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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
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mich oft bedroht.“ Er sah von Klaas zu Nicolien. „Geht euch das nicht so?“
    „Bei mir ist es eher umgekehrt“, sagte Klaas.
    Henriette schwieg.
    „Wie erklärst du dir das?“, fragte Maarten und wandte sich Klaas zu.
    „Ich glaube, dass ich jetzt mehr als früher das Gefühl habe, dort zu sein, wo ich hingehöre.“
    „Du bist glücklich.“
    Klaas grinste. „Ja! Alter Sack!“
    Maarten lachte. „Und du?“, fragte er Henriette. „Bist du auch glücklich?“
    Sie zuckte widerwillig die Achseln. „Na, darauf gebe ich keine Antwort.“
    Maarten nahm einen Schluck von seinem Schnaps und dachte nach.
    „Wollt ihr noch etwas Käse?“, fragte Nicolien.
    Er sah zu, wie sie den Käse auf den Tisch stellte, und nahm ein Stückchen, vor den anderen. „Bei mir im Büro ist ein junger Mann, der hat gekündigt, weil er sich bedroht fühlt.“
    „Frans Veen“, sagte Henriette.
    „Frans Veen!“
    „Ich fand das sehr schön“, sagte Nicolien. „Er ist einmal hiergewesen, und ich fand ihn sehr nett.“
    „Ich fand ihn nicht so nett wie Nicolien“, sagte Maarten, „aber das ist jetzt nicht so wichtig. Ich habe ihm gesagt, dass ich finde, dass man nicht flüchten darf, sondern nur aus einer Position der Stärke heraus gehen sollte. Versteht ihr das? Oder ist das Unsinn?“
    Henriette nickte kurz. Es blieb unklar, ob sie es verstand oder für Unsinn hielt.
    „Warum sollte er nicht weggehen, wenn er sich bedroht fühlt?“, wollte Klaas wissen.
    „Weil ich glaube, dass es dann immer schlimmer wird.“
    Klaas zog die Augenbrauen zusammen. Es war zu sehen, dass er der Argumentation nicht folgen konnte.
    „Manchmal“, erklärte Maarten, „natürlich nicht immer, sondern nur manchmal, fühle ich mich so bedroht, dass ich dir die Orte, an denen ich mich noch sicher fühle, an einer Hand aufzählen könnte: meine Wohnung, der schmale Korridor zwischen meiner Wohnung und dem Büro, das Büro. Drum herum lauert die Gefahr. Doch im Büro ist es schon fast nicht mehr zu ertragen. Wenn ich im Raum nebenan Fräulein Haan lachen höre, oder wenn der größte Mist, wie zum Beispiel die Wissenschaft, ernst genommen wird, ist meine erste Reaktion: Bloß weg hier! – genau wie bei Frans Veen. Aber wenn ich dem nachgeben und mich in meine Wohnung zurückziehen würde, wäre der nächste Schritt, dass ich mich nicht mehr aus dem Haus traue.“
    Sie hörten zu. Klaas sah ihn skeptisch an. Maarten erinnerte sich an einen Traum, der illustrierte, was er meinte. „Ich habe davon geträumt“, sagte er und stand auf. Er ging ins vordere Zimmer, um ein Heft zu holen. Als er zurückkam, saßen sie noch genauso da wie vorher und schwiegen. Er blätterte in dem Heft, bis er den Traum gefunden hatte, und las ihn dann vor. „Ich träumte, dass ich wach wurde. Die Haustür stand offen. Der Vorhang wehte ins Hausinnere herein. An der Rückseite meines Betts stand ein fremdes Fahrrad mit einer Tasche am Lenker, in der Holzschuhe steckten. Auf dem Boden lag altes Zeug. An der Wand zwischen Fenster und Haustür stand noch ein Fahrrad. Vor der Tür waren Stühle und anderer Hausrat aufgestapelt. Es war noch dunkel. Nicolien war wach geworden. Was ist los, fragte sie schläfrig. – Sie haben die Tür aufgebrochen, antwortete ich. Dort steht jetzt alter Plunder. – Was macht das jetzt schon, sagte sie. Du regst dich aber auch immer so schnell auf. – Ich war verängstigt, angespannt. Ich stand auf, um die Tür zu schließen. Sie war der Länge nach zerbrochen. Die Scharniere hingen noch an einem Splitter von ungefähr fünf Zentimeter Länge. Ich schloss die Tür. Daran, wie der Nachbar von obenhereinkam, erinnere ich mich nicht. Es war ein stämmiger, gedrungener Mann mit einem roten Kopf. Er trat aggressiv auf. Ich hatte Angst. Sie haben die Tür kaputtgemacht, sagte ich. – Ich konnte nicht herein, sagte er. Und wenn ich um vier Uhr nachts nach Hause komme, mache ich kurzen Prozess. Ich musste den Kram irgendwie loswerden. Außerdem liegt meine Frau im Krankenhaus. – Seine Frau würde ein Kind bekommen. – Schauen Sie, sagte ich, wenn wir Ihnen helfen können, tun wir es gern, aber ich sähe es doch lieber, dass Sie hier nicht alles kurz und klein schlagen. – O ja, sagte er und sah mich prüfend an. Das hat dein Vorgänger, dieser Meier, auch gesagt, aber wenn es darauf ankam, waren es nur leere Sprüche. Aber wir werden sehen. Er legte sich auf den Boden, mit den Armen unter dem Kopf und weit gespreizten Beinen und sah mich

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