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Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition)

Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition)

Titel: Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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wechselte das Thema.
    Es standen zwei Hauptgänge zur Auswahl, Seewolf oder Club-Steak. Jerry wählte den Seewolf, zu dem neben Kartoffelbrei eine Gemüsebeilage gereicht wurde, deren Bestandteile er nicht identifizieren konnte. Das Tischgespräch wandte sich dem Thema zu, das hier derzeit jedermanns Aufmerksamkeit beanspruchte: der Zukunft der NASA in einer Zeit knapper Mittel. Noch während des Vietnamkriegs war die NASA mehr oder weniger auf Eis gelegt worden und hatte danach nie wieder wirklich Fahrt aufnehmen können – das war eben leider die Wahrheit. Präsidenten waren gekommen und gegangen, hatten große Dinge versprochen, ein neues Raumfahrzeug auf dem jüngsten Stand der Technik, eine Rückkehr zum Mond, eine Mars-Mission, ein Rendezvous mit einem Asteroiden. All das, was in High Country stattfand.
    Der Seewolf war gut.
    Nach dem Hauptgang trugen die Kellner Erdbeerkuchen mit einem vorzüglichen Mürbteigboden und Vanilleeis auf. Jerry und seine Runde gaben sich noch ganz dem Genuss hin, als Mary sich erhob, ans Mikrofon trat und es passend ausrichtete. Sie stellte sich vor, rief zu einem Applaus für den Präsidenten auf und hieß einige ausgewählte Gäste willkommen. »Mr President«, sagte sie, »wir wissen, dass Sie von jeher vom Raumflug fasziniert waren. Und ich habe keine Zweifel daran, dass Sie uns helfen werden, die Pläne für eine bemannte Mission zum Pluto voranzutreiben.«
    Sie hatte witzig sein wollen. Statt Gelächter aber folgte Stille, und Mary wurde klar, dass sie nicht gut angekommen war. Sie hatte geklungen, als wolle sie die Regierung kritisieren. Aber nun war es zu spät, und sie tat das Einzige, was sie noch tun konnte, und gab sich verlegen. »Ich habe ein Talent dafür, bei meinen Text danebenzugreifen«, sagte sie mit einem angespannten Lächeln. Das trug ihr wenigstens ein bisschen Gelächter ein.
    Cunningham winkte ihr zu. Alles in Ordnung. Sie erwiderte die Geste, schloss die Vorstellung ab und überließ ihm das Mikrofon. Er dankte ihr und blickte zum Publikum hinaus. »Wenn wir eine Reise zum Pluto hinbekämen«, sagte er, »fielen mir gleich ein paar Leute in Washington ein, die mir mit Freuden einen Platz an Bord reservieren würden.«
    Das löste tatsächlich Gelächter aus. Jeder wusste, dass er sich auf den Sprecher des Repräsentantenhauses bezog. »Meine Damen und Herren«, fuhr Cunningham fort, »ich freue mich sehr, heute hier zu sein. Ich weiß, Sie machen sich Sorgen über die Zukunft einer Einrichtung, von der wir so viel erwartet und die wir so wenig unterstützt haben. Ich kann mich des Gedankens nicht erwehren, dass wir es vielleicht schon zum Pluto hätten schaffen können, hätten wir nur einen akzeptablen Bruchteil des Geldes, das wir im Lauf des letzten halben Jahrhunderts vergeudet haben, abgezweigt und Ihnen überlassen.«
    Das reichte für stehende Ovationen.
    »Ich will damit nicht sagen, dass die NASA nicht viel erreicht hätte. Wir waren auf dem Mond. Wir haben Robotermissionen in das ganze Sonnensystem ausgeschickt. Wir haben Teleskope im Orbit ausgesetzt, die es uns ermöglicht haben, beinahe bis zum Anfang der Zeit zurückzublicken. Das ist nicht übel.«
    Seine Worte lösten erneut Applaus aus. Doch dieses Mal war er deutlich zaghafter.
    Cunningham nickte. »Ich verstehe«, sagte er. »Das ist nicht genug, nicht wahr? Als wir damals, in den Fünfzigern, angefangen haben, die ersten Astronauten zu rekrutieren, haben wir nur über eines gesprochen: Menschen ins Weltall zu bringen. Auf den Mond. Das war alles, was uns interessiert hat.« Er brach ab. Atmete hörbar aus. »Ich nehme an, jeder in diesem Raum kennt Stanley Kubriks 2001. Für alle, die ihn nicht gesehen haben: er handelt von einem Schiff auf dem Weg zum Jupiter. Wenn Sie das Buch lesen, werden Sie feststellen, dass es eigentlich zum Saturn flog. Kubrik drehte den Film in den Sechzigern. Zu jener Zeit schien die Vorstellung einer bemannten Mission zum Mars gar nicht so weit hergeholt zu sein. Anfang des einundzwanzigsten Jahrhunderts würde es passieren, dachte man damals. Aber aus einer Vielzahl von Gründen waren wir dazu nicht imstande, und keiner davon kann Ihnen angelastet werden. Gleichwohl sind wir nun hier, sitzen achtzehn Jahre, nachdem Arthur Clarkes Astronauten zu den äußeren Planeten geflogen sind, auf dem Erdboden fest.«
    Der Präsident richtete den Blick zur Decke hinauf. Hinter Jerry klirrten Eiswürfel. Irgendwo wurde ein Stuhl zurückgeschoben. Sonst war im ganzen

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