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Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition)

Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition)

Titel: Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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wurden, wo die NASA, hätte sie denn die Chance bekommen, vielleicht sein könnte.
    Als Jerry sein Gespräch mit NBC beendet hatte, war der Präsident bereits sicher im Konferenzraum der Direktorin verstaut worden. Vor der Tür hielten die Jungs vom Secret Service Wache. Sie musterten Jerry misstrauisch, als er sich dem Raum näherte, und bedeuteten ihm, dass er nicht autorisiert sei, ihn zu betreten. Er hätte es so oder so gar nicht versucht. Er hatte nie auch nur in Betracht gezogen, nach einer Möglichkeit Ausschau zu halten, dem Präsidenten seine Sorgen darzulegen. Das wäre beruflicher Selbstmord gewesen. Jerry kannte Cunningham als nüchternen Realisten. Es war ausgeschlossen, dass er etwas von dem ganzen Gerede über die Myshko-Mission ernst nehmen würde. Es sei denn, natürlich, Cunningham hätte Insiderinformationen.
    Die Möglichkeit bestand.
    Aber Jerry neigte zu der Vermutung, dass der Präsident wie die meisten anderen auch die offizielle Version schluckte. Die Wahrheit war nun einmal, dass keine zwingenden Beweise aufgetaucht waren, um Zweifel an dieser offiziellen Version aufkommen zu lassen. Alle gegenteiligen Hinweise waren mehr als vage. Fehlende Stimmen auf alten Tonaufzeichnungen, ein seltsamer Tagebucheintrag, kaum noch abrufbare Erinnerungen an etwas, das sich das Cassandra-Projekt nannte. Wenn an den angeblich früheren Landungen etwas Wahres dran war, welchem Zweck mochten sie dann gedient haben? In einer Zeit, in der die USA erbittert um die technische Überlegenheit gegenüber den Sowjets rangen, welchen Grund hätte es geben sollen, eine erfolgreiche Mondlandung zu verheimlichen?
    Gleichwohl beschloss Jerry, Ausschau nach einer günstigen Gelegenheit für eine diesbezügliche Frage an den Präsidenten zu halten. Vielleicht würde Cunningham, wenn er ihn sähe, selbst das Thema zur Sprache bringen, und Jerry müsste gar nichts weiter tun. Das würde ihn davor bewahren, Arger mit Mary zu bekommen. Ja, mit etwas Glück käme es so. Schließlich hatte die Geschichte mehrere Tage die Nachrichten beherrscht. Na ja, vielleicht nicht beherrscht, aber zumindest hatte man der ganzen Sache kaum entgehen können. Und Cunningham wusste, dass er seinem alten Wahlkampfhelfer trauen konnte. Wahrscheinlich also würde es reichen, käme Jerry nur einmal in Cunninghams Nähe.
    Eine kleine Entourage Reporter begleitete den Präsidenten in das Golden Apple Waisenhaus gleich außerhalb von Titusville. »Es ist nicht nötig, dass Sie dabei sind«, erklärte ihm Mary. »Das Beste wird sein, einen gewissen Abstand zu halten. Ich würde es vorziehen, den Präsidenten nicht an die geheimen Flüge zu erinnern.« Sie lächelte, als hätte sie nur gescherzt. Aber ihr Standpunkt war klar. Also ging Jerry zurück in sein Büro und brachte den Rest des Vormittags damit zu, aus dem Fenster zu starren.
    Die Präsidentengesellschaft kehrte gerade noch rechtzeitig zum formellen Mittagessen zurück. Jerry war an einen Tisch im Hintergrund verbannt worden, wo er mit einigen zu Besuch weilenden NASA-Mitarbeitern in leitender Position zusammensaß, Leute aus Huntsville und Houston. Jerry war allen schon einmal begegnet. Dennoch musste er in einigen Fällen erst einen raschen Blick auf die Namensschilder werfen, um sich zu erinnern, wie sie hießen. Einer von ihnen, Grant Tyler, ein Astrophysiker, kam ohne Umschweife auf Myshko und Walker zu sprechen. »Schwer zu glauben, dass jemand das auch nur ansatzweise ernst nimmt«, sagte er, offenbar ohne sich darüber im Klaren zu sein, dass Jerry in den Medien als eben dieser Jemand dargestellt worden war. Oder Tyler hatte einfach Spaß daran, ein bisschen in der Wunde herumzustochern.
    Der Präsident saß an einem schmalen rechteckigen Tisch, in dessen Mitte fand sich ein Pult. Der Tisch stand erhöht auf einer Plattform im vorderen Bereich des Raums. Mary und drei andere NASA-Führungskräfte leisteten dem Präsidenten an dem Tisch Gesellschaft. Sie schienen sich gut zu amüsieren, tauschten Geschichten aus und lachten viel. Cunningham wusste schon immer, wie man Menschen die Nervosität nahm und eine entspannte Atmosphäre herstellte. Das, neben anderem, hatte ihm auf der politischen Bühne seinen Erfolg beschert.
    An Jerrys Tisch äußerte Eve Harrigan, eine Ingenieurin aus Houston, Verständnis für Jerry. »Das war aber schon merkwürdig«, sagte sie zu Tyler. »Ich kann mir gut vorstellen, warum manche Leute denken, dass da etwas im Busch war.«
    Tyler verstand den Wink und

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