Das Camp

Titel: Das Camp Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Tondern

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der ein Stück von Harley entfernt an der Wand lehnte und tat, als ginge ihn das alles nichts an.
    »Ich«, sagte Harley und rammte seine gewaltige Maurerpranke in die andere Handfläche. »Ich an deiner Stelle hätte einen offenen Kampf vom Zaun gebrochen. Aber du doch nicht. Bist ja nicht blöd, oder?«
    Luk beschloss, das Spiel abzukürzen.
    »Du warst der Chief«, sagte er. »Keiner hat das je infrage gestellt. Ich schon gar nicht.«
    »Klar«, sagte Harley. »Einer wie du lässt sich da natürlich was einfallen. Erzähl doch mal, Trickser.«
    Luk schwieg wieder.
    »Schon vergessen? Na, dann wollen wir deinem Superhirn mal ein bisschen auf die Sprünge helfen.«

    Luk versuchte, seinen Kopf zu schützen. Er hob die Schultern und zog den Hals ein. Aber Harleys beide Schläger waren Profis. Der erste Schlag traf Luk von unten, direkt zwischen die Beine. Automatisch nahm er die Schultern wieder runter. Von allen Seiten gingen nun die nassen Handtücher auf ihn nieder. Luk hielt sich keine drei Minuten auf den Beinen. Dann sackte er zusammen und landete auf dem Boden.
    »Kleine Pause«, sagte Harley. Er baute sich über Luk auf. »Na, wieder auf dem Laufenden? Wie ging dein Porsche -Trick?«
    Luk konnte kaum noch den Kopf heben. Jeder Muskel tat ihm weh. »Was für’n Porsche -Trick?« Er hatte echt keinen Schimmer.
    Wieder klatschten die nassen Handtücher auf ihn nieder. Fieberhaft überlegte er, was Harley meinen könnte.
    »Das reicht erst mal«, sagte Harley.
    Luk konnte sich kaum noch rühren.
    »Was war mit Porsche ?«, hörte er Wladimir fragen.
    »Ach«, sagte Harley. »Ziemlich fieser Trick. Er hat so getan, als ob er die Kiste nicht ankriegt. Als die Bullen kamen, saß ich am Steuer.«
    »Und so bist du hier gelandet?«
    »Genau. Ihn hat sein Anwalt rausgehauen und schon hatte er freie Bahn.«
    »Gutt Kopf«, sagte Wladimir anerkennend.
    Harley baute sich wieder über Luk auf. Er trat ihm in die Seite, sodass Luk die Augen öffnete.
    »Hör gut zu, Trickser! Hier läuft das so nicht. Beim nächsten Trick mach ich dich alle.«

28
    Am nächsten Morgen schleppte Luk sich als Allerletzter aus dem Gebäude. Waldlauf und Frühstück hatte er ausgelassen. Er konnte nur hoffen, dass keiner was gemerkt hatte. Er hatte kaum geschlafen. Alle Knochen taten ihm weh.
    Er war ungewaschen, und er hatte keine Ahnung, wie es ihm gelungen war, seinen Overall anzuziehen. Aber zum Appell musste er raus. Er wollte nicht, dass Fragen gestellt wurden. Er wollte sich nicht noch mehr Ärger einhandeln mit Harley und seinen Leuten.
    Er würde auch so schon genug Probleme haben. Mike und der Rest der Gruppe würden garantiert nicht jubeln vor Begeisterung, wenn er ihnen heute die braune Armbinde verschaffte, indem er zum Appell zu spät kam.
    Doch als er aus dem Gebäude trat, war alles ganz anders als sonst. Niemand beachtete ihn. Keiner bekam mit, dass er als Letzter auf dem Appellplatz erschien.
    Die drei Züge waren wie üblich auf dem Platz angetreten, aber die hintereinander stehenden Reihen sollten sich weit auseinanderziehen, sodass sich zwei Meter breite Gänge zwischen ihnen bildeten.
    Beim ersten Versuch hatte das offenbar nicht richtig geklappt. Luk kam gerade in dem Moment, als Pannewitz entnervt über den Platz brüllte: »Kommando zurück! Alles wieder auf Null!«
    Manche kapierten nicht, was der Zugführer damit meinte. Einige der Neuen liefen aufgeschreckt hin und her und brachten die Formationen noch mehr durcheinander. Luk nutzte die Chance und stellte sich unauffällig dazu.

    Nicht einmal sein Gruppenführer hatte etwas mitbekommen. Vielleicht wollte er es auch gar nicht.
    »Los, los!«, brüllte Mike. »Nicht so lahmarschig!«
    Dieses Mal funktionierte es mit dem Aufstellen. Offenbar sollte eine Art Musterung durchgeführt werden. Pannewitz schritt mit seinem Gefolge, zu dem auch die anderen Zugführer gehörten, die Reihen ab und nahm jeden einzelnen Mann in Augenschein.
    »Name?«
    Direkt hinter Pannewitz entdeckte Luk Harley. Er hatte einen dicken Packen Karteikarten in der Hand. Hektisch blätterte er darin herum, suchte die entsprechende Karte heraus und reichte sie dem Zugführer. Pannewitz warf einen kurzen Blick darauf, stellte zwei oder drei Fragen und traf dann seine Entscheidung.
    Wenn ein Mann ausgewählt worden war, schlug derjenige die Hacken zusammen und ging zu der anderen Gruppe hinüber, die sich ein Stück entfernt auf dem Platz sammelte und immer größer wurde.
    Schließlich kam Pannewitz