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Das Chamäleon-Korps

Das Chamäleon-Korps

Titel: Das Chamäleon-Korps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ron Goulart
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zu kurz“, sagte der rothaarige Junge. „Ich sag’ euch, wenn das nicht zu Sonnenblumes politischer Doktrin und zu seinen Erkenntnissen gehören würde, ich würde … na ja, lassen wir das.“ Er drehte sich um und ging in das Steinhaus zurück.
    Ein hübsches blondes Mädchen, das bis zur Hüfte nackt war, stieß Jolson an. „Huch, Verzeihung!“ Sie rang mit einem riesigen, übervollen Müllsack. „Ich hinke fast zwei Tage hinter meinem Straßenreinigungspensum her, deshalb bin ich auch so in Eile. Tut mir leid.“
    Jolson bot ihr an: „Ich kann ja helfen.“
    „Null!“ flüsterte Bronzini.
    Das Mädchen schüttelte kurz den Kopf. „Nein, das geht nicht. Das ist meine Aufgabe, und ich muß sie selbst erledigen“, antwortete sie. „Es wäre ja auch gar nicht so schlimm, wenn ich nur daran denken könnte, jeden Tag den Müll zu beseitigen. Aber so ist das eben, man kann ja nicht die ganze Zeit an Müll denken.“ Sie lächelte und zerrte den Plastiksack weiter die alte Straße entlang.
    Bobby sagte: „Ich weiß ja nicht, was ihr beiden dazu meint, aber da unser Streifengang beendet ist, bin ich schwer dafür, mich im Gemeindebad zu waschen.“
    Als er fortgegangen war, blieb Jolson stehen und setzte sich auf einen niedrigen Teil der Steinmauer. Vor dem Turm waren zwei Jungen damit beschäftigt, eine riesige Kiste mit Stemmeisen zu öffnen. Überall lagen leere Kartons, Maschinenteile und technischer Krimskrams herum, bis hin zum gewölbten Eingang zu Sonnenblumes Turm. „Die Zurück-zur-Primitivität-Regel gilt wohl nicht für ihn?“
    Bronzini, der mit seinen Blicken die Straße nach seiner Tochter absuchte, sagte: „Was? Ach, du meinst wohl die Geräte?“
    „Hm.“
    „Stimmt, Sonnenblume behauptet, daß er den ganzen Schrott für seine Arbeit braucht. Du solltest mal sein Arbeitszimmer sehen, das ist vollgestopft mit Geräten und Maschinen.“
    „Ja, sein Arbeitszimmer werde ich mir auch ansehen.“ Jolson erhob sich.
    „Hast du schon einen sicheren Weg gefunden?“
    Jolson antwortete nicht und ging auf den steinernen Turm zu.

 
24
     
    Der riesige Turm besaß ringsum gebogene Fensteröffnungen, die alle mit einem Kreuz aus gedrehtem Metall versehen waren. In die Kuppeldecke waren gleißende Sonnen eingeschnitzt. Von hier oben konnte man die Überreste der schwerfälligen, blockförmigen Gebäude von Jirasol erkennen, die teilweise im satten Grün und Scharlach des Dschungels verborgen waren. Ein einzelner schwarzer Vogel hielt an einem der Fensterbögen sein Gleichgewicht und pickte an einem Sandwichviertel herum, das direkt hinter dem Gitter auf einem Plastikteller auf der Fensterbank stand.
    Der ovale Steinfußboden war übersät mit Maschinen. Tragbare Computer, Nierenmaschinen, Chirurgieroboter, Simulatoren, Abfalleimer, ein Getränkespender und ganze Haufen von Unterhaltungsartikeln. Angebissene Sandwiches, halbleere Vinylbecher mit Milch und Wurzelbräu standen überall im Turm auf den Maschinen herum.
    Wilbur Daniel Slack zuckte zusammen, als Bronzini Jolson in den Raum schob.
    „Was?“
    Er war ein kleiner, zerbrechlich wirkender Mann von beinahe vierzig Jahren, viel magerer als auf den Fotos in den APS-Akten. Er hatte zerzaustes, ergrauendes blondes Haar, und seine blauen Augen sahen gequält und matt aus.
    „Hab’ unterwegs ein paar Jungs aufgegabelt“, sagte Bronzini. „Sie sagten, daß sie diese reparierte Datenmaschine hier zu Ihnen bringen wollten. Hab’ sie entgegengenommen, da ich sowieso zu Ihnen wollte.“
    Jolson, der nun wie ein mannshoher, weißemaillierter Computer aussah, rollte an Sonnenblume heran.
    „Warum wollten Sie zu mir?“ fragte Slack.
    Bronzini sagte: „Um Meldung über eine erfolgreiche Mission zu erstatten.“
    Slack schüttelte den Kopf und machte sich daran, sich von dem schwarzen Metallstuhl zu erheben, auf dem er gerade saß. „Ich arbeite gerade, diktiere ein paar Aufzeichnungen. Hat Ihnen meine Wache das nicht gesagt?“
    Bronzini nickte. „Ich war der Meinung, dies hier sei wichtig genug, um Sie stören zu dürfen. Ihre Wache meinte das auch.“
    Slack leckte sich die trockenen, brüchigen Lippen. „Es mag ja sein, daß Sie dies für eine merkwürdige Frage halten – aber wer sind Sie eigentlich?“
    „Ich bin Ed Bronzini.“
    Slack tastete das Dach einer zerkratzten Forschungsmaschine ab und fand ein Häufchen roter Pillen. „Sie machen sich ja gar keine Vorstellungen davon, mit welch einem Streß meine Stellung verbunden ist.“ Er

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