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Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition)

Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition)

Titel: Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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uns her. Ich glaube, es wäre eine gute Idee, wenn Sie mit den Reportern sprechen würden.«
    Die tägliche Pressekonferenz hatten sie bereits am Morgen gehalten. »Ich weiß, Helen.«
    »Haben Sie irgendwelche Antworten zu bieten, Sir?«
    »Daran herrscht derzeit ein gewisser Mangel.«
    Helen hatte selbst als Journalistin angefangen und im Lauf von sechs Jahren eine beachtliche Karriere bei CBS hingelegt, war aber auf Georges Bitte hin zu ihm gestoßen, als er sein Amt angetreten hatte. George war klar, dass Jerry Culpepper gehofft hatte, diese Position an Land ziehen zu können. Aber der Mann war zu ruhig und gelassen. Helen hingegen war pures Dynamit. »Die stapeln sich hier schon«, sagte sie. »Ich werde sie nicht mehr lange hinhalten können. Was soll ich ihnen sagen, Sir?«
    Ray schüttelte den Kopf. Halt dich von der Presse fern, bis wir wissen, was dahintersteckt! Aber George konnte Helen da nicht reinschicken und erwarten, dass sie sich unterwegs schnell eine Geschichte zurechtlegte. Schlimmer noch, er konnte sich kaum etwas vorstellen, dass auf die Reporter noch feiger gewirkt hätte. »Ich bin in fünfzehn Minuten unten«, sagte er.
    Die Abstiegsmodule waren natürlich die alles beherrschende Story. Wo waren die guten alten Kongressskandale, wenn man mal einen brauchen konnte? Jedermann spekulierte nur noch über die geheimen Missionen. Chris Matthews dachte an Aliens. Mike Huckabee meinte, Astronauten, die es nicht hätten erwarten können, als Erste auf dem Mond zu landen, hätten schlicht die Dinge in die eigene Hand genommen und erst danach sei ihr Schweigen erkauft worden. Chevy Johnson auf SyFy behauptete, man könne, wenn man sich Blackstones gesammelte Bilder genauer anschaue, Fußabdrücke im Regolith der Mondoberfläche sehen, die definitiv nicht menschlichen Ursprungs seien. Einer der Fernsehprediger erklärte, die Astronauten seien gelandet, weil sie die Gegenwart Gottes gespürt hätten, doch hätten geschwiegen, weil sie sich von dieser Gesellschaft, die, wie er kummervoll betonte, Gott vergessen habe, nicht hätten auslachen lassen wollen.
    Jeder fragte, wie George Cunningham in all das hineinpasse. Diane Brookover von der New York Times, interviewt von NBC Special Report, schüttelte den Kopf. »Wie kann es sein, dass wir so etwas getan haben, ohne dass der Präsident davon weiß?« Die Tatsache, dass die ganze Geschichte bereits fünfzig Jahre zurücklag, schien weitgehend vergessen.
    Ray setzte Leute darauf an, jeden anzurufen, der vielleicht eine Antwort zu bieten hatte. Die Reaktion war stets die gleiche. Zwei CIA-Bosse wussten nichts. Zwei ehemals führende Köpfe der NASA stritten rundweg die Möglichkeit ab. Ein ehemaliger NSA-Direktor wies entrüstet darauf hin, man spioniere doch nicht sich selbst aus.
    Als George sich erhob, um sich der Presse zu stellen, trudelten immer noch Rückrufe ein. »Lassen Sie es sein, George!«, riet ihm Ray. »Das Beste, was wir jetzt tun können, ist, eine Erklärung abzugeben. Sagen Sie der Presse, wir untersuchten die Angelegenheit und würden, wenn wir in der Sache weiter seien, Genaueres sagen.«
    George nickte, um zu signalisieren, dass er Rays Einwand gehört habe. »Geben Sie mir Bescheid«, sagte er, »wenn Sie irgendetwas erfahren!«
    Natürlich war dies nicht die erste Gelegenheit, zu der George sich den Medienvertretern unter schwierigen Voraussetzungen stellen musste. Da war der missglückte Schlag gegen somalische Piraten. George war damals gerade zwei Wochen im Amt gewesen und hatte sich für den Tod von elf Geiseln, darunter fünf Kindern, vor der Öffentlichkeit zu verantworten gehabt. Ein Ereignis, das ihm heute noch den Schlaf raubte und es wohl immer tun würde. Und dann war da die mangelnde Reaktion der FEMA, zuständig für Katastrophenhilfe, beim Erdbeben in South Carolina. George hatte einem seiner loyalsten Anhänger die Leitung der Behörde übertragen, einem Mann, den er stets für kompetent gehalten hatte. Zu spät hatte George erkannt, dass der Idiot glaubte, Öffentlichkeitsarbeit wäre die Antwort auf alle Fragen. Und dann war da noch das Massaker in Äthiopien gewesen.
    Der Presseraum war nicht groß genug für alle. Die Medienvertreter waren zwischen den Wänden förmlich einzwängt. Dennoch standen noch jede Menge weitere Reporter bis hinaus auf den Korridor. Stimmengewirr beherrschte den Saal, verstummte aber sogleich, als George zur Seitentür eintrat. Er nahm seinen Platz am Pult ein. »Guten Tag, meine sehr

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