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Das Chamäleon-Korps

Das Chamäleon-Korps

Titel: Das Chamäleon-Korps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ron Goulart
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sagte Jolson. „Du bist ein bißchen zu maskulin, um überzeugend zu wirken.“
    „Verdammt“, sagte Bronzini. „Das haben diese Bastarde im Timbrook auch gesagt.“

 
23
     
    Die Überbleibsel der langen, geschwungenen Steinmauer waren von Grünzeug überwuchert. Alle drei Fuß waren strahlende Sonnen in den Stein gehauen worden. Auf den schartigen Mauersteinen stolzierten kleine grüne Vögel umher und pickten nach Samen. Rostfarbene kleine Eichhörnchen hüpften durch das Unterholz und huschten die Lianen hoch.
    „Ich glaube nicht, daß das Tomaten sind“, sagte der schlaksige junge Mann mit dem Blastergewehr unter dem linken Arm.
    „Das ist Unkraut“, gab Bronzini ihm zur Antwort. „Und jetzt laß uns rein.“
    Neben ihm stand Jolson als vollkommene Nachahmung des großen, hageren Lloyd. „Warum meintest du, es könnten Tomaten sein?“
    Der junge Wächter lehnte sein Gewehr gegen die hohe Steinmauer und kniete sich nieder, um auf den grünen Fleck zu zeigen, von dem er gesprochen hatte. „Tomaten müßten doch wohl rot sein, nicht so komisch purpurfarben.“
    „Zuerst fangen sie grün an“, sagte der ungeduldige Bronzini, „dann werden sie nach und nach rot.“
    „Es kann nicht daran liegen, daß sie zu wenig Sonne bekommen“, sagte der junge Mann. „In einer Stadt, die ursprünglich einmal von Sonnenanbetern gebaut wurde, muß einfach genug Sonnenlicht einfallen. Das wird mir nicht gerade viele Pluspunkte einbringen.“ Er seufzte, stand auf und richtete das Gewehr wieder auf die beiden Männer. „Also gut, zurück zur Sache. Das Kennwort.“
    Bronzini sagte es ihm.
    Hinter ihnen war nun im Unterholz ein Krachen und Knacken zu vernehmen. Bobby taumelte, mit Gepäck und Vorräten beladen, auf das elektrische Tor zu, das in die alten Mauern eingelassen worden war. „Ich muß viel mehr von dem Zeug schleppen“, beschwerte er sich. „Und außerdem seid ihr nie stehengeblieben, wenn ich euch zugerufen habe!“
    Der Wächter griff in ein Loch in der Wand, das in Hüfthöhe angebracht worden war, und legte einen Schalter um. Das Eisentor schwang knarrend auf.
    Als sie den eigentlichen Rest der Ruinenstadt betraten, fragte Jolson Bronzini: „Warum hat er Tomaten erwartet?“
    „Das ist sein Projekt“, erklärte der Major vom Chamäleonkorps. „Slack hat jedem von seinen jungen Leuten ein solches Projekt gegeben. Das beruht alles auf dem Grundgedanken, daß unsere ganze Gesellschaft total kaputt und übermechanisiert ist. Hier arbeiten sie in der Landwirtschaft, im Garten, sind kunsthandwerklich tätig und so weiter. Sofern sie nicht gerade darüber nachdenken, wen sie als nächstes in die Luft sprengen wollen.“
    „He, wartet!“ rief Bobby.
    Die Überreste dieses Stadtteils bestanden aus zwei langen Reihen quadratischer Steingebäude und am entfernteren Ende aus einem hohen, fast völlig intakten Turm.
    Jolson zeigte auf den Turm. „Ist das Slacks Schuppen?“
    Bronzini hatte sich umgeschaut und mit gerunzelter Stirn die etwa hundert jungen Leute gemustert, die in den sauber gefegten Straßen herumschlenderten, arbeiteten und plapperten. „Was?“
    „Kannst du sie nicht entdecken?“
    „Meine Tochter? Nein“, antwortete Bronzini. „Unter seinem Turm gibt es eine Art Labyrinth. Ich vermute, daß er sie dort irgendwo eingesperrt hat.“
    „Aua! Aua!“ Ein dicklicher Junge mit roten Haaren hüpfte und tanzte aus einem verfallenen Eingang hervor. Von seinem Daumen spritzte Blut.
    Jolson packte ihn und drückte ein Taschentuch auf die Schnittwunde. „Was ist passiert?“
    Der pummelige Junge sagte: „Aua.“
    „Schreinern“, sagte Bronzini.
    „Scheiße, ich wünschte, ich wäre zum Tomatenzüchten eingeteilt worden oder zum Mais- oder von mir aus sogar zum Kürbiszüchten“, sagte der Junge. „Ich bin wirklich der Meinung, daß ich eine Begabung dafür habe, mit Pflanzen umzugehen.“
    „Hast du’s schon mal versucht?“ fragte Jolson.
    „Nein, aber Scheiße, das kann auch nicht schlimmer sein, als Möbel machen zu müssen.“ Er hob vorsichtig das Taschentuch hoch, um seine Schnittwunde zu inspizieren. „Aua! Das ist aber wirklich eine häßliche Wunde.“ An seinen Armen und Händen waren noch weitere Schnittwunden und Verletzungen zu sehen. „Ich weiß wirklich nicht, wie ich jemals mein Pensum schaffen soll. Vier Stühle und einen Tisch bis zum nächsten Monat.“
    „Wie weit bist du denn schon?“
    „Ich scheitere immer am vierten Bein des ersten Stuhls. Es wird immer

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