße Türme schaute. Aber Paul musste mir dabei mit der Mechanik helfen. Damit kannte ich mich nicht aus.“
Was das damit nun genau zu tun hatte, war Maarten nicht klar, aber er hatte das Gefühl, dass sie den Nagel auf den Kopf getroffen hatte.
*
Als er morgens ins Büro kam, traf er Slofstra im Raum von Fräulein Haan, an der Tür zu Beertas Zimmer. „Mein Prüfbescheid ist da“, sagte er.
„Und?“, fragte Maarten.
„Ich darf noch nicht rein.“
Maarten betrat den Raum, Nijhuis stand bei Beerta. Beerta hatte den Brief in der Hand. „Ich höre gerade, dass Slofstra abgelehnt worden ist“, sagte er ernst.
„Warum?“, fragte Maarten.
„Das steht dort nicht. Das darf ich nicht wissen.“
Nijhuis schwieg.
Es klopfte. Die Tür ging auf, Slofstra sah um die Ecke. „Darf ich schon reinkommen?“
„Warten Sie noch eben, Herr Slofstra“, sagte Beerta. „Ich lasse Sie dann rufen.“
„Vielen Dank. Tag, meine Herren.“ Die Tür schloss sich wieder.
„Brauchen Sie mich noch?“, fragte Nijhuis.
„Nein, geh nur“, sagte Beerta.
„Was nun?“, fragte er, als Nijhuis den Raum verlassen hatte. Er sah Maarten fragend an.
Maarten war unsicher stehengeblieben. „Sie werden es ihm sagen müssen.“
Beerta trippelte bei seinem Stuhl auf und ab. „In solchen Momenten wünschte ich mir, kein Direktor zu sein.“ Er setzte sich wieder hinund nahm den Brief erneut in die Hand. „Und dass sie keinen Grund angeben“, sagte er irritiert. „Vielleicht ist das ja gerade der Grund, weshalb wir ihn anstellen wollen.“
Das schien Maarten nicht undenkbar.
„Ach! Und das gerade jetzt! Gerade, wo ich heute Morgen mal richtig vorankommen wollte. Ich muss einen Haufen Briefe schreiben. Ich habe jede Menge zu tun.“
„Ich würde den Knoten einfach durchhacken“, sagte Maarten. „Einmal muss es doch sein.“
Beerta gab darauf keine Antwort. Er legte den Brief wieder weg und sah vor sich hin. „Sag ihm dann, dass er hereinkommen kann“, sagte er schließlich gereizt.
„Wollen Sie ihn unter vier Augen sprechen?“
„Ja, das scheint mir besser. Vielleicht, dass er mir im Vertrauen erzählen kann, was der Grund ist.“
Slofstra stand vor der Tür. Hinter seinem Rücken zog van Ieperen Grimassen in Richtung Maarten.
„Sie können reinkommen“, sagte Maarten.
„Ich danke Ihnen“, sagte Slofstra förmlich. Er betrat den Raum.
„Er ist abgelehnt worden, nicht wahr?“, sagte van Ieperen aus dem Mundwinkel und mit einer Kopfbewegung zu Beertas Zimmer.
„Ja“, sagte Maarten widerwillig.
„Was, denkst du, könnte der Grund sein?“ Er machte eine Handbewegung vor seinem Kopf entlang. „Könnte es etwa …“ Er grinste und ging in die Knie.
„Ich weiß es wirklich nicht.“ Maarten ging weiter zum ersten Raum.
Nijhuis stand an Meierinks
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