Das Camp
stieg, war er verloren. Aber nichts geschah. Er schlüpfte schnell in die Stiefel.
Draußen war es feucht, aber es regnete nicht. Vielleicht hatte es gerade aufgehört. Der Boden war noch glitschig.
Die Klärgrube befand sich hinter den Garagen. Luk war nur ein einziges Mal dort gewesen und hatte gesehen, wie ein Tankwagen aus dem rechteckigen Loch im Boden den Klärschlamm abgepumpt hatte. Das heißt, »Tankwagen« war arg übertrieben. Es war einer dieser Güllewagen gewesen, die man manchmal nach der Ernte auf Feldern sieht, gezogen von einem riesigen grüngelben Trecker, der überraschend neu gewirkt hatte, als käme er frisch aus der Fabrik. Das Güllegeschäft schien sich zu lohnen.
Am Himmel waren schwere schwarze Wolken aufgezogen. Kein einziger Stern war zu erkennen. Auch das Mondlicht schaffte es nicht durch die Wolkendecke. Auf dem Weg zu den Garagen stieß Luk gegen etwas Metallisches. Es schepperte laut. Luk erstarrte. Er hielt den Atem an.
Irgendwo hinter den Garagen rief jemand mit gedämpfter Stimme: »Schnell!«
Harley!
Luk hörte ein kratzendes Geräusch, als ob eine Gehwegplatte über Zement schrammte. Dann ein dumpfer Laut. Als ob eine schwere Tür zufiel.
»Und weg!«, befahl Harley.
Gleich darauf stürmten drei, nein, vier Gestalten hinter den Garagen hervor. Einer der vier war langsamer als die anderen. Vielleicht hatte er auch nicht schnell genug reagiert und war zu spät losgelaufen.
Plötzlich schlug der Typ einen Haken und kam direkt auf Luk zu.
»Scheiße«, entfuhr es ihm, als er mit Luk zusammenprallte.
Luk griff mit beiden Händen zu und krallte sich in den Overall des anderen. Er wollte den Kerl festhalten.
»In Grube«, flüsterte Wladimir. »Machen schnell.«
Dann stieß er Luk beiseite und war gleich darauf in der Dunkelheit verschwunden.
36
Wo, verdammt, war der Einstieg in die Klärgrube? Luk war schon ein halbes Dutzend Mal hin und her geirrt. Aber es war so dunkel, dass er so gut wie nichts sehen konnte. Er wusste nicht mal, ob er überhaupt an der richtigen Stelle suchte. Und er konnte sich auch nicht mehr erinnern, ob der Deckel des Einstiegs irgendwie hervorgehoben war. Vielleicht war es ja einfach nur eine Betonplatte direkt auf dem Boden.
Er blieb stehen und hielt den Atem an. Mit geschlossenen Augen lauschte er in die Dunkelheit. Aber er hörte nichts als das leise Rauschen der Bäume vom Waldrand. In den Kronen verfing sich der Wind.
Sonst war da nichts!
Lieber Gott, dachte Luk, lass bitte die Wolken aufreißen. Nur für zwei oder drei Sekunden. Das ist doch wirklich nicht zu viel verlangt, oder?
Aber der Himmel öffnete sich nicht. Er blieb schwarz. Nicht ein einziger Lichtstrahl des Vollmondes schaffte es durch die schweren Regenwolken.
Dann hörte er doch etwas. Es klang wie ein unterdrücktes Gurgeln. Vielleicht war es auch ein verstümmelter Hilfeschrei. Er schien von weiter rechts zu kommen, von einer Stelle außerhalb des Bereichs, in dem Luk gesucht hatte.
Er rannte hinüber, blieb mit dem Fuß an einem Hindernis hängen und landete im feuchten Gras. Mit der Stirn schlug er auf einen länglichen Gegenstand auf. Eine Eisenstange. Wer hatte die hier herumliegen lassen? Im Camp waren alle Werkzeuge nummeriert und wurden nach Gebrauch sofort wieder eingesammelt und in speziellen Räumen verschlossen.
Luk setzte sich hastig auf und lauschte.
Wieder das gurgelnde Geräusch. Es kam ganz aus der Nähe.
Auf allen vieren kroch er zurück zu der Stelle, an der er gestolpert war. Eine dicke Betonplatte lag auf einer zementierten Fläche. Luk tastete die Platte ab. Sie war größer als eine normale Gehwegplatte, vielleicht doppelt so groß. Einen Meter lang und einen halben breit. In die Oberfläche waren zwei Eisenbügel eingelassen. Wie zwei überdimensionale Krampen ragten sie aus dem Beton heraus.
Jetzt erinnerte er sich. Genau so eine Platte hatte damals, als er beim Abpumpen dabei gewesen war, den Zugang zur Klärgrube abgedeckt. Sie hatten jeder eine Eisenstange durch die Eisenbügel geschoben und die Platte zur Seite gewuchtet. Selbst zu zweit hatten sie Mühe gehabt, das schwere Teil zu bewegen.
Wieder der gurgelnde Laut, aber leiser jetzt und erschöpfter.
Luk tastete an der Zementplatte entlang. Sie lag nicht ganz gerade, fand er. An der einen Ecke konnte er seine Finger in einen vielleicht zwei Zentimeter breiten Spalt schieben. Genau von dort kam das gurgelnde Geräusch. Es wurde immer schwächer.
Als ob jemand direkt unter diesem
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