Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition)
Anerkennung, wenn sie nicht mehr sind.«
»Das trifft vermutlich auf uns alle zu.«
Teri kam mit Kaffee und Zimtgebäck zurück. Dann verkündete sie, sie habe zu arbeiten, und überließ die Männer wieder sich selbst. Milt kostete das Gebäck. »Gut«, lobte er.
»Ich soll die Dinger nicht essen.«
Milt grinste. Wollte einen Scherz machen, überlegte aber dann, dass er sich mit einer Anspielung auf Grays Gewicht in ein Minenfeld begeben könnte. »Soweit ich weiß, war Cohen mit John Ehrlichman befreundet.«
»Ja. Er war einige Male im Weißen Haus. Anscheinend ist er auch Nixon begegnet.«
»Hat er auch mal für das Weiße Haus gearbeitet? Soweit Sie wissen?«
»Das glaube ich nicht. Aber er war eindeutig am Boden zerstört, als die damals alle aus dem Amt gejagt wurden.«
»Das ist mir auch schon zu Ohren gekommen.«
»Ja.«
»Hat er damals angefangen zu trinken?«
»Wann er damit angefangen hat, das weiß ich wirklich nicht. So genau habe ich nicht darauf geachtet.« Gray ergriff die Zeitschrift, blätterte ein paar Seiten um und reichte sie Milt. Sie enthielt einen Aufsatz von Cohen. Die Ursprünge des Monotheismus.
Milt warf einen Blick darauf, und plötzlich drehte sich das Gespräch wieder um alte Sprachen. Er machte sich Notizen, zitierte ein paar wohlwollende Verweise auf Grays Arbeit und erklärte, er habe mit ihm sprechen wollen, weil Gray so einen guten Ruf unter seinen Kollegen habe. »Jedermann lobt Ihr gutes Urteilsvermögen«, sagte er.
»Schön zu hören, Milton.«
Milt ließ Gray Zeit, den Augenblick zu genießen, ehe er wieder zu Cohen zurückkehrte. »Soweit ich informiert bin, hat er sich für das Raumfahrtprogramm der NASA interessiert.«
»Anzunehmen. Das ging in jenen Jahren beinahe jedem so.« Gray füllte seine Tasse nach und bot auch seinem Gast etwas an.
»Gern. Danke.« Während Gray einschenkte, fragte Milt seinen Gastgeber, ob er Cohen zur Zeit der Mondlandungen schon gekannt habe. »Die frühen Landungen«, fügte er hinzu. »Wann war das … 1969?«
»Nein. Damals war ich noch in der Navy.« Er warf einen langen Blick auf ein Bild, das eine jüngere Version von ihm abzüglich Bart in der Uniform eines Lieutenants zeigte. »Bin erst 1972 zur GWU gekommen.«
Milt erkundigte sich nach Grays Militärzeit. Gray war zwei Jahre lang auf einem Zerstörer auf dem Pazifik gewesen. Dann zwei Jahre in U-Booten, die von Norfolk aus operiert hatten. »Als ehemaliger Marineoffizier hatten Sie wahrscheinlich für schwere Trinker nicht viel übrig.«
»Da ist was Wahres dran. Aber ich glaube nicht, dass das an meinem Militärdienst lag.« Er kaute kurz auf seiner Unterlippe herum. »Mein Vater war ein Säufer.«
»Oh.«
Gray schaute zur Uhr. »Sonst noch etwas, Milton?«
Milt tippte mit dem Stift auf seinen Notizblock. »Eigentlich nicht. Cohens Geschichte deutet ein wenig darauf hin, dass sein Alkoholproblem erst an der GWU angefangen hat.«
»Ich habe keine Ahnung.« Gray lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Aber ich kann Ihnen eine wirklich komische Geschichte über ihn erzählen.«
»Die wäre?«
»Wir haben einmal eine Abschiedsparty für eine Fakultätsangehörige geschmissen. Sie wollte heiraten, wenn ich mich recht erinnere, und nach Boston ziehen. Ich glaube, sie hatte eine Stelle am Boston College bekommen.«
»Und …?«
»Jedenfalls, wegen der Sache mit Cohens Reaktion auf Nixon und den Skandal: Wir saßen alle bei der Party in einem örtlichen Restaurant. Und Cohen hatte zu viel getrunken. Irgendwann habe ich gehört, wie er zu einer der Frauen sagte, er wäre einer der Watergate-Einbrecher gewesen.«
»Sagen Sie das noch mal!«
Gray lachte. »Sie haben schon richtig gehört.«
Milt wischte sich mit dem Handrücken über die Lippen. »Das war sicher ein Witz, Professor.«
»Cohen jedenfalls hat nicht gelacht.«
24
Jerry betrat Bucky Blackstones Büro, nickte Gloria Marcos zu und ging auf den Schreibtisch seines neuen Arbeitgebers zu.
»Oh, was sehen wir heute fesch aus!«, meinte Blackstone lächelnd. »Neuer Anzug.«
Jerry nickte. »Und neue Krawatte!«
»Ich hoffe, Sie haben daran gedacht, die Firmenkreditkarte zu benutzen.«
»Habe ich. Aber ich fühle mich dabei nicht ganz wohl.«
»Warum?«, fragte Blackstone. »Immerhin haben Sie jahrelang der Regierung alles in Rechnung gestellt.«
»Richtig«, entgegnete Jerry. »Aber das war eben die Regierung. Sie sind ein Privatbürger.«
Der Milliardär lächelte. »Der einzige Unterschied ist, dass
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