Das Chamäleon-Korps
eine Grimasse in Richtung Mikrophon und rieb es an seinem Kinn. „Ich fühle mich nie mehr wohl. Ganz und gar nicht. Na ja, war ja auch zu erwarten. Wenn das alles vorbei ist, wenn sie nicht mehr das Sagen haben, dann wird’s mir wieder gutgehen. Wenn sie alle explodiert sind. Wenn das Töten aufhört, dann hört auch der Streß auf. Es mußte ja aufhören, so für sie zu arbeiten. Ich weiß doch selbst am besten, was ich mit den Sachen anfangen soll, die ich mir für sie ausdenken mußte.“ Er stand auf, dann setzte er sich wieder. „Genug jetzt. Alles klappt wunderbar. Hat der Mann vom Chamäleonkorps nicht gesagt, daß er irgend etwas Tolles gemacht hat? Irgendwas jedenfalls.“ Er schritt an das Fenstergewölbe, wo der schwarze Vogel immer noch herumpickte.
Jolson rollte durch das Durcheinander hinter ihm her. Er verwandelte sich in sich selbst und nahm Sonnenblume in den Polizeigriff. Er nahm dem zerbrechlichen Mann die Pistole aus dem Hüfthalfter. „Okay, Slack“, sagte er.
Sonnenblume verdrehte den Kopf und sah ihn an. „Sie sind wie alle Kinder hier. Nichts am Leibe, laufen schlampig herum. Ich versuche, ihnen beizubringen, daß es nicht genügt, Überzeugungen zu haben, man braucht auch Stil.“
„Bronzini!“ rief Jolson.
Der Major kehrte zurück. Er richtete eine Pistole auf Sonnenblume. „Hier sind ein paar Klamotten, Jolson. Das ist einer der Nachteile, wenn man Maschinen nachmacht.“
Jolson drehte Sonnenblume langsam herum und ließ ihn los. Er fing den Einteiler, den der Major ihm zuwarf, und zog ihn an. „Jetzt gehen wir in Ihr Kommunikationszentrum, Slack, und rufen uns ein bißchen Unterstützung vom Amt für Politische Spionage und von der Provisorischen Regierung herbei.“
„Sie wollen meine Arbeit hier bremsen?“
„Ja.“
„Es scheint Ihnen nicht klar zu sein, wie wichtig ich bin“, sagte Sonnenblume zu ihm. „Sie erkennen wohl nicht, wie wichtig ich für junge Leute bin.“
„Aber ja doch!“ sagte Jolson.
Darrell Schweitzer
Interview mit Ron Goulart
(AN INTERVIEW W1TH RON GOULART)
Schweitzer: Warum haben sich so wenig Science Fiction-Autoren auf Humorvolles spezialisiert?
Goulart: Darauf gibt es zwei Antworten. Zum einen haben es im Grunde genommen viele getan. Wissen Sie, als ich als Kind und Jugendlicher SF las, haben mich stets Leute wie Fredric Brown und Henry Kuttner fasziniert. Zu jener Zeit verfaßte sogar Bradbury ab und zu eine Geschichte, die auf gewisse Weise komisch war. Das galt damals für eine Menge Leute – Sprague de Camp, Anthony Boucher und viele andere. Man hat mich einen Satiriker genannt, aber ich weiß nicht so recht, ob es das trifft. Ich sehe mich eher als Autor von Schwänken. Und ich meine, diese Leute damals haben auch Schwanke verfaßt, leichtes Zeug. Im allgemeineren Sinne gibt es nicht viele, die überhaupt noch Schwanke und Komisches in irgendeinem Bereich verfassen. Es war immer eine Minderheit, und deshalb werden diejenigen, die es auf gewissen Gebieten wirklich können, hoch angesehen. Nicht notwendigerweise auf dem Gebiet der Science Fiction, aber in anderen Bereichen schon. Es fallen mir nicht allzu viele ein, die außer mir Schwanke schreiben, vielleicht Bob Sheckley und wahrscheinlich de Camp hin und wieder. Es mag ein paar andere geben, die ich noch nicht gelesen habe.
Schweitzer: Gibt es Ihrer Ansicht nach besondere Schwierigkeiten, SF komisch zu behandeln?
Goulart: Nein. Das einzige, das ich manchmal feststellen kann, ist, daß sich Herausgeber oder Leser quasi schützend vor diese Gattung stellen und sagen, wir mögen nicht, daß sie auf den Arm genommen wird. Zwei Geschichten vom Sword-and-Sorcery-Typ hat man mir abgelehnt, weil die Verleger meinten, daß dieser Bereich zu unantastbar ist, um ihn zu verulken. Man müsse sich ernsthaft mit ihm auseinandersetzen oder aber gar nicht. Der Grund, warum ich SF-Schwänke schreibe, ist der, daß ich Science Fiction besser verkaufen kann. Es ist sehr schwierig, einen humoristischen Roman zu verkaufen, wenn er keiner bestimmten Kategorie angehört. Einige Verleger würden keinen Blick hineinwerfen, wenn sie erst einmal Wind davon bekommen hätten, worum es sich handelt. Nicht viele schaffen, was mir gelingt. In der allgemeinen Belletristik gibt es kaum jemanden, der jährlich sechs humoristische Romane herausbringt, auch in keinem anderen Genre. Donald Westlake hat einen Haufen Krimi-Sachen herausgebracht, aber so etwas wie ich machen nicht viele. Auf diesem
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