Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition)
meine, Bucky«, sagte Sabina. »Ich habe ein Video von unserem Gespräch. Er wusste nicht, dass ich es aufgezeichnet habe.«
»Demnach haben Sie wohl weder eine Kamera noch ein Mobiltelefon hochgehalten«, sagte Bucky. »Wie haben Sie es gemacht?«
»Mr Brent hat mir Tipps gegeben, womit ich mich am besten für diesen Auftrag ausrüste«, erklärte sie lächelnd und zeigte auf einen Knopf an der Weste ihres Hosenanzugs.
»Mich erstaunt, dass Mr Brent sich mit so etwas auskennt«, entgegnete Bucky. »Normalerweise prügelt er Informationen einfach aus den Leuten heraus.«
»Ach, wirklich?«
»Nun ja, nicht mehr, seit er hier arbeitet. Aber mir gefällt der Gedanke, dass er eine romantische Vergangenheit hat.« Kurz herrschte Schweigen. »Können Sie mir das Video gleich zeigen?«
»Ich kann es in Ihren Computer laden oder einfach an eine Wand projizieren«, erwiderte Sabina.
»Nehmen wir die Wand! Gloria sollte es ebenfalls sehen. Denn ich bin nicht ausreichend qualifiziert, das zu verarbeiten.« Sabine musterte ihn neugierig. »Ein Insiderwitz. Spielen Sie es bitte ab!«
Die junge Frau fummelte an dem Knopf herum, ein Bildfenster wurde an die Wand geworfen, und einen Augenblick später erschien ein alter runzliger Mann in einem Krankenhauskittel darin. Für neunzig sah er bemerkenswert gut aus.
»Ich freue mich sehr, dass Sie bereit sind, mit mir zu sprechen, Mr Bartlett«, erklang Sabinas Stimme.
»Warum auch nicht?«, sagte er. »Sie gehören weder zur Presse noch zum FBI.«
»Soweit ich weiß, waren die letzten Tage nicht leicht für Sie.«
»Für mich und für die Leute, die für mich verantwortlich sind«, bestätigte er. »Ihr Boss war auch keine Hilfe.«
»Sie meinen Mr Blackstone?«
Er nickte. »Bucky Blackstone, ganz genau.« Plötzlich lächelte er. »Das war mal eine Ansprache, die er da kürzlich vom Stapel gelassen hat!«
»Sie haben es sich angesehen?«
»Natürlich habe ich das! Jeder wusste, er würde irgendetwas Brisantes über die NASA sagen. Ich wollte wissen, was.«
»Und nun, da Sie es gehört haben, was denken Sie darüber?«, fragte Sabina.
»Ich denke, er bettelt förmlich um Arger.«
»Sie meinen, weil er irrationales Zeug redet?«
Amos Bartlett starrte sie an. »Wenn Sie meinen«, sagte er nach einer Weile.
»Sie sind der einzige Überlebende der beiden Flüge, die Apollo 11 vorangingen.«
»Lohnt sich eben, anständig zu leben.« Bartlett sagte es mit einem Lächeln, das von einem Hustenanfall ausgelöscht wurde.
»Alles in Ordnung, Mr Bartlett?«
»Mir geht es gut«, entgegnete er. »Hatte nur eine Zigarette zu viel nach dem Abendessen. Rauchen Sie?«
»Nein.«
»Kluges Mädchen! Ich wünschte, ich könnte diese verdammte Gewohnheit ablegen. Vielleicht schaffe ich es hier. Die hier sind nicht gerade erfreut, wenn ich mir eine anzünde.«
»Wir schweifen ab, Sir. Was denken Sie über Mr Blackstones Ansprache?«
»Ich denke, er handelt sich einen Riesenhaufen Arger ein.«
»Inwiefern?«
»Wie gesagt: Wer die Regierung der Lüge bezichtigt, der bettelt darum, einen Haufen Arger zu bekommen.«
»Ja, ich nehme an, da haben Sie recht.«
»Natürlich gehe ich davon aus, dass der Kongress nichts darüber weiß. Vermutlich nur der Präsident und vielleicht zwei oder drei andere sehr hohe Tiere.«
»Sagen Sie das noch mal!«, bat Sabina. Anspannung machte sich plötzlich in ihrer Stimme bemerkbar.
»Klar«, entgegnete Bartlett. »Ihr Boss handelt sich einen Riesenhaufen Arger ein.«
»Ich meine, was weiß der Präsident, was nicht einmal der Kongress weiß?«
Plötzlich lag ein gehetzter Ausdruck auf Bartletts Gesicht. Seine Augen zuckten aufgeschreckt hin und her. »Der Präsident weiß eine Menge Dinge, die Senatoren und Abgeordnete nicht wissen«, antwortete er nichtssagend. »Darum ist er ja Präsident.«
»Was weiß dieser spezielle Präsident über den Flug von Sidney Myshko?«
Der gehetzte Ausdruck vertiefte sich. »Wer hat etwas von Myshkos Flug gesagt?«
»Morgan Blackstone«, antwortete Sabina. »Darüber reden wir doch gerade.«
»Tun wir das?«
»Und Sie wollten mir gerade erzählen, was Sie darüber wissen.«
»Wollte ich?«
»Ja, Mr Bartlett, das wollten Sie.«
»Wer hat Sie wirklich hergeschickt?«
»Mr Blackstone.«
»Bestimmt?«
»Ich habe Ihnen doch meinen Ausweis gezeigt, ehe wir angefangen haben zu reden.«
»Woher weiß ich, dass der echt ist?«, gab er zurück. »Woher weiß ich, dass Sie nicht für die New York Times
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