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Das Chamäleon-Korps

Das Chamäleon-Korps

Titel: Das Chamäleon-Korps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ron Goulart
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qual­mend. „Lick­ty hat sich ges­tern abend noch mal Ihr Wand­ge­mäl­de be­äugt und einen Wa­tus­si gehüpft. Wü­tend. Hielt das Werk für li­be­ra­lis­ti­scher denn je. Hat sich ge­dacht, daß bei Ih­nen im Ober­stüb­chen der Kuckuck tönt und daß Sie hier für ei­ne Wei­le in die Plem­ple­m­ab­tei­lung ein­ge­lie­fert wer­den soll­ten.“ Sie klopf­te auf sei­ne nack­te Brust. „Sind ja ein kräf­tig aus­se­hen­der Strolch, das will ich Ih­nen las­sen. Bin ganz wild auf Män­ner mit wahn­sin­nig viel Kör­per­haar. Wächst Ih­nen ja so­gar aus den Oh­ren her­aus.“
    „Und mei­ne Frau?“
    „Der geht’s gut, und Grü­ße läßt sie Ih­nen auch aus­rich­ten.“ Die di­cke Kran­ken­schwes­ter zeig­te mit ih­rer Zi­gar­re auf einen Tisch ne­ben Jol­sons Prit­sche. „Sie hat Ih­nen so­gar ein Mit­tages­sen ein­ge­packt, um es mit zur Ver­rück­ten­farm zu brin­gen.“
    „Und mein An­walt?“
    „Der ist drü­ben in der Nach­ba­r­ab­tei­lung. Hat sich her­aus­ge­stellt, daß er auch ga­ga ist“, sag­te ihm die di­cke Kran­ken­schwes­ter. „Kopf hoch! Sie ha­ben einen pri­ma Stu­ben­ka­me­ra­den, An­dy Bür­den, den Pfei­fer.“
    „Wen?“
    „Sie müs­sen doch von An­dy Bür­den dem Pfei­fer ge­hört ha­ben, dem um­her­zie­hen­den Öko-Folks­än­ger. Er ist vor et­wa ei­ner Wo­che durch­ge­dreht.“
    Jol­son dreh­te sich um und er­blick­te einen schlak­si­gen blon­den Mann, der ge­gen­über aus­ge­streckt auf ei­ner wei­te­ren Prit­sche lag. „Für einen Wan­der­sän­ger ist er aber ver­dammt ru­hig.“
    „Nachts müs­sen wir ihn un­ter Dro­gen set­zen, sonst gibt es bis zum Mor­gen nichts als Pfei­fen und Be­schwer­den. Tags­über ist er nicht so schlimm. Macht di­rekt Spaß, das wer­den Sie noch mer­ken. In ei­ner hal­b­en Stun­de gibt es Früh­stück. Wenn Sie nicht lie­ber das hüb­sche Freß­pa­ket­chen auf­fut­tern wol­len, das Ih­re Frau Ih­nen ein­ge­packt hat.“
    „Nein, Despo­jo wird auf das of­fi­zi­el­le Früh­stück war­ten.“ Die Kran­ken­schwes­ter öff­ne­te die Tür des Zim­mers, in­dem sie ih­re Hand auf das Zehn­fin­ger-Ge­win­de­schloß leg­te. Jol­son hör­te, wie es sich von selbst wie­der ver­schloß, nach­dem sie ge­gan­gen war. Er be­ob­ach­te­te den schla­fen­den Pfei­fer An­dy einen Au­gen­blick lang, dann leg­te er sich zu­rück und blick­te an die nied­ri­ge, le­der­far­be­ne De­cke.
    An­dy Bür­den der Pfei­fer sag­te: „Zum Glück ha­ben sie mir mei­ne zwölf­sai­ti­ge Gi­tar­re ge­las­sen.“
    Jol­son, der auf ei­nem Gum­mi­plast­stuhl saß und ge­ra­de sein So­jaes­sen be­en­de­te, sag­te: „Despo­jo hat jetzt ge­nug Öko-Folksongs ge­hört.“
    Der ma­ge­re ha­ge­re Pfei­fer An­dy sag­te: „Ich sin­ge dir nur noch die­ses ei­ne Med­ley aus Müll­ab­fuhr­bal­la­den vor, Si­me­on.“
    Jol­son grunz­te und rieb sich die So­ja­kru­men aus dem Bart.
    An­dy der Pfei­fer sag­te: „Die­ses Lied heißt Der neue Ab­was­ser-im-Fluß-Sprech-und-Pfeif­blues. Das Wort ‚neu’ im Ti­tel be­zieht sich nicht auf das Ab­was­ser, son­dern auf die Tat­sa­che, daß dies ei­ne neue Ver­si­on die­ses Lieds ist. Wenn du den Song auf mei­ner po­pu­lä­ren Kas­set­ten­ver­si­on ge­hört oder ge­se­hen hast, wie ich ihn in der Sen­dung On­kel Ver­schmut­zungs Kin­der­stun­de auf­ge­führt ha­be, dann wirst du so­fort mer­ken, daß die­se neue Ver­si­on im Text viel kämp­fe­ri­scher ist. Ganz zu schwei­gen vom Pfei­fen.“ An­dy der Pfei­fer strich mit ei­nem schwie­li­gen Dau­men über die Sai­ten. „Doc Reis­ber­son hat mir ge­sagt, daß er die­se Fas­sung für hun­dert­pro­zen­tig wir­kungs­vol­ler hält. Oh, ich bin heu­te mor­gen auf­ge­wacht (twäng), und das Ab­was­ser lief (twäng-twäng) an mei­ner …“
    „Dr. Reis­ber­son?“ un­ter­brach Jol­son ihn. „Dr. Reis­ber­son von der Ab­tei­lung für Un­kon­ven­tio­nel­le Waf­fen?“
    „… Tür vor­bei (twäng). Oh, ich wach­te auf (twän­gi-twäng) heu­te mor­gen … Ja, das ist er, Si­me­on. Un­ter­brich mich nicht so. Ich mei­ne, ich wür­de dich ja auch nicht am El­len­bo­gen zup­fen, wäh­rend du ge­ra­de ei­ne epi­sche Ge­stalt malst … Heu­te

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