Das Camp (Sartos) (German Edition)
Tütensuppen reichlich wenig. Die Zeit für Pilze und Beeren war noch nicht und außer ein paar Bucheckern vom letzten Jahr, gab der Waldboden nichts her.
„Wie weit ist es noch bis zur Höhle, Rory?“
„Schwer zu sagen, aber ich denke, zwei Tagesmärsche mindestens. Wir müssen uns ohnehin bald weiter ins Innere der Insel bewegen, wenn wir sie nicht verfehlen wollen.“
Sie marschierten den ganzen Tag lang und zogen sich gegen Nachmittag weiter in den Wald zurück. Dank Heathers Kompass, den sie in die Hosentasche gesteckt hatte, konnten sie ihre südliche Richtung halten. Unterwegs stießen sie auf ein kleines Rinnsal, an dem sie ihren Durst stillen konnten. Leider hatten sie keine Behälter dabei, um etwas Wasser mitzunehmen, aber sie hofften, auf weitere Quellen zu stoßen. Als die Dämmerung hereinbrach, machten sie Quartier an einem kleinen Tümpel, der sich in einem Nadelwald befand. Sie beschlossen, ihre Hängematten in den oberen Bereichen der alten Tannen festzumachen, was zwar eine mühselige Kletterei bedeutete, aber einen hervorragenden Sichtschutz bot, falls doch Truppen nach ihnen suchten. Außerdem boten die breiten Tannenäste halbwegs Schutz vor dem Nieselregen, der eingesetzt hatte.
Sie hatten die Matten dicht nebeneinander gehängt und unterhielten sich im Flüsterton.
„Woher kommst du eigentlich, Francis?“, fragte Jenna, als sie sich, so klein wie möglich, in ihrer Matte zusammengerollt hatte, um die Kälte der Nacht besser ertragen zu können.
„ Helios, dagegen ist Sartos das Paradies.“
„ Helios ? Da komme ich auch her. Was hat dich denn ins Camp gebracht?“ Heather beugte sich interessiert herüber.“
„Ich hatte, zusammen mit ein paar Freunden, einen Störsender gebaut und damit das Inselradio etwas aufgefrischt. Dem Parteivorsitzenden hat es nicht ganz so gut gefallen, wie dem Publikum. Wie überall gibt es leider auch auf Helios genug Leute, die einem für einen Laib Brot denunzieren.“
„Das kann ich mir vorstellen, dass das dem fetten Feisto nicht gefallen hat“, schnaubte sie.
„Was ist ein Parteivorsitzender ? Fragten Rory und Troy wie aus einem Mund.
„Der Boss der Insel. Auf Helios regiert das Volk. Das hört sich schön an, ist aber genauso beschissen, wie euer Stände-System auf Sartos . Das Volk ist die Partei . Alle haben Mitglied zu sein, Wehe nicht. Eine Machtposition innerhalb der Partei bekommt nur der, dessen Vater schon eine solche Position hatte, oder der sich hochdient und dabei über Leichen geht. Offiziell gehört Alles Jedem, aber die Realität sieht so aus, dass die einfachen Leute oft nicht genug Essen haben und die Parteiführung in den schicksten Häusern wohnt und schlemmt, was das Zeug hält.“ Heather spuckte angewidert aus.
„Hört sich auch nicht anders an, als bei uns“, meinte Rory.
„Es ist im Grunde überall das selbe. Egal welches Herrschaftssystem installiert wurde. Es gibt ein paar Reiche und der Rest kann sehen, wo er bleibt. Wenn wir es in Hauptquartier schaffen, könnt ihr euch gründlich informieren über die Gegebenheiten auf den Inseln.“
Rory und Troy nickten andächtig. Sie waren jetzt Rebellen ! Vor einigen Monaten waren sie noch zwei Lehrlinge, deren höchstes Ziel es war, ein halbwegs erträgliches Leben zu fristen. Troy blickte zu Rory hinüber, der die Augen geschlossen hatte. Nach all dem, was sie seit ihrer Verhaftung erlebt hatte, könnte sie nie wieder ein Leben wie zuvor führen. Die alte Troy, die ergeben das orange Band der Probation getragen hatte, gab es nicht mehr. Heute würde sie der alten Eversby das beschissene Ding in den Hals stopfen, käme sie damit an. Mit einem Lächeln auf den Lippen schlief sie ein.
Um Haares Breite
„Also, egal wie, aber wir brauchen heute etwas zu Essen.“ Jenna hielt die Hand an ihren knurrenden Magen und schaute prüfend in die Runde. Das Lageressen war ohnehin mehr als karg gewesen und der Umstand, dass Francis und Troy drei Tage lang ihr Mittagessen halbiert hatten, um an die Teile für den Tracker zu kommen, hatte seinen Teil dazu beigetragen, dass die beiden allmählich anfingen den Cadaveri zu ähneln. Den anderen erging es nicht viel besser. Alle Häftlinge waren chronisch unterernährt und verfügten über keinerlei Fettreserven.
„Woher sollen wir es denn nehmen?“ Troy schloss die Augen und versuchte nicht ständig an den guten Braten ihrer Mutter zu denken,
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