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Das Chamäleon-Korps

Das Chamäleon-Korps

Titel: Das Chamäleon-Korps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ron Goulart
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mit.“
    „Wo­hin?“
    „Heu­te ist dein Vi­bra-The­ra­pie­tag.“
    „Stimmt.“ An­dy der Pfei­fer lehn­te die Gi­tar­re an die Wand. „Ich sing’ das Lied spä­ter für dich zu En­de, Si­me­on. Wenn du’s hö­ren möch­test.“
    „Ger­ne“, sag­te Jol­son. „Ich würd’s so­gar ger­ne ler­nen.“
     
    Die Stim­me des Me­di­ta­ti­ons­lei­ters drang durch ein Laut­spre­cher­git­ter un­ter sei­ner Prit­sche her­vor. Jol­son mas­sier­te sei­ne bär­ti­gen Wan­gen und schnitt ei­ne Gri­mas­se in Rich­tung Tür. Die Me­di­ta­ti­ons­zeit war schon fast vor­über, und An­dy der Pfei­fer war noch nicht zu­rück­ge­kom­men. Jol­son hat­te sich aus­ge­malt, daß es nicht all­zu schwer ge­we­sen sein dürf­te, beim heu­ti­gen Nach­mit­tags­be­such bei Dr. Reis­ber­son den Platz des Folks­än­gers ein­zu­neh­men.
    Die ble­cher­ne Stim­me des Me­di­ta­ti­ons­lei­ters wur­de mit­ten in ei­ner Me­ta­pher ab­rupt ab­ge­schnit­ten, und die Tür wur­de ent­rie­gelt und ging auf. Es war nicht An­dy Bür­den der Pfei­fer. Es war ein großer Mann in mitt­le­ren Jah­ren, der einen Arzt­kit­tel und ei­ne schweins­le­der­ne Sa­ni­täts­ta­sche trug. Sein Haar war blond, und er hat­te einen nach oben ge­zwir­bel­ten Schnurr­bart. „Wie geht’s Ih­nen heu­te, Si­me­on?“
    Die Tür schloß sich hin­ter ihm, und Jol­son ant­wor­te­te: „Den Um­stän­den ent­spre­chend gut, Dok­tor!“
    Der blon­de Mann lach­te. „Ha­ha, rein­ge­legt! So­weit al­so zu Ih­rem Künst­ler­au­ge und Ih­rer schar­fen Be­ob­ach­tungs­ga­be. Ge­nau, wie ich’s Na­na ge­sagt ha­be.“ Er riß sei­ne Pe­rücke und ei­ne Hälf­te sei­nes Schnurr­barts her­un­ter.
    Jol­son setz­te sich ruck­ar­tig auf. „Wai­den Thur­man?“ Er er­in­ner­te sich an die­ses Ge­sicht aus sei­nen Schla­f­in­struk­tio­nen im APS. Thur­man vom Staats­at­ten­tat­samt.
    „So.“ Thur­man hat­te sich den rest­li­chen Schnurr­bart ab­ge­ris­sen. „Sie schät­zen Na­na falsch ein, Si­me­on.“
    „Ach ja?“
    „Sie mag ja un­treu sein“, sag­te der At­ten­tä­ter, „aber glau­ben Sie mir, sie wür­de sich nicht von Ih­nen schei­den las­sen.“
    „Sehr tröst­lich.“
    „Al­so ist die ein­zi­ge Mög­lich­keit, wie ich sie be­frei­en kann, um sie hei­ra­ten zu kön­nen, die, daß ich Sie los­wer­de“, sag­te Thur­man, der oh­ne sei­ne blon­de Pe­rücke fast kahl­köp­fig war. „Dann schau­en Sie sich das hier mal an.“ Er zog ein Do­ku­ment aus Per­ga­ment aus der Sa­ni­täts­ta­sche.
    Jol­son nahm das stei­fe Pa­pier ent­ge­gen und über­flog es. „Of­fi­zi­el­les Tö­tungs­zer­ti­fi­kat … be­fugt den In­ha­ber, die un­ten auf­ge­führ­te Par­tei zu eli­mi­nie­ren … Si­me­on Despo­jo, ver­rück­ter Künst­ler … Der In­ha­ber hat bei der Ver­fol­gung sei­nes Auf­trags über­all Zu­tritts­ge­neh­mi­gung … Be­din­gun­gen auf der Rück­sei­te. Hm.“
    „Den Rest brau­chen Sie nicht zu le­sen, Si­me­on“, sag­te Thur­man lä­chelnd. „Es ge­nügt wohl, daß ich Sie um­le­gen wer­de, ganz of­fi­zi­ell und le­gal, und da­nach Na­na neh­men wer­de.“
    „Sie kön­nen Na­na so­fort ha­ben.“ Jol­son schwang die Bei­ne über die Prit­schen­kan­te.
    „Na­tür­lich. So­bald Sie tot sind“, sag­te Thur­man und tät­schel­te das Schweins­le­der der Ta­sche. „Seit Mo­na­ten ha­be ich ver­sucht, vom Staat freie Fahrt für ein Zer­ti­fi­kat ge­gen Sie zu be­kom­men. Seit ich Na­na ken­nen­ge­lernt ha­be und mich Hals über Kopf in sie ver­lieb­te. Schließ­lich ha­ben Sie mir selbst da­bei ge­hol­fen, in­dem Sie die­ses fürch­ter­li­che li­be­ra­lis­ti­sche Wand­ge­mäl­de dort un­ten ge­pin­selt ha­ben.“
    „Sie ha­ben nach­ge­hol­fen, da­mit es so wur­de, nicht wahr?“ frag­te Jol­son. „Wäh­rend ich fort war und be­vor Lick­ty es sich gründ­lich hat­te an­schau­en kön­nen.“
    Thur­man nick­te. „Kom­men wir zur Sa­che.“
    Jol­son ver­län­ger­te ab­rupt sein lin­kes Bein, so daß sein Fuß hart in Thur­mans Knie trat. Der At­ten­tä­ter hüpf­te hoch und ließ sei­ne Ta­sche fal­len. Jol­son zog sein Bein zu­rück und sprang auf den Bo­den. In­ner­halb

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