Das Camp (Sartos) (German Edition)
führte sie durch die Diele ins Wohnzimmer und bat sie Platz zu nehmen. Troy schaute sich verstohlen um. In dem Zimmer hätte ihr halbes Haus hinein gepasst. Die Wände hatten Tapeten mit Blumenmuster. Zwei Sofas und drei Sessel standen darin, Ein Kirschbaumschrank stand an der einen Wand, ein kostbarer Sekretär an der anderen. Zwei große Pflanzen in Kübeln standen neben einem Klavier. An den Wänden hingen großformatige Fotografien.
„Meine Hauswirtschafterin, Mrs. Jenks, kommt jeden Morgen für drei Stunden. Sie wird dir erklären, was du zu tun hast und dir alles Notwendige beibringen.“ Er fragte sie dies und das, nach ihren Lieblingsfächern in der Schule, ihren Hobbys und Interessen. Sie fand ihn ganz nett und dachte, dass sie es schlimmer hätte treffen können, als sie sich wieder auf den Heimweg machte. Sie sollte am nächsten Morgen beginnen.
Mrs. Jenks entpuppte sich ebenfalls als freundliche, mütterliche Person, die es anscheinend nicht als ihre Aufgabe betrachtete, Troy das Leben schwer zu machen. Sie zeigte ihr, wie die Wasch- und Geschirrspülmaschinen funktionierten und erklärte ihr ihre Aufgaben. Da Mrs. Jenks nur morgens da war, hatte Troy den Nachmittag für sich. Mr.Gallagher war mit den Patienten beschäftigt und Troy bügelte, polierte das Silber und staubte die zahlreichen Pflanzen ab, die überall im Haus verteilt waren.
Nach einigen T agen hatte sie sich an die Abläufe gewöhnt und dachte nur noch selten an die höhere Schule. Sie war gerade dabei, den Wohnzimmertisch mit Politur zu bearbeiten, als Mr. Gallagher aufgeregt herein kam.
„Meine Güte! Isabell, meine Helferin, hat die Grippe und muss für mindestens zwei Wochen zu Hause bleiben, damit sie mir meine Patienten nicht verseucht. Ich brauche deine Hilfe!“
Er schleppte Troy in sein Behandlungszimmer, wo ein Mann auf der Pritsche saß, der ein eitriges Furunkel auf dem Oberarm hatte.
„Du musst die Haut um die entzündete Stelle straff ziehen, während ich mit der Lanzette hinein steche. Hier!“ Er reicht einen Gesichtsschutz und eine Brille mit Fensterglas. Sie schaute ihn verwundert an, legte aber alles an. Sie tat, wie geheißen und nach dem ersten Schnitt wusste sie, wofür die Schutzmontur gut war. Ein Schwall der grünlich-gelben, übelriechenden Flüssigkeit traf ihren Mundschutz. Fasziniert betrachtete sie, wie Gallagher den Rest der unappetitlichen Masse herausdrückte. Er gab eine Tinktur auf die Stelle, legte einen Verband an und verabschiedete den Patienten, mit dem Hinweis morgen wieder zu kommen.
„Das war ausgezeichnet! Furunkel und Abszesse aufschneiden sind mit die widerwärtigsten Dinge und du hast nicht mit der Wimper gezuckt. Ich sage Mrs. Jenks Bescheid, dass du die nächsten beiden Wochen hier hilfst und die Hauswirtschaft auf dich warten muss.“
Den Rest des Tages verbrachte Troy mit dem Anlegen von Verbänden, was Gallagher ihr nur einmal zeigen musste, mit dem Auftragen von Tinkturen und den Abfüllen von Arzneien. Die Arbeit ging ihr leicht von der Hand und sie konnte es kaum glauben, als der Heiler den Feierabend verkündete. Beschwingt machte sie sich auf den Heimweg. So könnte sie ihre Tage ewig verbringen. Zu schade, dass sie das Vergnügen nur zwei Wochen hatte, bis der Staubwedel wieder nach ihr rief. Kurz kam ihr der Gedanke, dass sie selbst Heiler hätte werden können, hätte man ihr die höhere Schule nicht vermiest, aber sie schob ihn bei Seite. Sie hatte sich vorgenommen, nicht über verschüttete Milch zu klagen und stattdessen das Beste aus ihrer Situation zu machen.
„Sag mal, Pa, weißt du, was das Symbol eines Dreizacks bedeutet?“, fragte sie beiläufig beim Abendessen, weil ihr die Höhle gerade in den Sinn kam, während sie ihren Rübeneintopf löffelte. Sie hätte auch fragen können, ob alle nackt über den Festplatz tanzen würden, der Reaktion nach zu urteilen. Joe ließ seinen Löffel fallen und starrte sie an, als sähe er eine Geistererscheinung. Ihre Mutter ließ den Topf auf die Tischplatte krachen.
„Wie kommst du darauf, oder besser, wo hast du das Symbol gesehen?“ Ihr Vater fixierte sie mit unbeweglicher Miene. Sie entschloss sich für die Wahrheit, oder besser gesagt die Halbwahrheit.
„Auf einem Felsen, irgendwo tief im Wald, als Rory und ich Pilze sammeln waren,“ Sie bemühte sich um einen arglosen Gesichtsausdruck.
„Erzähle bloß niemandem davon! Versprich mir das!“ Er packte ihre Hand und sah sie eindringlich an.
„Ja, gut, ich
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