Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition)
Fahrstühle erforderten die Eingabe eines persönlichen Codes für die drei oberen Stockwerke. Also schaute Bucky nach, was der Kühlschrank seiner Suite zu bieten hatte. Da waren ein paar noch nicht altbackene Donuts. Er nahm sie heraus, kochte Kaffee, und setzte sich, um zu frühstücken und sich die Morgennachrichten anzusehen.
Jerry Culpepper beantwortete heute keine Fragen. Bucky überlegte, ob die NASA ihn versteckte, ihn zur Ordnung gerufen oder womöglich entlassen hatte. Er rief Gloria an, die gerade eingetroffen war, und bat sie, Culpeppers berufliche Situation zu überprüfen, für den Fall, dass er inzwischen verfügbar wäre. Fünf Minuten später meldete Gloria, nein, er arbeite immer noch für die NASA.
Verdammt schade, dachte Bucky. Diesen jungen Mann könnte ich wirklich gut gebrauchen! Jerry hat sich einen Namen gemacht, und er ist ein Ed Camden ohne die Paranoia und die vielen Ecken und Kanten!
Bucky verbrachte noch einige Minuten mit seiner zweiten Tasse Kaffee, ehe er sich erhob, den Gang zu seinem Büro hinunterging und es betrat.
»Guten Morgen, Bucky«, begrüßte ihn Gloria. »Sie sehen fürchterlich aus.«
»Das mag ich ganz besonders: respektvolle Mitarbeiter.«
Sie lächelte. »Wäre es Ihnen lieber, wenn ich Sie anlüge?«
»Viel lieber.«
»Guten Morgen, Bucky, Sie sehen heute besser aus, als ich es je zuvor erlebt habe.«
»Gott, das klingt ja noch schlimmer!«, murrte er. »Bleiben Sie lieber doch bei der Wahrheit!«
Gloria lachte herzhaft. »Sie sind ein Nachtmensch, dagegen können Sie nichts tun. Aber da Sie das sind und die Firma Ihnen gehört, warum glauben Sie, Sie müssten sich jeden Morgen um neun ins Büro schleppen?«
Einen langen Augenblick starrte er sie nur an. Dann: »Ich kann es nicht ausstehen, wenn Sie mir solche Fragen stellen.«
»Möchten Sie einen Kaffee?«
»Nein, ich schwimme schon in Kaffee. Ich nehme an, Jerry Culpepper wurde nicht gefeuert, seit wir das letzte Mal darüber gesprochen haben?«
»Nein.«
»Schade.« Er zögerte kurz. »Wir liegen nicht gerade mit irgendwem im Krieg?«
»Nein.«
»Keine Erdbeben, Tornados, Hurrikane am Horizont?«
»Nein.«
»Vielleicht gehe ich doch zurück ins Bett.« Er wollte gerade wieder zur Tür hinaus, als Glorias Computer aktiv wurde.
»Das glaube ich nicht!«, rief Gloria und hielt damit Bucky davon ab zu gehen.
»So?«
»Sabina Marinova hat gerade das Gebäude betreten. Sie will Sie sofort sprechen.«
»Schicken Sie sie rauf!«, sagte er, ehe er unvermittelt die Stirn runzelte. »Wieso zum Teufel ist die so schnell wieder da?«
»Sie hat eines Ihrer Privatflugzeuge samt Piloten in Beschlag genommen.«
»Was sagt man dazu?«, sagte Bucky. »Die zeigt jetzt schon mehr Initiative als Camden. Ich wusste, das Mädchen gefällt mir!«
»Ich wäre vorsichtig mit dem Begriff ›Mädchen‹«, bemerkte Gloria. »Sabina ist so groß wie Sie und vermutlich doppelt so fit.«
»Ich dachte, alle Frauen mögen es, wenn man sie als Mädchen bezeichnet.«
»Ungefähr genau so, wie Sie es mögen, von Angehörigen meines Geschlechts als Junge bezeichnet zu werden.«
»Mir macht das nichts aus.«
»Ihnen macht es auch nichts aus, dass zweihundert Millionen Amerikaner Sie für einen irren Spinner halten«, gab sie zurück.
»Zweihundert fünfzig -Millionen«, entgegnete er lächelnd. »Es sei denn, Fox und CNN lügen.«
»Und, macht es Ihnen etwas aus, Bucky?«, fragte sie nun ernsthaft.
»Mir wäre lieber, sie würden mir recht geben«, meinte er. »Wenn ich richtigliege, werden sie das irgendwann tun. Wenn ich mich aber irre, dann müssen sie mich für verrückt halten.«
Sie starrte ihn an. »Ich nehme an, das ist die Art von Selbstvertrauen, die man braucht, um all diese Milliarden anzuhäufen. Mich persönlich würde das genauso verrückt machen, wie man mir zu sein unterstellt.«
Bucky lächelte. »Ich habe mich schon früher geirrt. Und ich werde mich wieder irren.« Plötzlich verschwand das Lächeln. »Aber nicht dieses Mal.«
Es klopfte an der Tür. Gloria öffnete, und Sabina spazierte herein.
»Und?«, fragte Bucky. »Haben Sie Bartlett getroffen?«
Sabina nickte. »Ja, habe ich.«
»Ist er immer noch in dem Hospital?«
»Da ist er vermutlich sicherer als irgendwo anders.«
Bucky runzelte die Stirn. »Ist denn jemand hinter ihm her?«
»Ich dachte da an die Meute von der Presse.«
»Hatte Bartlett denn etwas Interessantes zu sagen?«
»Das werden Sie entscheiden müssen, Sir … ich
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