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Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition)

Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition)

Titel: Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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dem Mond zu tun?«
    »Eines Tages kam er her und sah aus, als hätte er den Verstand verloren. Das war, wie ich bereits sagte, unmittelbar vor Watergate. Jetzt, wo ich darüber nachdenke, fällt mir ein, dass man ihn direkt ins Oval Office gescheucht hat. Später hat einer der Bosse, ich glaube, es war Ralph Keating, gesagt, es ginge schon wieder um den gottverdammten Mond. Bitte verzeihen Sie die Ausdrucksweise!
    Die Bemerkung kam mir so verrückt vor, dass ich sie nie vergessen habe. Eine Erklärung dafür habe ich nie erhalten. Aber während der nächsten paar Tage wirkten alle ziemlich mitgenommen.«
    Ralph Keating war vor beinahe vierzig Jahren verstorben. In den offiziellen Akten wurde nirgends ein Jack Cohen erwähnt, der etwas mit Nixons Weißem Haus zu tun gehabt hätte. George unterhielt sich gerade mit Ray darüber, als Kim ihn an das Siebzehn-Uhr-Treffen mit Repräsentanten des Rats für Wirtschaftsentwicklung erinnerte. George konnte Wirtschaftspolitik nicht ausstehen. Er ließ sich finanzpolitische Diskussionen weitgehend von seinem Finanzminister abnehmen. Aber der lange Kampf um die Verbesserung der wirtschaftlichen Verhältnisse dauerte immer noch an. Nun musste George durch seine Anwesenheit beweisen, dass er ein ernsthaft interessierter Mitspieler war.
    Als es endlich vorbei war und er wieder ins Oval Office zurückkam, war es bereits nach sieben Uhr abends. Ray wartete auf ihn, und er sah zufrieden aus.
    »Ich habe Cohen gefunden, George.«
    »Gut, Ray«, sagte er. »Wer ist er?«
    »Er war ein Freund von Ehrlichman. Sie standen einander ziemlich nahe. Beide waren Veteranen des Zweiten Weltkriegs und sind zusammen geflogen, ich glaube in der Achten Luftflotte. Er war Anthropologe und hat nach dem Krieg an der George Washington Universität gelehrt.«
    »Okay.«
    »Irene hatte recht. Er hat viel Zeit im Weißen Haus zugebracht.«
    »Lebt er noch?«
    »Ist 1987 gestorben.«
    »Wir kommen einfach nicht weiter, was?«
    »Sieht beinahe so aus. Übrigens, es gibt noch etwas, das ihn mit Ehrlichman verbindet.«
    »Das wäre?«
    »Sie waren beide Eagle Scouts.«

23
    In Milt Weinsteins Augen hatten Ray Chambers und der Präsident den Verstand verloren. Trotz seines Gesprächs mit Amos Bartlett war für ihn offensichtlich, dass die ganze Affäre nichts als eine nutzlose Geisterjagd war. Das Ganze war so lächerlich, er hätte am liebsten seiner Frau davon erzählt. Aber er hatte sich zur Geheimhaltung verpflichtet und wusste, dass seine Fähigkeit, den Mund zu halten, der ausschlaggebende Grund dafür war, dass er der Referent war, dem Chambers am meisten Vertrauen entgegenbrachte.
    Sheila, Milts Frau, und er waren ein typisches Highschoolpärchen gewesen. Nie hatte es in seinem Leben eine andere Frau gegeben, was er inzwischen mehr oder weniger bedauerte. Nicht, dass er die Ehe mit Sheila bereut hätte. Sheila war alles, was er sich nur hatte wünschen können. Dennoch gab es manchmal Zeiten, da hatte er das Gefühl, er habe etwas verpasst. Zudem hegte er den Verdacht, dass es Sheila nicht anders erging.
    Sie wartete im Hintergrund, während er sich über die Tastatur beugte. »Milt, wenn wir uns Erster Sieg ansehen wollen, sollten wir in die Gänge kommen.«
    »Okay, Schatz«, sagte er. »Bin in einer Minute bei dir.«
    Sie trat näher heran. Bilder von Leuten in der Kleidung einer anderen Ära beherrschten den Bildschirm, als sie von ihrer Position schräg hinter ihm einen Blick darauf warf. »Was machst du da?«, fragte sie.
    »Das ist The Cherry Tree«, erwiderte er.
    »Der was?«
    »Das Jahrbuch der George-Washington-Universität. Das von fünfundsiebzig.«
    »Ein bisschen vor unserer Zeit, nicht wahr?«
    »Ein bisschen.«
    »Warum interessiert uns das?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Nur Neugier, Babe.«
    Sie kannte das Codewort. Wieder mal Geheimnisse aus dem Weißen Haus. »Gut«, sagte sie. »Dann warte ich im Wohnzimmer, bis du fertig bist.«
    Milt betrachtete die Bilder aus der Anthropologischen Fakultät. Professor John C. Cohen, Dekan der Fakultät, war, in einen dunklen Nadelstreifenanzug mit schwarzer Krawatte gekleidet, ganz oben auf der Seite abgebildet und blickte ihm gleichmütig entgegen. Er hatte einen säuberlich gestutzten schwarzen Bart, und seine Miene verriet einen Hauch vergnügter Überlegenheit.
    Milt rief die Biografie auf. Cohen war als Kind amerikanischer Eltern in Israel zur Welt gekommen und hatte während des zweiten Weltkriegs bei den Army Air Forces gedient. Bei den

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