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Das Camp

Titel: Das Camp Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Tondern
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Wort von dir und ich melde dich.«
    Luk hatte doch gar nichts gesagt, aber er nickte trotzdem wieder. Wozu sollte er irgendein Risiko eingehen?
    »Und jetzt lass mich da mal ran.« Olek schob Luk mit der Axt beiseite.
    »Ich muss Kaminholz aus deiner Wurzel machen.«
    Drüben bei Sascha lag schon ein kleiner Stapel Holzscheite, alle sorgfältig ausgerichtet und zurechtgeschlagen auf cirka 30 Zentimeter Länge.
    Luk war zuerst ganz froh gewesen, dass sie ihn zu den Baumstümpfen eingeteilt hatten. Leichter Job, hatte er gedacht. Doch je weiter der Tag fortschritt, desto mehr verfluchte er sein Schicksal. Die oberen Wurzeln waren noch relativ einfach zu bearbeiten. Aber seine beiden Kollegen und er sollten den gesamten Baumstumpf freilegen und dabei so viel Holz wie möglich aus dem Boden holen.
    Luk hatte keine Ahnung, was für ein Baum das war, der hier gestanden hatte. Auf jeden Fall war er kein Flachwurzler,
wie Luk zunächst gehofft hatte. Die Wurzeln reichten tief in die Erde hinein.
    Zu allem Überfluss war auch noch die Wolkendecke aufgerissen. Die Sonne stand fast senkrecht und brannte gnadenlos auf sie herab. Luk hatte es längst wie die Kollegen vom Sägetrupp gemacht und den Overall halb ausgezogen. Er wusste, dass das ziemlich idiotisch war. Er würde sich einen gigantischen Sonnenbrand holen, da war er sicher. Aber der Schweiß rann ihm in Strömen herunter. Am liebsten hätte er den Overall ganz ausgezogen.
    Plötzlich klang das durchdringende schräge Signal einer Tröte über die Lichtung.
    »Baum kommt!«, brüllte Pannewitz.
    Eine erwartungsvolle, Unheil verkündende Stille legte sich über das Gelände.
    Das Einzige, was man hörte, war das gleichmäßige, nicht sonderlich laute Geräusch einer Säge, die hin und her bewegt wurde.
    »Achtung!«
    Die Stille wurde von einem gewaltigen Rauschen durchdrungen. Es krachte und knackte, als die Äste und Zweige aus den ausladenden Kronen der Nachbarbäume herausgerissen wurden. Und dann der tödliche Wumm, mit dem der gefällte Baum schließlich auf den Boden aufschlug. Das Vibrieren der Erde war bis in das von Luk gebuddelte Loch zu spüren.
    Wenig später waberte Essensgeruch über die Lichtung. Luk reckte den Hals und sah, dass Mikes Team mit kleinen weißen Plastikschüsseln auf den Stamm des gerade gefällten Baumriesen zusteuerte und sich darauf niederließ.
    Endlich! Mittagessen! Sein Magen krampfte sich schon zusammen nach all den Tagen, an denen er fast keinen Bissen bekommen hatte. Er rammte den Spaten in die Erde und rieb
sich die Hände am Overall sauber. Waschen konnte man sich hier bestimmt nicht.
    Oleg schaute von dem Holzstapel herüber, den er inzwischen aufgeschichtet hatte. »Häh? Was wird das denn jetzt?«
    Mittagspause, wollte Luk sagen. Gerade noch rechtzeitig hielt er inne und deutete mit der Hand an: Essen.
    Oleg winkte ab. »Wir kriegen erst was, wenn wir hier fertig sind. Also halt dich ran. Wir liegen viel zu weit zurück. Aber so ist das immer mit euch Neuen.«
    Was? Luk starrte ihn wütend. Verdammt, er hatte sich hier fast die Lunge aus dem Hals gerackert, und dieser Typ hielt ihm vor, dass er zu langsam war.
    »Und denk dran«, sagte Oleg. »Der Letzte kriegt das, was die anderen übrig gelassen haben.«
    Sascha hatte die ganze Zeit verbissen auf seiner Seite des Baumstumpfes gerackert. Jetzt stieg er aus seinem Loch und kam zu Luk herüber. Er stieß seinen Spaten in die Erde, stützte sich schwer auf das Griffstück und sah auf Luk herunter.
    Luk war verblüfft. Wie hatte der das denn geschafft? Er selbst war von oben bis unten so verdreckt, dass man nicht mal mehr erkennen konnte, dass er keine Schuhe anhatte.
    Sascha dagegen sah noch fast genauso aus wie heute Morgen, als sie im Camp losmarschiert waren. Nur ganz unten an Saschas umgekrempelten Hosenbeinen hatte sich der Stoff des Overalls dunkel verfärbt.
    Luk schaute zu Oleg hinüber. Der hatte es auch irgendwie geschafft, sich einigermaßen sauber zu halten. Irgendwas mache ich hier falsch, dachte Luk.
    »Wie heißt der noch mal?«, fragte Sascha. Er deutete mit dem Kinn auf Luk.
    »Lukas«, sagte Oleg.

    »Schätze, du hast das noch gar nicht mitbekommen, Lukas«, wandte Sascha sich an Luk. »Aber du hast ein Problem. Sogar ein Mega-Problem, würd ich sagen.«
    Luk wartete ab.
    »Kann ja sein, dass du keinen Hunger hast«, sagte Sascha. »Du warst letzte Woche garantiert noch bei McDonald’s und hast dir jede Menge BigMacs und Pommes reingehauen. Richtig?«
    Luk

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