Das Chamäleon-Korps
Tisches. Seine Metallhand ruhte auf dem Rückspulknopf des 3-D-Projektors.
„Dreimal reicht“, sagte Ben Jolson. Er war ein magerer Mittdreißiger mit herabhängenden Schultern. Draußen vor den geschwungenen Fenstern ragten Hunderte von geraden grünen Bäumen empor.
„Haben Sie sich das siebzehnjährige blonde Mädchen gut angeschaut?“ fragte Clinton Wheeler-Woolsey. Er zeigte mit seinem echten Zeigefinger auf die nunmehr leere Platte des geschnitzten Kaffeetisches. „Sie ist einfach hierher gelaufen und hat drei Soldaten der Armee der Provisorischen Regierung von Jaspar mitgehen lassen, als sie explodiert ist. Hatte solch einen schönen Hintern. Welch eine Schande!“
Jolson stand aus dem nadelgestreiften Liebessessel auf und wandte Wheeler-Woolsey den Rücken zu. Die Bäume wimmelten von blauen Eichhörnchen. „Warum wollen Sie noch einen Mann vom Chamäleonkorps hier auf Jaspar haben?“
„Das wird Ihnen in den Instruktionen erklärt, Jolson“, sagte der Frontagent des Amts für Politische Spionage. „Setzen Sie sich und hören Sie zu.“
Jolson wandte sich an den dicklichen Spionageagenten und sagte: „Dann kommen Sie endlich auf meinen Auftrag zu sprechen.“
Wheeler-Woolsey grapschte sich eine 3-D-Spule, die auf einem Klavier lag; dabei benutzte er seine schönen Metallfinger. „Ich wette, daß Sie was gegen mich haben, weil ich ein Kyborg bin, also zum Teil aus einer Maschine bestehe.“
„Nein, Clinton. Ich habe etwas gegen Sie, weil Sie das APS dazu gebracht haben, mich von Barnum mit einem Raumer hierherzubefördern, damit ich mir in Ihrem transportablen Büro einen halben Tag lang blutige Filme ansehen muß.“
Wheeler-Woolsey rammte die neue Spule in den silberbeschichteten Projektor. „Sie werden noch sehen, wie nützlich ein Büro ist, in dem man umherfahren kann. Irgendeines Tages wird es Ihnen bei einem Auftrag draußen vielleicht einmal Ihre Haut retten“, sagte er. „Jedenfalls sehe ich nicht ein, daß Sie mich dafür kritisieren, weil ich mir gerne dieses hübsche Selbstmordkind anschaue. Ich habe gehört, daß Sie eine Affäre mit einer der besten APS-Agentinnen haben sollen.“
„Mit einer ehemaligen Agentin.“ Jolson ballte eine seiner knochigen Hände zur Faust und schritt auf den dicklichen Mann zu.
Wheeler-Woolsey sprang zurück und schraubte dabei seine Metallhand ab. Er ergriff eine andere aus einem Stapel, der auf dem Klavier lag. „Bleiben Sie stehen, Jolson. Diese neue Hand enthält ein Schockkanonenspray.“
Jolson kam immer näher. „Ach ja?“
Der APS-Mann rief: „Ich habe Sie gewarnt!“ Er drückte auf eine blaue Erhebung an der neuen Hand. Die Hand surrte, erhob sich und zog ihn ans Klavier, wo sie die Bässe des Maple Leaf Rag zu spielen begann. „Ach je! Habe aus Versehen meine Klavierhand angelegt. Ja ja, jetzt können Sie ruhig hämisch grinsen, Jolson, aber eines Tages erwischt es euch Chamäleonkorps-Leute doch alle!“
Jolson lachte leise und knipste das 3-D-Gerät an.
„Wen wollen Sie imitiert haben, Clinton?“
Wheeler-Woolsey folgte der Bewegung seiner Klavierhand mit wackelndem Kopf und sagte: „Mehrere Leute wahrscheinlich. Einen davon werden Sie gleich zu sehen bekommen.“ Er stellte die Hand ab und überlegte zögernd, welche Hand er als nächste anschrauben sollte.
„Keine Waffen mehr“, schlug Jolson ihm vor. „Fahren wir mit den Instruktionen fort.“ Mitten auf dem Tisch bildete sich das dreidimensionale Innere einer heruntergekommenen Kneipe. Die verzierten Türen der Kneipe gingen auf, und ein großer, zerknitterter Mann, der in verschiedenen Tweedtönen gekleidet war, kam rückwärts heraus. Er torkelte, wedelte
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