Das Camp
schwarz vor Augen.
Diesmal brauchten sie höchstens eine Minute für den Deal. Luk trat Oleg und Sascha die Hälfte seines Abendbrots dafür ab, dass sie den Rest seiner Arbeit mit erledigten.
Er fand ein paar Schritte entfernt eine Mulde, ließ sich hineinsinken und war sofort weg. Wie im Koma musste er dagelegen haben. Als er das Gebrüll hörte, glaubte er zunächst, er träume das alles nur. Dann packte ihn jemand mit beiden Händen im Nacken und schlug seinen Kopf auf den Boden. Immer wieder machte er das.
»Los, hoch mit dir! Hier wird nicht gepennt!«
Luk sprang auf. Um ein Haar wäre er gleich wieder hingefallen. Seine Beine waren immer noch butterweich. Mit Mühe hielt er sich dann aber doch in der Senkrechten und nahm Haltung an, so gut es ging in seinem Zustand.
Gruppenführer Mike hatte die Faust schon erhoben, aber er schlug nicht zu. Vielleicht war ihm klar geworden, dass er drauf und dran war, eine Arbeitskraft zu vergeuden.
»Liegt der hier schon länger?« Die Frage war an Oleg und Sascha gerichtet.
»Quatsch!«, sagte Oleg. »Eben war er noch hier unten. Wollte nur mal eben pullern gehen.«
»Muss wohl gestolpert sein unterwegs«, ergänzte Sascha.
Mike sah misstrauisch von einem zum anderen. »Und sonst? Hat er irgendwann geredet?«
»Kein Wort«, versicherte Sascha.
»Hätten wir doch sofort gemeldet«, behauptete Oleg.
Luk hatte sich auf den Boden gesetzt. Auf dem Hintern ließ er sich in das Loch rutschen, das die beiden anderen gegraben hatten. Oleg drückte ihm einen Spaten in die Hand.
Der Gruppenführer baute sich über ihm auf, die Hände in die Hüften gestemmt. »Dann zeig mal, was du draufhast!«
Luk blieb gar nichts anderes übrig, als noch mal richtig ranzuklotzen. Ein paar Mal wurde er fast ohnmächtig vor Erschöpfung. Aber er hielt durch. Mindestens zehn Minuten lang holte er alles aus sich heraus, was noch an Reserven übrig war.
»Na gut. Weiter so!« Der Gruppenführer trollte sich endlich, und Luk kippte genau an der Stelle um, an der er eben noch mit letzter Kraft den Spaten in den Boden gestoßen hatte.
Später musste Luk dann noch mal ran. Oleg und Sascha brauchten ihn wieder, um den Baumstumpf aus der Grube zu wuchten. Es stellte sich heraus, dass ganz unten noch eine dicke Wurzel versteckt war, die sie nicht erwischt hatten. Auch zu dritt schafften sie es zunächst nicht. Der verdammte Stumpf löste sich einfach nicht.
Als es dann doch endlich geklappt hatte, taumelte Luk nur noch. Wenn Oleg und Sascha ihn nicht beim Rückmarsch zum Camp in die Mitte genommen hätten, wäre er wahrscheinlich unterwegs zusammengebrochen. Oder auf allen vieren den anderen hinterhergekrochen.
Schlafen, das war das Einzige, woran er noch denken konnte. Einfach nur schlafen.
Doch er musste weiter durchhalten. Bis zum Abendessen. Das musste er unbedingt mitnehmen. Am liebsten hätte er Oleg und Sascha gesagt, sie könnten seine ganze Portion haben. Aber eine innere Stimme warnte ihn. Auf keinen Fall durfte er sich hängen lassen. Egal, was passierte, er musste sich fit halten, so lange wie irgend möglich.
Gleich nachdem er seine Essschüssel an Oleg und Sascha übergeben hatte, machte er sich in Richtung Schlafraum auf. Je früher er heute zu Bett ging, desto besser.
An der Tür des Esssaals trat ihm der Gruppenführer in den Weg. »He, wohin so eilig?«
Luk legte beide Hände an die linke Wange und schloss die Augen. Reden durfte er ja nicht.
»Was, schon wieder pennen? Meinst du, du bist zu deinem Vergnügen hier? In zehn Minuten ist Schulung. Aber vorher räumst du noch den Tisch ab.«
14
Schulung? Ob die hier tatsächlich Lehrer hatten, die Unterricht erteilten? Und in welchen Fächern? Luk war gespannt.
Pannewitz führte den Zug in einen Raum mit 30 oder 40 Computern, jeder Arbeitsplatz mit einem meterhohen Sichtschutz vom nächsten abgetrennt. Jeder saß allein in seiner eigenen engen Lernkabine.
Luk hatte den Platz mit der Nummer 3/3/10. Das sollte wohl heißen: 3. Zug, 3. Gruppe, 10. Mann. Oder es war bloßer Zufall, dass er diesen Platz erwischt hatte.
»Kennst du hoffentlich.« Mike hatte sich hinter ihn gestellt.
Luk drehte sich zu ihm um und sah ihn fragend an.
»PC«, sagte der Gruppenführer. »Manche hier haben keine Ahnung davon.«
Statt einer Antwort drückte Luk auf die Starttaste. Ein merkwürdiges dünnes Rauschen ertönte. Es dauerte endlos lange, bis sich überhaupt was auf dem Bildschirm tat. Aber
noch hatte Luk Hoffnung. Das Ding war aus
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