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Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition)

Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition)

Titel: Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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akademischen Welt zurückblicken. Nunmehr in den Achtzigern, nahm sie nach wie vor aktiv am Gemeindeleben teil und leitete die hiesige Niederlassung von Blind Justice, einer Organisation, die, was auch sonst bei diesem Namen, Menschen mit Sehstörungen unterstützte. Außerdem arbeitete sie ehrenamtlich für die Animal Welfare League. Als Milt in seinem Mietwagen eintraf, erwartete sie ihn bereits auf der Veranda. Sie schaukelte in ihrem Schaukelstuhl sanft hin und her, hatte schneeweißes Haar und sah trotz allem ganz und gar nicht aus wie die energiegeladene Helferin aus den Googletreffern. Es war ein windiger Nachmittag. Die Äste der Bäume schwankten hin und her, und auf einem freien Feld auf der anderen Straßenseite spielten einige Zwölfjährige unter lautem Lachen und Johlen Volleyball.
    »Ich freue mich, Sie kennenzulernen, Mr Weinstein«, sagte sie und winkte ihm zu, sich auf einen Schaukelstuhl neben den ihren zu setzen. »Ich hoffe, Sie sehen es mir nach, wenn ich nicht aufstehe.«
    »Aber gewiss, Dr. Haeffner.«
    »Habe ich das richtig verstanden? Sie sind von D. C. hergeflogen?«
    »Ja, Ma’am.«
    »Nur, um mich zu besuchen?«
    »Nein. Ich werde noch mit einigen anderen Leuten reden.«
    »Oh.« Sie lächelte ihn an, ehe beide in Reaktion auf einen lauten Jubelschrei zu dem Volleyballspiel hinüberschauten. »Also, was möchten Sie wissen?«
    Milt stellte ihr einige der üblichen Fragen und konzentrierte sich dabei auf Cohens Interesse an der Entwicklung der Sprachen im Nahen Osten und im alten Griechenland. Haeffners Augen leuchteten auf, und Milt wurde klar, dass dies ein Thema war, über das sie sich inzwischen nicht mehr oft unterhalten konnte. Er machte sich Notizen, nickte gelegentlich, als hätte Haeffners Antwort etwas bestätigt, das er anderenorts erfahren hatte. Und, schließlich, als allmählich Flaute einkehrte, fragte er sie nach Cohen selbst. »Professor Cohen«, fragte er, »was für eine Art Mensch war er?«
    »Sehr freundlich«, antwortete sie. »Seine Studenten haben die Seminare bei ihm wirklich genossen. Sie waren immer voll. Er war jemand, mit dem man gut auskommen konnte. Zurückhaltend.«
    »Stimmt es, dass er ein Freund von John Ehrlichman war?«
    »Ja, das ist richtig. Ich bin Ehrlichman einmal begegnet, als er zu uns kam, um vor den Studenten zu sprechen.«
    »Soweit ich informiert bin, war Cohen so eine Art Universalgenie.«
    »Oh ja. Er war an allem interessiert. Kunst, Musik, Politik, was Sie wollen.« Als plötzlich der Volleyball auf die Straße flog, erlebten sie einen Schreckmoment. Der Ball prallte von einem fahrenden Wagen ab. Eines der Kinder, ein Mädchen, rannte hinterher und wäre beinahe mit dem Auto kollidiert. Der Wagen machte eine Vollbremsung, und das Mädchen sprang im letzten Moment zur Seite. Der Ball rollte auf den Rasen des Nachbarhauses. Der Fahrer brüllte dem Kind irgendetwas zu und wedelte mit der Hand. »Manchmal glaube ich«, sagte Haeffner, »an ihren Computern sind sie doch sicherer.«
    »Was können Sie mir sonst noch über Cohen erzählen?«
    »Tja, außerhalb seiner Seminare war er so ziemlich der unorganisierteste Mensch, der mir je begegnet ist. Er hat ständig irgendwas verloren.«
    »Beispielsweise?«
    »Seine Autoschlüssel. Seinen Hefter. Den Hefter hat er dauernd gesucht. Er hat ziemlich viel veröffentlicht, und das Zeug, an dem er gearbeitet hat, hat er immer mitgenommen, damit er zwischen den Seminaren weiterarbeiten konnte. Und dann hat er sowohl seine Notizen verloren wie das Buch, das er eigentlich besprechen wollte.
    Teilweise lag das daran, dass er nie etwas wegwarf. Sein Schreibtisch und seine Akten waren immer voller Zeug. Das wäre in Ordnung gewesen, wenn er je gelernt hätte, seine Unterlagen ordentlich abzulegen. Aber er hat einfach alles irgendwo fallen lassen, wo es ihm gerade behagte. Sagen wir, er hat Informationen über Rahrich gesucht, dann hat er in seinem Büro herumgewühlt, nur um seine Unterlagen wiederzufinden.«
    »Wer ist Rahrich?«
    »Ein deutscher Anthropologe.«
    »Waren Sie noch an der George Washington, als Cohen gegangen ist?«
    »Ja, ich war noch da. Wir haben seinen Weggang sehr bedauert. Nun ja, ich zumindest.«
    »Wie meinen Sie das?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Das ist eine lange Geschichte. Etwas Wesentliches an ihm war seine wunderbare Vorstellungskraft. Er hat sich seiner Forschung mit Hingabe gewidmet, und es war eine Freude, mit ihm zusammenzuarbeiten.«
    »Erzählen Sie mir die lange

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